Arbeitsreise nach Santa Isabel

von 17 jona  


Finca-Besichtigung

Dienstreise. In Deutschland versteht man darunter meist, morgens irgendwohin zu fahren und idealerweise am nächsten Tag nach getaner Arbeit wieder zurück zu kommen. Bei uns ist das anders. Beschwerlicher. Aber bestimmt auch spannender - und deshalb fiebern die Freiwilligen immer darauf hin, bei einer der Reisen dabei sein zu können. Diesmal war ich an der Reihe: ich durfte bei einer der GATO-Arbeitsreisen dabei sein.

Zwar nicht wie meine Mitfreiwilligen vorher nach Rama Cay an der Ostküste Nicaraguas, sondern ins tiefste Inland Nicaraguas in die Region Santa Isabel. Reisegrund war, wie bei allen GATO-Arbeitsreisen, die Besichtigung und Dokumentation von Fincas anderer Sano y Salvo-Mitglieder und ihre Beratung. (Was sind Arbeitsreisen, GATO`s, „Sano y Salvo“-Mitglieder?: http://blog.forestguardians.net/?p=1729)

Unsere Reise begann ganz entspannt am Busbahnhof in Nueva Guinea und gemeinsam mit meinem Reisebegleiter und GATO-Mitglied Cristobal fuhren wir zunächst ca. 2h mit dem Camión in ein kleines Dorf namens „La Union“ und von dort weiter in Richtung Endhaltestelle. Die Endhaltestelle war sehr einfach zu identifizieren: die Straße hätte wegen übermäßigem Matschaufkommen einfach nicht weiter befahren werden können. Von dort aus ging es zu Fuß weiter, zunächst über eben diese Matschstraße, und später durch wunderschöne Natur, die leider zu häufig von brandgerodeten Flächen unterbrochen wurde.

Nach 4 Stunden „laufen“ (dabei handelte es sich eher um ein fast-joggen, der Schrittmesser meines Smartphones zeigte 17 km an) kamen wir kurz nach Einbruch der Dunkelheit schließlich am Haus von Oscar – ein weiteres GATO–Mitglied – an.


Dokumentation

Künftiger Agroforst

Das Haus

Maultier

Freiluftküchen sind hier üblich

Die nächsten Tage waren mit Fincabesichtigungen ausgefüllt, wobei wir alle Fincas bequem in max. einer Stunde zu Fuß erreichen konnten. Bei der Dokumentation wurden vor allem alte Aufzeichnungen mit dem aktuellen Zustand abgeglichen, sowie Pläne für die Zukunft besprochen. Außerdem wurden alle Fincas (nicht maßstabsgetreu) zu Papier gebracht.

Die Sano y Salvo-Mitglieder in Santa Isabel sind Selbstversorger. Sie bauen Reis, Mais, Bohnen, Bananen und viele weitere Lebensmittel selbst an und verkonsumieren sie auch. Zum Verkauf stehen v.a. Kakao und Kaffee, die meist im Agroforst angebaut werden. Wasser-, Strom- oder Telefonleitungen gibt es in Santa Isabel keine. Das Wasser kommt entweder aus Brunnen oder Zisternen auf dem nächstgelegenen Hügel, wie beispielsweise in Oscars Haus, bei dem es einen Wasserhahn mit ansehnlichem Wasserdruck gibt. Strom kommt von Solarpanels auf dem Hausdach und das Fernsehsignal wird mit Hilfe einer auf einem langen Bambusstab montierten Antenne empfangen. Zum Telefonieren muss man auf den nächstgelegenen Hügel steigen, da es ansonsten keinen Mobilfunkempfang gibt. Die Häuser sind recht einfach gehalten, aus Holz und der meiste Raum wird durch das Wohnzimmer, einen quadratischen Raum mit ca. 5m Seitenlänge eingenommen, ansonsten gibt es noch Schlafzimmer und eine Küche.

Insbesondere bei Oscars Haus ist die Küche sehr effizient platziert: Das Haus steht auf hölzernen Stelzen, sodass der Schweinestall sich mit dem Grundriss des Hauses überschneidet und die Kochabfälle einfach zu den Schweinen geworfen werden können. Neben den Schweinen werden auch noch Hühner, Enten, ein Hund, eine Katze und mehrere Maultiere (schnellstes Transportmittel mit Pferden) auf der Finca gehalten.

In den umliegenden Wäldern gibt es außerdem noch eine Vielzahl an Vogelarten und Brüllaffen, wobei sich letzteres als ernsthafte Plage herausstellen kann. Oscar meint jedoch, dass die Affen nicht mehr viel Lebensraum in der Umgebung hätten, da der Großteil der Fläche mittlerweile monokulturelle Landwirtschaftsflächen darstellt. Somit müsse man die Ernteverluste durch die Affen akzeptieren, um friedlich mit- bzw nebeneinander leben zu können.






















BlogNo:01

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...