Entwicklung um jeden Preis?

von gustav_11  

„El agua para la vida, no para la muerte!“ – ‘Wasser für das Leben, nicht für den Tod’, das war das Motto des 6. Mittelamerikanischen Forums zum Thema Wasserenergie. Zusammen mit anderen Mitgliedern ‚meiner‘ Organisation COECOCEIBA habe ich dieses Forum besucht, das dieses Mal in der Nähe von Turialba, südwestlich von San Jose stattfand. Auf der Veranstaltung waren sämtliche mittelamerikanischen Länder von Mexiko bis nach Brasilien vertreten. Diese Treffen, die seit 2002 im Abstand von 1-2 Jahren stattfinden, dienen den verschiedenen Organisationen sich auszutauschen, Ideen zu teilen und neue Kontakte zu knüpfen.

Das Megaprojekt „Plan Puebla Panamá“ (PPP) sieht vor, die Infrastruktur in den beteiligten Staaten auszubauen und das nordamerikanische mit dem südamerikanischen Stromnetz zu verbinden. „Die Präsidenten der mittelamerikanischen Staaten haben den von Mexiko ausgearbeiteten so genannten „Puebla-Panama-Plan“ zur Stärkung der regionalen Wirtschaft angenommen. Die Staatschefs unterzeichneten in San Salvador eine gemeinsame Erklärung, in der die vom mexikanischen Präsidenten Vicente Fox ausgearbeitete Idee begrüßt wird. Der Plan sieht vor, die Region zwischen Panama und dem zentralmexikanischen Staat Puebla koordiniert wirtschaftlich zu stärken, unter anderem in den Bereichen Handel, Verkehr, Tourismus, Bildung und Umwelt. Fox sagte am zweiten Tag seiner dreitägigen Mittelamerikareise, damit solle die wirtschaftliche Rückständigkeit Mittelamerikas beendet werden. Der salvadorianische Präsident Francisco Flores sprach vom Beginn einer neuen Ära. Der Plan werde in den kommenden 20 Jahren viele Arbeitsplätze schaffen“ (Associated Press 16.6.2001)

Dazu werden kilometerlange Straßen gebaut, Hochspannungsleitungen gelegt und zur Steigerung der Energieproduktion jede Menge Staudämme in den verschiedenen Ländern Mittelamerikas gebaut. Die produzierte Energie ist vorrangig für Tourismus-Zentren, Industrie, urbane Metropolen und für den Export vorgesehen und weniger für die lokale Bevölkerung.

Die regenerative Wasserenergie galt lange als ein Musterbeispiel für saubere Energie, allerdings sind die Folgen für die Natur nicht unerheblich. Durch den Bau eines Dammes und das Aufstauen eines Flusses wird das gesamte Ökosystem in und an diesem Fluss aus dem Gleichgewicht gebracht. Tieren wird der Zugang zu ihren Brutplätzen versperrt, das Wasser wird verunreinigt, flussabwärts gelegene Gebiete leiden mitunter an Wassermangel und die Existenz von angesiedelten Bauern und Indianerstämmen wird massiv gefährdet.

Um diese Katastrophen zu vermeiden haben sich alle möglichen Leute in verschiedenen Ländern vereinigt, um gegen den PPP und den Bau von neuen Dämmen, oder den Ausbau von bereits vorhandenen Dämmen zu protestieren.

Auf zum Teil sehr emotionaler Ebene wurden die verschiedenen Vereine und Projekte zum Widerstand präsentiert. Nicht selten gab es Tränen der Wut oder der Trauer, denn der „Lucha contra las represas“, der Kampf gegen die Dämme wie die Leute ihn nennen hat in den letzten Jahren viele Opfer gefordert, von zerstörten Häusern bis hin zu ermordeten Familienmitgliedern.

Zum Beispiel berichtete eine panamaische Frau über die brutalen Übergriffe der Polizei auf friedlich demonstrierende Dorfbewohner und zeigte dazu blutige Bilder, die mich als Menschen- und Bürgerrechtlich verwöhnten Deutschen extrem schockierten.

Trotz all dieser Schreckensnachrichten war die Stimmung sehr entspannt und fröhlich. Die Vorträge wurden von viel Musik und Tanz begleitet und am Abend setzte man sich noch bei einem Bier zusammen und lernte sich näher kennen.

Durch die Vernetzung der Gruppen auf Foren wie diesem soll die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft auf die Probleme des PPP gelenkt werden.

Ein Statement des Forums:
„El PPP es un Plan Para los Poderosos. Queremos un Plan Para los Pueblos!”
Der PPP ist ein Plan für die Mächtigen. Wir wollen einen Plan für die Bevölkerung!

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