Wasserknappheit

von 16 alex  


In der Trockenzeit gibt es wenig Wasser.

Seit einigen Wochen gibt es kein Wasser mehr, die öffentliche Wasserversorgung ist abgebrochen, die Wasserreservoirs sind leer oder zumindest fast. Nur manchmal früh morgens sollte es Wasser geben. Mittlerweile hat sich an dieser Aussage nichts geändert. Es gibt etwa zwei Stunden von halb fünf an morgens öffentliches Wasser.

Da wir in Fedeagua mit zwei Wassertanks und einem Brunnen bestens ausgestattet sind, ist das kein Problem. Jeden Morgen laufen sie während der Zeit, in der es Wasser gibt, voll und den Tag über können wir davon zehren.

Soweit die Theorie, eines Tages hatten wir nämlich kein Wasser mehr, oder besser gesagt so gut wie keines, der Tank hatte einen Stand von etwa 10 cm. Hastig füllten wir alle Behältnisse auf, die wir in der Küche finden konnten bis der letzte Tropfen aus dem Wasserhahn tropfte. Es war Nachmittag, drückend heiß und wir hatten unsere Arbeit so gut wie hinter uns, als wir realisierten, dass das Duschen jetzt erst einmal unwichtig war. Aber wir hatten ja noch den Brunnen mit einer leistungsstarken Pumpe, die Wasser aus 25 m Tiefe in den höheren der beiden Tanks pumpt. Dieser ist für Wasserdruck und das Gästehaus zuständig, der zweite für das Küchengebäude.


Wasserspeicher bei Fedeaqua

Als ich eines morgens die Pumpe an einer nicht funktionierenden Zeitschaltuhr einschalten will, spüre ich den harten Rückstoß der Pumpe am Wasserrohr, das nach außen verläuft. In der zweiten Sekunde realisiere ich erst, dass das Rohr an der Ansatzstelle zum Brunnenschacht abgebrochen ist und das Wasser gerade auf den Boden fließt. Schnell schalte ich die Pumpe wieder aus. Erschrocken wende ich mich an William und versuche ihm zu erklären was passiert ist. Er besteht darauf, dass das Rohr nicht einfach so abgebrochen sein kann. Doch ich bin mir sicher, das es durch den besonders harten Rückstoß bei jedem Einschalten mit der Zeit einfach porös geworden ist.

Als William die Pumpe dann ein zweites mal einschaltet um zu schauen wie viel Wasser noch kommt, wird es nur noch schlimmer. Mit einem lauten Geräusch zieht die Pumpe ruckartig weiter nach unten. So schnell und stark, dass sie sowohl das Sicherungsseil durchtrennt als auch das Kabel für die Stromversorgung. Ein riesig großes Chaos, und vor allem haben immer noch kein Wasser.

Eine neue Pumpe kostet mehrere tausend Euro. Noch am gleichen Tag kam ein Brunnenspezialist, der mit einem speziellen Metallstück mit einer sehr langen Schnur, versuchte die Pumpe herauszufischen. Dabei wird versucht, das längliche hole Metallstück mit der Fallkraft über die Konstruktion im Brunnen zu stülpen, sodass diese sich dort verhakt. Und tatsächlich nach einigen Versuchen klemmte sie fest daran, und wir zogen sie mit vereinten Kräften aus dem Schacht.

Zum Glück war die Pumpe unversehrt, alles was wir erneuern mussten waren einige Stücke Rohr und das Halterungsseil. Ein Aufatmen für alle, denn der Brunnen war ein Gemeinschaftsprojekt einiger von Fedeagua und zweier Nachbarsfamilien. Bereits am nächsten Tag konnten wir alles wieder instand setzen, so dass Fedeagua wieder mit Wasser versorgt war.

