Sonntagmorgen-Reflektionen

von 16 hanna  

Vor zwei Monaten habe ich die Großstadt in Deutschland verlassen und lebe seither ein ruhigeres Leben im Corredor. Die Zeit hier läuft anders, habe ich manchmal das Gefühl. Irgendwie gibt es mehr davon, obwohl doch jede Tätigkeit mehr Zeit in Anspruch nimmt.

Zum Beispiel das wöchentliche Waschen meiner Arbeitsklamotten, die hauptsächlich aus Leggins, alten Hemden, alten Sport-Bhs und noch älteren Socken bestehen (hierbei misst sich “alt” nicht in Zeit, sondern in Abnutzung). Es hat sich durchgesetzt, sonntags direkt nach dem Aufstehen die bereits tagelang eingeweichte Kleidung endlich Mal richtig zu schrubben – ich bitte alle Menschen an dieser Stelle die Augen zu schließen, sich eine Minute Zeit zu nehmen (Ihr habt sie, wirklich!) und Dankbarkeit für den Zugang zu einer Waschmaschine zu empfinden!!

Ich fange an mit den Socken, deren weiße Stellen schon lange nicht mehr gestrahlt haben. Diesmal sind sie besonders dreckig.’Achja’, fällt mir ein, während ich das braune Wasser herauswringe, ‘die sind von Dienstag’. An dem Tag mussten wir mehrere Male die nach den heftigen Regenfällen sehr vollen Flüsse überqueren, mit zwei voll beladenen Pferden, die nicht mehr Lust dazu hatten als wir. Dabei sind meine Gummistiefel mehrere Male vollgelaufen, ob mit Wasser oder Schlamm vermochte ich nicht mehr zu sagen. Das nächste Paar ist zum Glück schwarz.

Als nächstes das Hemd. Ich breite es vor mir aus und sehe die grünbraunen Moosflecken überall verteilt. Auch das ist dieses Mal außergewöhnlich schmutzig, doch ich bin darauf vorbereitet. Als wir die Bambusrohre für eine nicht besonders kurze, dafür aber extra steile Strecke vom Ort der Ernte zum Ort der Verarbeitung tragen mussten, nutzte ich das Hemd als Polster für meine Schulter. Schon in dem Moment, in dem ich das Rohr heraufhievte wusste ich: das gibt extra Schrub-Muskelkater. Daher ist meine bevorzugte Strategie inzwischen auch einfach, das Hemd auszuziehen. Der Körper ist einfacher zu waschen.

Da fällt mir der Sport-BH in die Hände. Auch hier Spuren der rostbraunen Erde, von dem Tag in unserer Baumschule. Beim Schrubben schwelge ich in der Erinnerung: Es war sehr heiß und sonnig, wir saßen zu dritt aber meistens im Schatten, befüllten unsere Pflanzsäcke mit Erde und unterhielten uns lange über alles, was uns in den Sinn kam.

Und zu guter Letzt die Leggins, die erstaunlicherweise am leichtesten zu säubern ist (ob es was damit zu tun hat, dass alle, die ich besitze, dunkelfarbig sind?) und ab in den “Trockner”, nichts anderes als eine Wäscheschleuder, die wir dem Himmel sei Dank besitzen. Ich trockne meine Hände und denke daran, was wir diese Woche alles geschafft haben und dass wir doch immer einen Schritt weiterkommen, auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt.

Das gibt Hoffnung - “Poco a poco”, wie Kollege Geovani zu sagen pflegt.

BlogNo:02

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