Beisammensein

von 17 jana  


Wie Weihnachten. Nur viel zu warm. Und ohne Familie.

Mit dem Dezember beginnt in Deutschland eine besondere Zeit. Draußen wird es kalt und dunkel und in den Häusern heimelig warm. Die Familie kommt zusammen, es werden Plätzchen gebacken und Kerzen angezündet, Tannenbäume geschmückt und Lichterketten aufgehängt. Die Weihnachtszeit ist eine gemütliche Zeit und die Feiertage verbringt man doch irgendwie immer gleich. Jede Familie hat ihren festen Ablauf, der sich jedes Jahr mehr oder weniger wiederholt.

Verbringt man diese Zeit dann allerdings am anderen Ende der Welt, so wird das Fest zu einer völlig neuen Erfahrung und nichts ist so, wie man es seit Jahren kennt. So war es jedenfalls für mich dieses Jahr mit dem Weihnachtsfest in Costa Rica.

Anfang November wurden die ersten Zeichen der Vorfreude in der erzkatholischen Nation sichtbar. Auf jedem Platz in den Städten wurden riesige Tannenbäume aus Metall und Plastik aufgestellt und in den Supermarktregalen finden sich die bekannten Kekse in einer Sonder- Weihnachtsedition. Die Leute, die es sich leisten können, bringen penetrant blinkende, bunte Lichterketten und Dekorationen in Form von Schneemännern, Nikolausstiefeln, Zuckerstangen und jeglichen anderen Symbolen, die für Weihnachten stehen, an ihren Häusern an. In den Geschäften werden Plastiktannenbäume, geschmückt mit Lamettagirlanden, wahlweise auch bestäubt mit weißem, Schnee darstellendem Puder, verkauft und in den Nobelvierteln San Josés kann man sogar echte, aus Kanada importierte Tannenbäume finden. Das Ganze wirkt von außen betrachtet recht skurril, da hier gerade die Trockenzeit und damit der „Sommer“ beginnt. Schneeflocken passen bei 30°C genauso wenig ins Bild wie die Tannenbäume zwischen den Palmen, denn beides hat die Mehrheit der Menschen hier noch nie selbst zu Gesicht bekommen.


Tamales gibt es bei fast allen

Bevor eine/r fragt: Ja, mit Reis und Bohnen!

Bei mir im Indigenengebiet hält sich das Spektakel in Grenzen, da sowohl die finanziellen Mittel, als auch der U.S.amerikanische Einfluss sehr gering sind. Die Menschen gehen weiterhin zur Kirche und an Heiligabend gibt es im Dorf eine Party. Alle kommen im Gemeindesaal zusammen, es werden gemeinsam Tamales, in Bananenblättern gekochter Reis, gegessen und gefeiert.

Ich habe dieses Weihnachtsfest mit den anderen ProREGENWALD-Freiwilligen in dem Projekt verbracht, wo wir auch schon zu Beginn unserer Zeit in Costa Rica zum Welcome-Seminar zu Besuch waren. Wir verbrachten ein paar tolle freie Tage im Regenwald, schwammen im Fluss, machten Ausritte mit den zwei Pferden der Organisation Arbofilia und schliefen auf einer Finca in den Bergen unter freiem Himmel. Das Weihnachtsessen wurde spontan aus dem, was gerade zur Hand war auf dem offenen Feuer gekocht und jeder trug das dazu bei, was er konnte. Die größten Geschenke waren deutsche Kekse und Weihnachtssüßigkeiten, die einigen aus der Heimat geschickt und mit allen geteilt wurden.

Obwohl unser Fest so einzigartig war und sich auch vereinzelt wehmütige Gedanken an die Heimat in die Stimmung mischten, glaube ich, dass es sehr viel näher am eigentlichen Weihnachtsgedanken war, als jede perfekt durchgeplante deutsche Familienfeier. Denn für mich ist der eigentliche Sinn von Weihnachten das Beisammensein mit den Menschen, die man gern hat und kein großes Fest mit Bergen von Geschenken, auf Hochglanz polierte Häuser und der Stress, alles rechtzeitig fertig zu bekommen. Wir waren beisammen und das war dieses Weihnachten das Allerwichtigste.

BlogNo:06

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