Nicht so mit dem öffentlichen Wasser, im Gegenteil, die Zeit in der Wasser kommt, wird immer kürzer und manchmal kommt jetzt gar keines. Wie mir ein Tico erklärt hat, liegt das an der Art und Weise wie auf dem Land die öffentliche Wasserversorgung organisiert ist. Nämlich durch viel zu kleine Strukturen, denn regnen tut es hier mehr als genug. Allerdings nur in der Regenzeit, dann kommen von Mai bis November knapp 2000 Millimeter Niederschlag vom Himmel, so viel wie in den höchsten Lagen der deutschen Alpen. Durch den Klimawandel fallen die Trockenzeiten öfter länger und intensiver aus als früher. Menschliche Nutzung und Abholzung sowie fehlende Wasserschutzgebiete geben den Rest für die nicht notwendige Wasserknappheit.

Hoffentlich wird das besser, sonst drohen uns mit Wasserrechtskriegen irgendwann schlimmere Konflikte, als den mit der heruntergefallen Pumpe. Vor einigen Tagen hat es dann wieder das erste mal seit drei Monaten ein richtig intensives und langes Gewitter gegeben. Es war eine fürchterliche Erleichterung und Freude als die ersten Tropfen auf den staubtrockenen Boden fielen…

BlogNo:11

2 Kommentare

Kommentar von: Noah [Besucher]  

Hallo Alex,

ich bin Noah und finde die Beiträge echt schön und hilfreich, vor allem wenn man aus erster Hand über ein Land bzw. ein Projekt mehr erfahren will. Lese mich hier so durch die Seite.
Das klingt wirklich alles recht bedrohlich. Gab es genug Wasser zum Waschen oder fürs Kochen? Oder wart ihr gerade so trinkwassermäßig versorgt?
Ich denke, mit all den klimatischen Veränderungen in Richtung Dürren und intensivere Niederschläge ebenso, wird sich die Situation in Ländern wie Costa Rica eher noch verschlimmern. Es stimmt mich sehr oft tieftraurig, dass so viele Menschen im armen Süden für unseren Konsum und die westliche Lebensart büßen müssen. Ich hoffe, es kehrt bald wieder “Normalität” oder Stabilität bei euch ein. Geht das in der Regenzeit kommende Wasser einfach im Boden des Landes “verloren", weil die Speichermöglichkeiten fehlen, oder wird das von Konzernen/ der Regierung abgezapft? Ich denke, das Wasser wird vor allem für die industrielle Landwirtschaft und Großstädte benötigt oder?
Weiterhin einen guten Aufenthalt wünsche ich!

Grüße, Noah

Kommentar von: Alex [Besucher]

Hallo Noah,

Freut mich dass sie dir gefallen. Seit etwa einem Monat haben wir keine Regenzeit mehr. Die meiste Zeit hatten wir einfach nur sehr wenig Wasser für alles mit dem Wir Sparsam umgehen mussten. Als der Brunnen dann defekt war hatten wir eine kurze Zeit lang nur Trinkwasser. Zur Not hätten wir aber auch welches kaufen gehen können. Aber das war schon echt eine Erfahrung, wenn Wasser nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung steht. Fühl dich nicht schlecht deswegen, wir sollten lieber eine ehrliche Debatte darüber führen, was wir besser machen und verändern können und das dann auch tun. Sobald wie möglich. Hauptsächlich würde ich sagen liegt es an der fehlenden Speicherkapazität. Es gibt hier zwar recht viel Waldbedeckung aber das sind meist nur sehr junge Nachwüchse, die nicht an die eigentlichen Trockenwälder herankommen. Denn wenn die Ökosysteme hier intakt sind ist die Trockenzeit kein Problem, sie war ja schon immer da. Aber die Eingriffe und klimatologische Veränderung machen der Regenerationsfähigkeit eben zu schaffen. Dabei hat natürlich die Landwirtschaft einen nicht unerheblichen Anteil (Bewässerung, Erosion durch Offene Flächen, Düngemittel etc.). Bleibt zu hoffen, dass die Wälder sich weiter zum Urzustand zurückentwicklen, aber es wird wohl in Zukunft Regionen geben, in denen man nicht mehr Leben kann.
Werde ich haben!

LG Alex


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