Samstagmorgens auf der Feria Verde

von 16 alex  


Feria Verde

Es war ein Samstagmorgen auf der Feria Verde, als wir gerade von der Soda auf den Markt schlendern wollten und uns jemand entgegenkam, der unserer deutsche Unterhaltung verstand. Wie sich herausstellte ein US-Amerikanischer Sprachlehrer im Urlaub in Costa Rica. Sehr schnell entzündete sich ein Diskussion über Donald Trump, Klimawandel und die gesamte Nachhaltigkeitsdebatte, da er verriet, dass er Donald Trump gewählt hätte. Jetzt begegne ich auch mal einem von denen, dachte ich. Schon alleine deshalb reizte es mich hochgradig mit vollem Tempo in den Diskurs einzusteigen, denn im Grunde war ja schon zu erwarten, dass er seine Meinung kaum ändern würde (und ich diesem Fall wohl eher auch nicht, selbst wenn ich dafür grundsätzlich sehr offen bin).

Los ging es mit der Frage ob der Klimawandel menschengemacht sei. Die große Mehrheit der Klimaforscher stimmt darüber überein, dass der Klimawandel durch den Menschen verursacht ist, genauer gesagt durch die CO2 Emissionen die der Mensch u. a. durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe in die Atmosphäre pustetet (siehe Grafik: What's Really Warming the World?). Alle anderen natürlichen Effekte die das Klima beeinflussen wie vulkanische Aktivität etc. erklären lange nicht einen so starken Anstieg der Temperaturen gegenüber des vorindustriellen Zeitalter (schon jetzt ca. 1°C). Würden wir so weiter machen wie jetzt, ist eine Erwärmungen von 4-6°C bis zum Ende des Jahrhunderts zu erwarten. In der Pariser Klimakonferenz hat sich die Weltgemeinschaft jedoch auf das 2°C Ziel, wenn möglich 1,5°C, geeinigt. Dieses will die jetzige US-Regierung unter Trump verlassen.

Gegenüber bestreitet dagegen, das der Mensch dafür verantwortlich ist. Er sagt man könne ja gar nicht wissen, wie sich die Temperaturen auf der Erde vor so langer Zeit entwickelt hätten und deswegen könnte es auch einen natürlichen Temperaturanstieg gegeben haben. Nach jetzigem Forschungsstand gab es so etwas die letzten 40 000 Jahre nicht (siehe Grafik: When someone tells you, “The climate is always changing,” show them this cartoon), aber ein großer Unterschied ist dabei die Zeit in der diese Veränderungen stattfinden. Bei den natürlichen Klimaschwankungen (Eiszeiten) hatten die Lebewesen genug Zeit um sich anzupassen. Bei dem jetzigen Klimawandel ist das eben nicht der Fall. Ob wir nun Hauptverursacher sind oder nicht, wir müssen mit den Konsequenzen leben, bzw. sie verhindern. Und das geht nur indem wir ganz grundsätzlich unser Verhalten ändern.

Darauf entgegnet der Sprachlehrer das es für das Retten des Planeten sowieso zu spät sei, und auch Trump daran nichts mehr ändern könnte und Hillary Klinton schlimmer gewesen wäre. Hillary Klinton wäre natürlich auch nicht die Lösung für alles gewesen, aber klimapolitisch ist sie nun mal das geringere Übel. Was hat Trump denn bis jetzt gemacht, fragt er? Nun, erst neulich hat er das Klimaabkommen von Paris gekündigt, weil er für die US-Amerikaner keinen Vorteil darin sieht (damals hatte er es nur vorgehabt). Hinzu kommen die aufgehoben Dekrete bezüglich des Umweltschutzes, darunter "Clean Power Plan", der den USA erstmals verbindliche CO2 Einsparung vorgeschrieben hatte. Und schließlich will er Öl und vor allem Kohle wieder zu ihrem alten Status zu verhelfen. Natürlich, und hier hat mein gegenüber recht, wird Trump nicht die komplett initiierte Wende zu nachhaltiger Entwicklung aufheben, Solarstrom wird weiterhin billiger werden (und übrigens auch weit mehr Arbeitsplätze bringen), aber wird er doch maßgebend die Politik der kommenden Jahre wenn nicht Jahrzehnte beeinflussen.

