Lass die Affen die Arbeit machen.

von 17 philipp  


Weißschulteräffchen

Wie pflanzt man einen Wald?

Über 800 Baumarten sind heimisch in den Regenwäldern rund um „el Sur“. So sehr man sich auch um Diversität bemüht, es ist unmöglich all diese Arten, deren Unterarten und natürlich die unzähligen Pflanzen niederer Schichten anzusiedeln, zu pflanzen und zu pflegen. Allein die Beschaffung der verschiedenen Samen wäre ein Sysiphos Projekt.

Wie also schafft man einen Wald dort wo noch vor 20 Jahren außer ein wenig Gras nichts zu leben schien?

„Lass die Affen die Arbeit machen.“ meint Miguel, der Organisator des Projekts „Arbofilia“, das nun schon seit Jahrzehnten an der Wiederaufforstung eines ökologischen Korridors in der Nähe des Carrara Nationalparks arbeitet, und zeigt uns die etwa zwei Meter hohen Zöglinge des Guava-Baumes, dessen süße Früchte ganz oben auf der Speisekarte von Makaken und Brüllaffen stehen.

„Wir müssen lernen die Kräfte der Natur zu nutzen“ sagt er, bevor er zu erzählen beginnt:

neben Vögeln und Wind spielen Affen bei der Verbreitung von Samen eine entscheidende Rolle. Viele Arten bewohnen großflächige Gebiete und legen auf der Suche nach süßen Früchten teils Strecken von 10 bis 20 Kilometern zurück. In ihren Därmen befördern sie dabei alles was Ökologen glücklich macht.

Viele Pflanzen, darunter wichtige hohe Schattenbäume, produzieren süße Früchte oder hüllen ihre Bohnen in ein zuckriges Gel. Davon profitieren neben Affen auch pausierende Freiwillige, deren Vorlieben denen der Baumbewohner gleichen.

„ANR“ oder „Accelerated Natural Regeneration“ nennt man Maßnahmen zur Wiederaufforstung, die sich natürliche Prozesse zunutze machen. Darunter fallen Exoten wie die Wiederbelebung von Baumstümpfen, oder der gezielte Einsatz von Mykorrhiza-Pilzen, aber auch Klassiker wie das Ausbringen von Vogelfutter.

Bei Arbofilia kommen vor allem zwei Techniken zum Einsatz:


Unser Vivero: Setzlinge bereit zum Auspflanzen

Durch das gezielte Pflanzen von Futterbäumen für Affen und Vögel erhöht sich der natürliche „Samenregen“ auf die Fincas des Projekts, wodurch die Diversität der Bepflanzung zunimmt. Bei einem Rundgang mit Miguel stoßen wir immer wieder auf seltene Arten, die selbständig ihren Weg in den Korridor gefunden haben und die Affen (vor allem Weißschulteräffchen) bestätigen mit ihrer ständigen Präsenz in den Kronen der Mamonchino-Bäume den Erfolg der Maßnahme.

Beim selektiven „chappen“ schneidet man stellenweise Unkraut zurück und reduziert so den Konkurrenzdruck auf die umliegenden Bäumchen. Der als Mulch zurückgelassene Abschnitt beschattet den Boden und hält Feuchtigkeit rund um die fragilen Sprösslinge. Vor allem die Biomasse der allgegenwärtigen Leguminosen (sie stellen etwa die Hälfte aller Arten) versorgt den kargen Boden mit dringend benötigtem Stickstoff, weshalb man den Lebenddünger in Baumform liebevoll pflanzt, pflegt und letztendlich chappt.

Die Affen werden uns die Mühe danken.

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