Zweiter Entwicklungsbericht

von 16 alex  

Die Arbeit ist längst zum Alltag geworden, vor allem deshalb, weil das Sprachliche jetzt keine große Sache mehr ist und ich seltener eine Arbeit verrichte, die noch ganz neu ist. Das Aufgabenspektrum, seit dem Beginn der Trockenzeit im Dezember, hat sich zunehmend zu praktischen Tätigkeiten hin entwickelt. So gibt es in diesem Jahr sehr viele Veranstaltungen zu bewältigen, denn es finden 2017 insgesamt etwa 15 politische Schulen statt.

Dazu kommen noch die ganzen anderen Treffen, bei denen verschiedene Interessengruppen, Fedeagua als Veranstaltungsort nutzen. Meine Arbeit konzentriert sich dennoch mehr auf die Organisatorische Hilfe als auf inhaltliche, theoretische Arbeit. Bei Veranstaltungen kochen wir meistens für die Teilnehmer, sodass diese sich ungestört auf den Lernprozess konzentrieren können. Dazu gehört dann natürlich auch die Sauberkeit, v. a. der sanitären Anlagen und die Bereitstellung der Betten sowie von Bettwäsche. Die sonstige Zeit beschäftigen wir uns mit Renovierungsarbeiten und der Allgemeinen Instandhaltung.

Was die Renovierung angeht, haben wir beim Zwischenseminar einen Antrag im Projektgeldtopf des Jahrgangs gestellt um Farbe und einige kleinere Materialien finanzieren zu können. Wenige Wochen später konnten wir dann schon damit beginnen erste Arbeiten umzusetzen. Als erstes strichen wir die Küche von außen in drei verschieden blau tönen, die als Symbolfarben für Fedeagua stehen sollen. Alleine diese Arbeiten beschäftigten uns etwa zwei Wochen. Weiter ging es dann mit der Küche von Innen und den Beiden Zimmern von uns Freiwilligen. Abschließen konnten wir das Streichprojekt erst vor kurzem mit dem Werkzeugschuppen, und einem kleinen Gästeraum. Des weiteren wurde auch der Werkzeugschuppen ein wenig erneuert und in Ordnung gebracht. Innen wurde eine neue Halterung für Werkzeuge angebracht und außen wurde zum ersten Mal die Wand im Fedeagua blau gestrichen, dazu musste ich einiges an Geröll und Müll beseitigen. Insgesamt lässt sich über den Streichzeitraum eine Entwicklung der Fähigkeiten feststellen. Übermalte man am Anfang noch bei kleinsten Strichen wurde das später eher zur Ausnahme, da man sich ein entsprechendes Feingefühl entwickeln konnte.

Die Arbeitsorganisation erleichterte sich mit der Zeit erheblich, da man mit der Zeit automatisch an alle wichtigen Vorkehrungen dachte, wie z. B. das Zeitung unterlegen oder das direkte Auswaschen der Pinsel nach dem Arbeiten. Des weiteren arbeiteten wir auch sehr viel mit Holz. So war es auch Teil des Restaurierungsprojektes die Arbeitstische der Terrasse zu schleifen und zu lackieren. Dabei stellte sich das Arbeiten mit Holz als noch aufwändiger und schwieriger heraus als das Streichen. Es dauerte einige Zeit zu lernen, wie ich mit der Schleifmaschine umzugehen hatte, damit auch hinterher jeder der Tische noch eine ebene Fläche besitzt. Dazu kamen die verschieden Korngrößen des Sandpapiers und das Reparieren der Löcher, einmal sogar eines ganzen Stücks eines Tisches. Weitere Herausforderungen stellte das Verwenden von verschiedenen Lacks und Dichtungsmitteln, die Verhindern das Wasser in das Holz eindringen und es verrottet, insbesondere in den Tropen eine wichtiges Detail.

