Schildkröten-Wochenende

von 17 leonie  

Ich hatte vor einigen Monaten die Möglichkeit für ein Wochenende in einem Schildkröten-Projekt in der Nähe von Jiménez zu arbeiten. Das Projekt an sich ist mit ca. 2-3 Freiwilligen vergleichsweise sehr klein. Mit zwei Tagen Arbeitserfahrung kann ich euch zugegebenermaßen nicht besonders viele Details erklären. Ich versuche jedoch so viel Erinnerung aus meinem Hirn zu quetschen wie es geht.


Playa Preciosa ist ca. 30 Fahrradminuten von Puerto Jiménez entfernt

Das Projekt wurde vor einigen Jahren von einer ausgewanderten US-Amerikanerin gegründet und dient dem Schutz der hier lebenden Schildkröten. Der Standort des Projektes ist der Strand mit dem Namen 'Playa Preciosa' (bildschöner Strand), welcher ca 30 Miunten von meinem Heimatort Puerto Jiménez entfernt liegt. Und ja, er hat sich seinen Namen verdient!

Die Brutzeiten der unterschiedlichen Schildkrötenarten variieren, die meisten Arten brüten jedoch von Mai bis Oktober. Während dieser Zeit werden also jede Nacht und jeden Morgen die Strände von Freiwilligen abgelaufen. Denn auch heute noch gelten Schildkröteneier in Costa Rica als Delikatesse, weshalb die frisch gelegten Eier Nachts gerne ausgebuddelt und verkauft oder selbst verspeist werden. Aber nicht nur Menschen haben es auf die Eier abgesehen. Der Hauptfeind der kleinen Schildkrötenbabys sind Tiere wie Waschbären oder andere Säugetiere die Nachts auf der Suche nach Nahrung sind. Eine große Gefahr stellen jedoch auch Hunde da, die an Schildkrötenstränden ohne Leine spazieren geführt werden und die Nester spaßeshalber ausgraben.


Handlich klein, so eine Babyschildkröte

Auf ihrem Weg ins Meer

Beim Beschriften von den Nesten. Rechts kann man außerdem den Kayentpfeffer auf dem Nest sehen.

Die Eier werden ins neue, von uns gegrabene Nest gelegt

Auf der Suche nach dem Schildkrötennest

Die Aufgabe der Freiwilligen besteht also darin die Schildkrötennester an einen sicheren Ort zu relokalisieren um so die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass die kleinen Schildkröten es sicher ins Meer schaffen. Der andere Teil der Arbeit besteht darin, so viele Daten über die Schildkröten zu sammeln wie es geht.

Wir sind nachts also den Strand abgelaufen (da Schildkröten ihre Nester nachts legen) und haben nach Schildkrötenspuren im Sand gesucht. Sobald wir die Spuren gesichtet hatten, haben wir sie ausgemessen und mit Hilfe eines GPS-Gerätes wurde zusätzlich der Standpunkt des Nestes dokumentiert. Anschließend wurde mit einem Stock vorsichtig in den Sand gestochen, um das unterirdische Nest zu finden. Nachdem das Nest gefunden freigelegt wurde, werden die Eier, möglichst ohne sie auf den Kopf zu drehen (da dadurch die Entwicklung der Schildkrötenembryos gestört werden kann) gezählt, in einen Eimer gelegt und an einen sicheren Ort zum Schlüpfen gebracht.

Einige der größeren Schildkröten-Organisationen haben für diesen Zweck einen abgezäunten Bereich der ungewünschte Besucher fernhalten soll. Das Projekt, in dem ich mithelfen durfte relokalisiert die Eier jedoch an einem unauffälligen Ort ohne Abzäunung, da die Schildkröten so die Möglichkeit haben nachts natürlich zu schlüpfen und ihren Weg ins Meer zu finden. In Projekten mit Abzäunungen werden die Schildkröten, die bereits im Nest geschlüpft sind aus ihren Nestern ausgebuddelt und unter Aufsicht ins Meer freigelassen.

Nachdem wir an einer sicheren Stelle ein neues Nest gegraben hatten, wurden die Eier dort sicher verstaut und das Nest geschlossen. Abschließend wird das Nest mit Kayentfeffer bestäubt, um wilde Tiere fernzuhalten. Außerdem wird jedes Nest mit einem kleinen Stock bestückt der das Datum von vor 7 Tagen vor der Relokation trägt. Es wird nicht das richtige Datum geschrieben, damit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass menschliche Nestplünderer die Eier liegen lassen, da nur frisch gelegte Eier auch gegessen bzw. verkauft werden können.

Während des Rundlaufs am morgen hatte ich außerdem das Glück mitzubekommen wie ein Schildkrötenwurf freigelassen wurde. Die Organisation bei dessen Arbeit ich mitgeholfen habe versucht die Schildkröten so natürlich wie möglich schlüpfen zu lassen (das bedeutet, dass die Babys nach Möglichkeit nachts ohne Hilfe schlüpfen). Jedoch haben einige Nachtwächter des Strandes es sich zur Aufgabe gemacht bei der Conservation-Arbeit zu assistieren, unabhängig davon, ob es wirklich hilfreich ist oder nicht. Die Schildkrötenbabys wurden also von der Nachtwache ausgegraben und an den Stand gesetzt, obwohl die Kleinen noch ein wenig mehr Zeit im Nest gebraucht hätten. Auch wenn ich mittlerweile weiß, dass es für die Tiere selbst nicht besonders entwicklungsförderlich war, muss ich sagen, dass es ein ziiiemlich besonderer Moment war die kleinen Babyschildkröten ins Meer krabbeln zu sehen. Denn Babyschildkröten sind einfach UNGLAUBLICH NIEDLICH!

Ich muss sagen, dass ich mir die Arbeit in einem Schildkröten-Projekt weitaus einfacher vorgestellt habe. Es ist jedoch wirklich Knochenarbeit jede Nacht mehrere Stunden den Strand abzulaufen und Höhlen für die Schildkröteneier in den Sand zu graben.

Als Abschluss dieses ziemlich vollkommenen Wochenendes hatte, ich zu Ende meiner Nachtpatrole die Möglichkeit den wohl schönsten Sonnenaufgang meines Lebens beobachten zu dürfen. Der Himmel was voll mit hellen und dunklen blau, pink, rot und orange Tönen, die keine Kamera dieser Welt originalgetreu einfangen könnte.

Ich hatte also ein ziiiemlich interesantes und erfüllendes Wochenende im Schildkröten-Projekt am Playa Preciosa! :)


Zum Weiterlesen, ein Beitrag von Miriam:
Die Schildkröten von Ostional

BlogNo:03

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