Nicht weit vom Stamm: Die Borojó - Frucht mit Potenzial

von 16 antonia  

Ein bisschen sieht es so aus, als hätten wir die Finca für Weihnachten dekoriert. Schon viele Monate vorher…und danach einfach alles hängen lassen. Zumindest bis jetzt. Denn jetzt ist Erntezeit - für Borojó.


Der Baum im Dickicht kaum erkennbar

Bis jetzt hingen sie noch schön gleichmäßig wie Weihnachtskugeln an Bäumen überall auf der Finca verteilt, aber mittlerweile müssen wir regelmäßig den Boden rundum nach heruntergefallenen Früchten absuchen. Vom Ast wird nicht direkt geerntet, sondern erst, wenn die Früchte vom Baum fallen, meistens ist ihre Farbe dann schon von grün zu braun übergegangen und sie sind sehr weich geworden. Was bei anderen Früchten ein Indikator dafür wäre, sie lieber wegzuschmeißen, bedeutet bei der Borojó, dass sie reif ist.

Wir begeben uns während der Erntezeit deshalb mehrmals auf eine Art bizarre Ostereiersuche im Agroforst. Und der mutiert während der Regenzeit allerdings stellenweise wieder zu einem wüsten Unkrautdschungel, sodass es ohne Machete manchmal kein Durchkommen gibt.


Die Frucht

Ein kurzer Exkurs zu den Eigenschaften zu dieser zumindest äußerlich nicht besonders ansprechend aussehenden Frucht. Die Borojó patanoi, um sie bei ihrem vollen Namen zu nennen, kommt ursprünglich vor allem in Panamá und im Westen Kolumbiens vor. Die Borojó besitzt einen hohen energetischen Wert dank ihres hohen Gehaltes an Kohlenhydraten und Phosphor (ein Mineral, welches direkt die Energieerhaltung durch die Körperzellen beeinflusst). Wenn man die Frucht also greifbar hat, kann man daraus mit etwas Wasser und einem Mixer einen Saft zubereiten und diesen konsumieren, um sich mit mehr Energie der lästigen Liste der täglichen Pflichten zu widmen. Tatsächlich trinken die panamaischen Indigenen aus den Wäldern Dariens mit Borojó versetztes Wasser, wenn sie Wegstrecken in großer Hitze oder in höheren Lagen ohne Verpflegung hinter sich bringen und bis an ihre Grenzen gehen müssen.

Des Weiteren besitzt die Borojó blutdrucksenkende Wirkung, kann helfen den Zuckerhaushalt im Blut zu kontrollieren und gegen bronchiale Beschwerden eingesetzt werden. Wegen ihres hohen Nährwertes kann sie außerdem Unterernährung bekämpfen. Neben Phosphor enthält sie viel Eisen, Magnesium, Kalzium, Zink, Vitamin A und C, sowie essentielle Fettsäuren. Kein Wunder also, dass diese äußerlich wenig ansprechende Frucht, innerlich ein riesiges medizinisches Potenzial ausweist.

Allerdings ist Borojó weniger wegen ihrer konventionellen medizinischen Eigenschaften als vielmehr wegen ihrer Wirkung als Aphrodisiakum bekannt: „Es viagra natural“, unterbreitet Lea uns verschwörerisch zwinkernd, „para nosotras y para los hombres...“ Dank dieser Eigenschaft hat es die Borojó wohl sogar bis in die kolumbianischen Telenovelas gebracht. Und der Fruchtsaft aka „Jugo de amor“ soll im kolumbianischen Nachtleben verbreiteter sein als andere Potenzmittel...


Wir kochen leckere Marmelade

Auf der Finca stellen wir aus der Frucht bisher nur Marmelade her. Dafür müssen nach dem Sammeln die Früchte zu Masse verarbeitet werden. Das sie schon sehr weich sind lassen sie sich kinderleicht zerdrücken. Dem noch eher cremigen Brei wird Wasser zugesetzt um die Kerne auszusieben und die Masse etwas zu verflüssigen. Dann wird das Ganze mit Zimt und Zucker in einem geschmiedeten Topf über dem Feuer gekocht, bis die Konsistenz fester wird und die Mischung an brodelnden Schlamm erinnert. Vom Feuer unter dem Topf steigt Rauch auf, der in den Augen beißt, sodass die Marmeladensessions manchmal mit ein paar Tränen enden. Zuletzt wird dann alles heiß in Gläser abgefüllt und gut verdeckelt. Listo! Heute mal ein magisches Marmeladenbrot vorm Schlafengehen?

Und hier noch ein paar Links zum Weiterlesen:
Wie schmeckt eigentlich ... Borojo?, rollingpin.at
Propiedades del borojo: conoce esta poderosa bebida energética natural,http://remedios.innatia.com
¿Para qué funciona el Borojo?,borojo.net

BlogNo:06

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...