Als wir drauf eingehen das die USA absolut den zweit größten CO2-Ausstoß besitzen, verweist er darauf, dass es ja auch genug andere Länder wie China aber auch Deutschland geben würde, die genauso oder noch mehr emittieren würden. Das wir unseren Anteil auch tragen müssen, ist ja klar, aber das ist keine Entschuldigung.

Er jedoch, fühlt sich angegriffen, meint, wir würden uns sehr viel besser fühlen und genauso wenig machen. Stimmt, wir machen sicher noch nicht alles perfekt, es ist uns aber eben nicht egal, was mit dem Leben auf der Erde passiert und bemühen uns deshalb, dass es wenigstens in die richtige Richtung geht. Und ich persönlich möchte meinen Teil beitragen und ein Teil der Lösung sein.

Genau deswegen bemühe ich mich um jede kleine Tat in die richtige Richtung, denn in der Summe erhalten sie ihre Wirksamkeit. So habe ich mich beispielsweise dazu entschieden, keinen Führerschein zu machen, stattdessen lieber mit Bus und Bahn unterwegs zu sein, meinen Verbrauch an Lebensmitteln, Kleidung, Wasser und Elektrizität so gering wie möglich zu halten und kein Fleisch und wenn möglich auch keine Tierprodukte mehr zu Essen, weil für die Produktion von Fleisch ein Vielfaches von Fläche, Wasser und CO²-Emissionen gebraucht wird als für Pflanzen. Meist wird dann auch noch Wald dafür abgeholzt, um Futtersoja anzubauen, was wiederum an die zahlreichen und Methan emittierenden Tiere verfüttert wird. Und gleichzeitig hungern etwa 800 Millionen Menschen auf der Welt. Wobei Methan noch mal um ein Vielfaches klimaschädlicher ist als Kohlenstoffdioxid. So ist die Landwirtschaft tatsächlich, laut einer Studie (Link), für 51% der Treibhausgasemissionen verantwortlich, während der Verkehr lediglich 13 % emittierte. Diese Tatsache ist dank einer sehr starken Agrarlobby eher unbemerkt geblieben. Demnach wäre die effizienteste Lösung für den Klimawandel eben eine Umstellung zur einer veganen Ernährungsweise, vor allem deshalb, weil die Auswirkungen wesentlich schneller spürbar wären, da Methan eine wesentlich geringere Halbwertszeit hat als CO2.

All diese Sachen erzähle ich so vielen Menschen wie möglich ohne sie dabei überzeugen zu wollen, so dass sie vielleicht von selbst begreifen, wie ernst das mit dem Klimawandel ist. Und vielleicht ebenfalls irgendwann anfangen zu handeln. Denn die allermeisten Menschen stimmen darin überein, dass man dringend Handeln muss, aber die wenigsten tun es auch ernsthaft genug.

Und wieder kommt das Argument es sei doch eh alles zu spät, da wäre ein bisschen negative Politik à la Trump auch egal.

Die Anfangs noch einigermaßen sachliche Diskussion endet damit, dass wir uns zunehmend in einer Endlosschleife verfangen, in der wir uns auf Fakten berufen und er sich auf sein Gefühl, oder vielleicht doch eher sein Ego. Als wir das Ende der Diskussion signalisieren, kommt er darauf zu sprechen, dass wir uns etwas beruhigen sollten, wir würden die ganze Sache einfach zu ernst nehmen, man könnte ja ganz entspannt miteinander reden.

Auf der einen Seite hat damit recht, in dem Sinne, dass der Dialog auch weiterhin, gerade mit diesen Menschen stattfinden muss. Auf der anderen Seite ist es wohl genau das was uns unterscheidet, nämlich das sich jemand um das Wohlergehen von Menschen sorgt, die noch nicht ein mal geboren wurden, das kann er einfach nicht verstehen!

BlogNo:15

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