Ein Besuch im Supermarkt

von 17 julia  

Ich bin mit meiner Gastmutter in einem Supermarkt in der Hauptstadt San Jose einkaufen.

In der Gemüseabteilung will ich Tomaten und Möhren in meinen Einkaufskorb packen, doch meine Gastmama warnt mich vor dem gespritzten Gemüse. Okay das erscheint mir logisch, dann wird darauf heute mangels biologischer Alternativen verzichtet.

Bei Milch und Käse sieht es ähnlich aus. Tierische Lebensmittel in Bioqualität lassen sich fast nirgendwo finden und wenn doch, sind diese meist aus Europa importiert und für mich viel zu teuer.


Eier gibt es im Supermarkt häufig nur in diesen großen Paletten zu kaufen. Eine Palette mit 15 Eiern kostet umgerechnet ca. 1,70€.


Stände wie diesen, lassen sich an jeder Straßenecke finden. Dort gibt es einheimisches Obst und Gemüse für meist noch weniger Geld als im Supermarkt.


Ein typischer günstiger Supermarkt in San Jose.

Eier gibt es überall und günstig in Massen zu kaufen. Schließlich isst doch jeder anständige Costa-Ricaner zum Frühstück Gallo Pinto mit Rührei. Woher die Eier kommen und wie es den Hühnern ergeht? Der Verbraucher erfährt es im Supermarkt nicht und er will es wahrscheinlich am liebsten auch gar nicht erfahren.

Einheimisches Gemüse und Obst wie Bananen, Ananas und Avocado bekommt man hier an jeder Ecke für sehr wenig Geld (Beispiel: Fünf Avocados gibt es für 1,50€, eine Banane für 7cent).

Erkundigt man sich nach Herkunft oder Qualität der Lebensmittel an diesen Ständen bekommt man als Antwort nur „Ich weiß es nicht, ich habe es selbst nur im Großhandel gekauft“.

Das bedeutet auch hier muss man vorsichtig sein.

Costa Rica ist weltweiter Spitzenreiter im Einsatz von Pestiziden und Exportweltmeister im Ananasgeschäft.

Auf den weit verbreiteten Plantagen werden die Früchte mit Chemikalien behandelt, um Schimmel und Insekten- und Pilzbefall zu verhindern. Die Pestizide gelangen in die Flüsse, die vielen Menschen als Trinkwasserquelle dienen und dann weiter ins Meer.

Zudem wurde in den letzten 50 Jahren über 40 Prozent des ursprünglichen Waldes in Costa Rica zerstört, um unter anderem Platz für Monokulturen zu schaffen. Nur langsam wird diese Fläche wieder aufgeforstet.

Neben der Umwelt leiden oft auch die Arbeiter und Anwohner unter dem hohen Gifteinsatz, langfristig können hochpotente Pestizide zu Atemwegserkrankungen, Krebs und Unfruchtbarkeit führen. Eine Mitfreiwillige berichtet mir von riesigen Ananasplantagen im Süden des Landes, auf denen die Menschen in kleinen Dörfern leben. Was dieses Leben auf den Plantagen für eine Konsequenz für die Gesundheit der Menschen mit sich zieht, will man sich gar nicht vorstellen.

Einheimisches Obst und Gemüse in Bioqualität lässt sich in den normalen Supermärkten nicht finden. Meine Gastmutter erklärt, dass viele Bauern befürchten, ihre Ernte würde aufgrund der vielen Insekten hier und des tropischen Klimas verderben, wenn sie keine Pestizide einsetzen.

Alternative Methoden, um die Schädlinge zu bekämpfen, werden hier im Land schon genutzt, sie sind jedoch deutlich teurer und lassen sich deshalb nur auf kleineren Flächen anwenden.

Das alles steht für mich im deutlichen Widerspruch zum grünen Image des Landes. Für mich in Costa Rica bedeutet es eine Aufgabe der luxuriösen Standards, wie Biolebensmittel und tierische Ersatzprodukte, die ich in Deutschland gewohnt war. Die fehlende Transparenz bei der Herkunft und Produktion von Obst, Gemüse und tierischen Lebensmitteln in den Supermärkten ärgert mich und leisten kann ich mir einen Einkauf von exportierten Biolebensmitteln und Ersatzprodukten auch nicht und zudem macht es das Problem auch nicht kleiner.


Der wöchentliche Biomarkt in San Jose mit biologisch angebautem Obst und Gemüse aus der Region, Brot, Käse und Naturkosmetik.

Eine kleine Entschädigung ist der wöchentliche Einkauf auf der „Feria Verde“ in San Jose. Auf dem Markt gibt es nur biologisch angebaute und produzierte Lebensmittel aus der Region und hier kann man sich zumindest für eine Woche mit Obst und Gemüse eindecken, um dann mit gutem Gewissen und vollem Bauch wieder nach Hause zu laufen.









Quellen zum Text und weitere Infos zu dem Thema industrielle Landwirtschaft und dessen Folgen in Costa Rica:
Costa Rica: Die Schweiz Mittelamerikas
ard: Der Preis der Bananen
Quetzal: Die Ananasproduktion in Costa Rica
Landwirtschaft in Costa Rica
taz: Wie die Ananas Costa Rica ruiniert

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1 Kommentar

Kommentar von: Radi [Besucher]

Ach ja so eine Feria Verde würde man sich hier in Nicoya auch wünschen. Da sitzt du wahrscheinlich noch an der grünsten Quelle. Irgendwann stumpft man auch ab und fragt sich gar nicht mehr was man da gerade zu sich nimmt. Umso schlimmer dass die Menschen hier einfach dauerhaft keine anderen Optionen haben. In jedem Städtchen ein Bioladen oder Reformhaus… Man in was für einem gesundheitlichen Luxus wir doch leben. Schnabulir ein Kokos-Eis für mich mit :)


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