In der Küche installierten wir zusätzlich noch zwei Stützbalken die verhindern sollen, dass der schon etwas mitgenommen Balken der das Dach trägt, etwas entlastet wird. Die Schlugen wir aus zwei Teakbäumen heraus, die wir selbst ausgesucht und gefällt hatten, denn nicht jeder Baum eignet sich (sie müssen besonders gerade sein), und entrindeten sie. Danach mussten sie im gleichen Moment miteinander aufgestellt werden und mit Hämmern an die richtige Stelle geklopft werden. Ein weiteres Projekt war es die Küche heller zu machen, so dass man weniger Licht also Strom verbrauchen würde. Zu dem befinden wir uns ja sowieso in Guanacaste in der es die Hälfte des Jahres gar nicht regnet und immer Temperaturen über 20°C wenn nicht über 25°C hat. Wenn es im Sommer (Trockenzeit) dann richtig warm wird, bei Temperaturen zwischen 35°C und 40°C, hätte die Öffnung auch noch den Vorteil, dass der Wind besser in die Küche kommt und für mehr Luftaustausch bzw. Kühlung sorgt. Dazu öffneten wir an einer Seite die Holzwand. Latte für Latte würde behutsam entfernt um sie nicht brechen zu lassen. Denn danach wurden eben diese Latten dazu benutzt, nach dem sie abgeschliffen wurden, das Holzgitter zu konstruieren, was später dann die Wände immer noch halbwegs Einbruch sicher machte. Eine weitere Holzwand schliffen wir komplett ab und lackierten sie so, dass sie wieder in vollem Maße nach edlem Holz aussah.

Ein anderes Projekt entwickelte sich neben der alten Terrasse wo begonnen wurde ein Erdhügel, der bisher unbenutzt war, als große Sitzterrasse mit drei Niveaus auszugestalten. Sie soll beispielsweise dafür dienen, wenn sich bei Veranstaltungen Gruppen bilden und diese einen Platz brauchen um ungestört arbeiten zu können. Denn sehr vorteilhaft, liegt dieser Platz so gut wie zu jedem Zeitpunkt im Schatten. Und dort wo nicht, sollen in Zukunft noch Pflanzen gesetzt werden. Die groben Arbeiten zum Herstellen der gleichmäßigen Niveaus ist bereits abgeschlossen, in der Regenzeit wird es dann mit dem Rest weiter gehen.

Bei dem Kochen für die politischen Veranstaltungen hat sich auch einiges getan. Waren wir anfangs noch eher hilflos in der Küche, als es darum ging für mehr als fünf Personen ein typisches costaricanisches Gericht zu kochen, so ist das mittlerweile für 15 Personen ohne Unterstützung kein Problem mehr. Die Abläufe sind eingespielt und die Vorlieben der Ticos und Ticas bekannt. Hin und wieder lernen wir natürlich immer noch ein neues Gericht kennen, bei dem wir dann etwas Anweisung brauchen aber das geht meist recht schnell.

Ein weiteres Arbeitsfeld kam erst gegen Mitte der Trockenzeit auf und hatte mit dem Wasser zu tun. Denn seit dieser Zeit gibt es nicht mehr genügend öffentliches Wasser um den ganzen Tag alle Haushalte zu versorgen. Nur etwa zwei Stunden morgens gibt es Wasser. In dieser Zeit lassen wir die Wassertanks von Fedeagua voll laufen, um dann tagsüber von ihnen zu zehren. Zusätzlich hat Fedeagua auch noch einen Brunnen für Zeiten wie diesen, in denen gar kein öffentliches Wasser mehr zu uns kommt. Daher wurde das Managen der Tanks zu einer täglichen Aufgabe, insbesondere dann, wenn Gäste da sind. Denn mit meinem Chef bin ich der einzige der über das ganze System Bescheid weiß und so muss ich meistens den Brunnen betätigen. Erst neulich kam es zum Ausfall des Brunnens, da sich die Pumpe mit einem krachenden Rückstoß in den Brunnenschacht gesogen hatte. Durch einen Brunnenspezialisten konnten wir die Pumpe wieder bergen und instandsetzten, denn sie war unversehrt. Nur das Seil und das Kabel das sie durchtrennt hatte mussten wir erneuern. Das war ein Schock für alle gewesen, denn nicht nur Fedeagua sondern noch zwei weitere Haushalte beziehen ihr Wasser von dieser Pumpe. Dieses Wasser ist dann natürlich auch essentiell wenn es um das Bewässern der Pflanzen geht. Außer den Pflanzen in der Baumschule, die täglich etwas Wasser brauchen, sollen nämlich auch die Grünflächen an den Plätzen wo sich die Menschen aufhalten, hin und wieder gegossen werden, dies stellte eine nicht komplizierte, aber dafür umso mehr als eine sich Ausdauer auszeichnende Aufgabe dar.

