Meine erste Reise alleine durch Costa Rica

von 17 jeanne  

Heute morgen habe ich um viertel vor 9 das Haus von Maria Elena verlassen. Dieses liegt in San José, der Hauptstadt von Costa Rica. Anna, eine Freiwillige meines Jahrgangs hat mich begleitet, damit ich nicht alleine gehen muss, denn die umliegende Gegend ist nicht gerade die Beste.

Mein Ziel ist Costa de Pájaros, denn dort liegt mein Projekt, also meine Einsatzstelle in der ich das ganze Jahr über bleibe. Die einzige Wegbeschreibung die ich bekommen habe, besteht aus einer von meiner costarikanischen Gastmutter verfassten Nachricht auf spanisch. Kurze Erläuterung: mein Wortschatz in Spanisch besteht aus nicht sehr vielen Wörtern. Um genau zu sein bestehen meine Spanisch Kenntnisse aus den paar Stunden Spanischunterricht, die wir von unserer Koordinatorin Jahel in den ersten 2 Wochen erhalten haben. Ein weiterer kleiner Zusatz: Ich kann Fragen stellen, mein Problem ist jetzt nur, dass ich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die Antworten nicht verstehe.

Für mich hat es allerdings einen weiteren Vorteil gebracht, dass Anna mich begleitet hat, denn so konnte sie etwas von meinem Gepäck tragen. Als wir am Busterminal angekommen sind, hatten wir noch etwas Zeit, denn der Bus sollte erst um 9.30 Uhr losfahren und so setzten wir uns hin und plauderten etwas. Die Zeit verging und auf einmal war es 9.37 Uhr, dann 9.45 Uhr, als es dann 9.50 war konnte ich endlich in den Bus einsteigen. Ich verabschiedete mich von Anna und stieg ein. Ich hoffte darauf, dass sich niemand neben mich setzten würde, damit ich meinen unhandlichen Rucksack nicht in die höher liegende Ablage hiefen musste und ihn neben mir lassen konnte, so hätte ich ihn auch besser im Blick.

Wie es allerdings kommen musste, wollte sich ein Mann neben mich setzen. Ich war davon nicht gerade angetan, aber wenigstens half er mir meinen Rucksack nach oben zu tun. Als er sich setzte fing er direkt ein Gespräch an (auf Englisch natürlich). Im Endeffekt kann ich sagen, dass ich froh über dieses Gespräch bin, denn er erklärte mir welchen weiteren Bus ich nehmen musste. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt, ich weiß nun eine ganze Menge über ihn. Er hat 7 Kinder, was seiner Meinung nach normal für costarikanische Menschen ist.

In Puntarenas angekommen half mir noch ein Typ den richtigen Bus zu nehmen, ich hatte noch eine gute Stunde Zeit, die ich nutze um ein paar Vokabeln zu lernen, mit denen ich mich besser vorstellen konnte. Während ich auf einem Baumstamm am Strand (dort war übrigens auch die Bushaltestelle) saß kam noch ein Bagpacker Pärchen vorbei, der Mann war Deutscher (dank der Birkenstocks nicht zu übersehen, die genau die gleichen waren, wie ich sie mir für Costa Rica gekauft habe) und die Frau Spanierin. Sie wollten über Costa Rica nach Nicaragua reisen. Mit ihnen hab ich mich unterhalten bis der Bus kam.

Ich habe dem Busfahrer gesagt er soll mich bei „la licorera“ rauslassen (heißt wohl so viel wie Schnapsladen). Der Busfahrer hat dann erst mal angefangen mit einer älteren Dame zu diskutieren, wo genau er mich dann rausschmeißen soll. Man merkt, dass man nicht in Deutschland ist, denn hier fährt der Busfahrer einfach permanent mit offener Tür, er schließt sie nur wenn er gefühlt über 50 km/h beschleunigt, was bei der Klapperkiste und den Straßen hier nicht das beste Gefühl auslöst. Er hält an um mit Bekannten ein paar Sätze auszutauschen und unterhält sich durchgehend mit irgendwelchen Leuten die ein und aussteigen.

Es kommen Verkäufer rein und die Dame neben mir hat sich 2 Tüten Mamon Chinos gekauft, allerdings setzte sie sich unmittelbar davor auf die in dem Moment leer gewordenen Sitze nebenan. Freundlicherweise reichte sie mir eine Hand voll rüber. Dem kleinen Jungen, der sich in der Zeit neben mich gesetzt hatte, bot ich 2 mal jeweils eine an. Zuerst dachte ich er wäre unhöflich, weil er nichts sagte, aber er bot mir ebenfalls 2 mal jeweils 3 Kaugummis an. Zu betonen ist, dass der Busfahrer natürlich ebenfalls während der Busfahrt Mamon Chinos mampfte.

Wir mussten auf Grund eines quer stehenden LKW anhalten, der auf beiden Seiten im Graben hing. Nach einiger Zeit ging es zum Glück weiter. Als mir der Busfahrer andeutete auszusteigen, stand dort schon mein auf mich wartend Gastvater. Noch sehr holprig und wortarm versuchten wir uns zu unterhalten. Er brachte mich zu meinem neuen Zuhause. Es ist wirklich klein, aber vollkommen ausreichend. Als wir die Stufen zum Haus runter stiegen kam aufgeregt schon meine Gastmutter Esther entgegen. Wir hatten eine sehr herzliche Begrüßung. Ich versuche mich so gut es geht mit ihnen zu unterhalten, sie bemühen sich sehr, damit ich alles verstehe und ich mich ebenso.

Sie fangen immer an zu lachen, wenn mir ein Wort nicht einfällt und ich daraufhin anfange in meinem kleinen Wörterbuch zu suchen. Ihr Sohn (24) muss auch immer anfangen zu lachen, wenn die beiden anfangen zu reden und ich wie es für in aussieht, nicht wirklich verstehe, worüber sie reden. Er meint aber, dass es ihn glücklich macht und er es schön findet zu sehen, dass ich versuche zu reden und wie schnell ich anscheinend lernen würde. Er sagt es macht ihm Hoffnung Englisch und Deutsch zu lernen.

Erwähnenswert ist auch noch, das ich am nächsten morgen schon eine sehr wichtige Lektion gelernt habe. Man sollte nicht nur seine Gummistiefel vor dem rein schlüpfen gegen etwas klopfen sondern auch seine Anziehsachen, denn wie sich raus gestellt hat war in meiner Hose heute morgen ein kleiner Skorpion, dem es nicht gefallen hat, dass ich seinen Unterschlupf anziehen wollte. Er hat es mich spüren gelassen. Jetzt weiß ich allerdings auch, dass ich nicht allergisch bin und das Limonen hilfreich bei solchen Stichen sind.

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