Seit Beginn der Trockenzeit im Dezember hat sich dieser Arbeitsalltag so Stück für Stück verändert, und das Pflanzprojekt bis auf das zeitweilige gießen zurück gedrängt. In der Organisation des Arbeitsalltags hat sich jedoch einiges verändert. So werden die physischen Arbeiten üblicherweise vormittags von 7-12 Uhr und nachmittags von 13-16 Uhr erledigt. Dies geschieht von Montag bis Donnerstag. Und freitags haben wir dann unseren administrativen Teil, der sonst über die Nachmittage verteilt stattgefunden hatte. Der Vorteil liegt jetzt darin, dass ich mich nun voll und ganz auf die Arbeit für Fedeagua acht Stunden am Tag konzentrieren kann, um dann Freitags in Ruhe meine Berichte schreiben zu können und die Organisation und Koordination aller sonstigen Sachen vollziehen kann. Dazu zählt nach wie vor die Abrechnung, das Arbeitstagebuch und Kommunikation mit der Einsendeorganisation. Hinzugekommen ist nun die Verwaltung des Projektgeldkontos. Reflexion findet nach wie vor im Sinne von Blogbeiträgen (privat und öffentlich) statt.

Auch seit dem letzten Bericht habe ich einiges über mehr über lokale Früchte, Küche und Erzeugnisse gelernt. Besonders interessant dabei war für mich die Saison der Mangos und des Kaschubaumes auf der Finca direkt mit verfolgen zu können. Bei den Kaschubäumen ist das interessante, das die Frucht vorne dran wächst und, dass was wir als Frucht bezeichnen würden ist eigentlich der Fruchtstiel der sehr verdickt wie eine rote Frucht aussieht. Die Leute machen aus diesen Cashewäpfeln, wie sie auch genannt werden, ein kaltes Erfrischungsgetränk was im Sommer unglaublich angenehm ist.



Bei den Mangos erstaunt die unglaubliche Vielfalt an Sorten Formen und Nutzungsarten, auch hier auf der Finca. Es gibt ja in der Gattung Mango 16 Arten, die bekannteste ist die Mangifera indica, unsere Mango, die auch in den Supermärkten verkauft wird. Dann gibt es die Formen wie die hier Mangas genannt werden und etwas größer und rundlicher sind als die anderen Mangos, die eher länglicher sind und weniger Fruchtfleisch besitzen. Baum für Baum schmecken die Mangos hier anders, werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten reif, sind unterschiedlich groß, süß und haben mal mehr mal weniger oder mehr Früchte. Jeden Morgen kann man jetzt auf Streifzug gehen und schauen wo es wieder einige reife Früchte gibt, die vom Baum gefallen sind.

Obwohl an den Wochenenden, nachdem die Versammlungen vorbei sind, immer noch oft viel los ist, habe ich mich mittlerweile sehr gut an den Umstand gewöhnt, auch daran das Privatsphäre eher wenig vorhanden ist, denn mittlerweile fällt es mir kaum noch auf. Mit den Mitarbeitern und Mitmenschen komme ich sehr gut klar, ich nehme mir den Freiraum, denn ich brauche und integriere mich in die Aktivitäten der Gruppe soweit es geht. An den Wochenenden unternehme ich jetzt mehr, fahre nicht nur an den Strand sondern schaue mir auch die Besonderheiten der Umgebung an, wie Wasserfälle, Nationalparks und Vulkane.

Eine Herausforderung für mich war am Anfang das erlernen der spanischen Sprache, das hat sich mittlerweile sehr stark gebessert, sodass ich durchaus zufrieden bin mit meinem Lernstand. Klar verstehe ich immer noch nicht jedes Wort, aber ich kann einer Unterhaltung folgen und auch einigermaßen führen. Was noch ein bisschen fehlt, sind einige Vokabeln und Grammatik und hier vor allem die Vergangenheitsformen.

Was sich als neue Herausforderung dargestellt hat, ist das Verhältnis zu meinem Chef. Eine Konstellation dieser Art hatte ich ja nie zuvor und so musste ich einiges im Umgang mit ihm und anderen und der Verantwortung lernen. Auch, das Arbeitsorganisation nicht immer leicht ist mit Menschen mit verschiedenen Arbeitstypen und Menschen mit unterschiedlichen Verständnissen von ein und der derselben Organisation, wie sie auszusehen und vor allem wie sie organisiert sein sollte.

In der nächsten Zeit werde ich weiterhin viel als Unterstützung der politischen Schule fungieren und hauptsächlich in der Küche und mit Organisation und Sauberkeit zu tun haben. Des weiteren wird mit dem Beginn der Trockenzeit auch die Pflanzzeit wieder beginnen, sodass sich hier erneut ein weiter Schwerpunkt bei der Arbeit in der Finca bilden wird. Daneben werden natürlich auch die Renaturierungsprojekte nicht fehlen, doch die sind immer auch in großen Umfang von der Finanzierung abhängig.

BlogNo:13

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