Bohnen, Bohnen, Bohnen

von 17 jana  


Die Schoten müssen in der Mittagshitze gedroschen werden, da sie sich bei Hitze besser öffnen.

Zwölf Uhr mittags. Die Sonne steht beinahe senkrecht am wolkenlosen Himmel, es weht kein Lufthauch und die Hitze flimmert über der Erde. Der Sommer ist in Costa Rica angekommen und es hat seit Wochen nicht mehr als ein paar Tropfen geregnet. Die Pflanzenreste auf dem Feld um mich herum sind alle verdorrt und dort wo die Erde frei liegt ist sie aufgesprungen und bildet tiefe Risse. Ich muss kurz durchatmen und stelle mich aufrecht hin. Schweiß läuft an meinen Schläfen, meinem Rücken, den Kniekehlen, ach, eigentlich überall an mir herunter.

Klatsch, klatsch, klatsch - In einem unermüdlichen Rhythmus schlägt meine Gastmutter mit ihrem langen Stock auf die Bohnen ein und ich frage mich bereits zum x-ten Mal, woher diese kleine, alte Frau ihre Kraft nimmt. Von der Arbeit der letzten Tage habe ich etliche Blasen an den Händen, Rückenschmerzen und jeden Abend einen Sonnenstich mit nach Hause genommen, während sie unbeirrt weiterarbeitet, als würde ihr das alles nichts ausmachen. Wir arbeiten seit Tagen mit Hochdruck, da die Brüllaffen viel Lärm machen und Doña Luisa damit verraten, dass es bald regnen wird. Und das würde einer Katastrophe gleich kommen. Viele Nachbarn haben aufgrund der bis in den Januar hinein anhaltenden Regenfälle ihre komplette Ernte verloren. Sobald die Schoten reif sind, vertragen die Bohnen keinen Regen mehr, dann verderben sie noch auf dem Feld. Wir haben Glück, da wir spät gesät haben.


Junges Gemüse

Das wichtigste auf dem Bohnenfeld: Zitronen, Wasser und viiiel Zucker für einen Fresco.

Einsammeln der trockenen Pflanzenbüschel.

Bei der Ernte wurden zuerst die Pflanzen eingesammelt, was bedeutet, dass wir uns mit einer Machete durch das Gestrüpp schlugen und die verschlungenen Pflanzen aus dem Durcheinander rupften. Zu Beginn der Erntesaison waren die meisten Schoten noch grün oder leuchtend rot und wir haben sie im Anschluss abgepflückt und in Säcken nach Hause getragen. Dort wurden sie in Kleinstarbeit gepellt und frisch gekocht. Später, als die Pflanzen immer verdorrter wurden, ließen wir sie zu Bündeln geschnürt zum vollständigen Trocknen auf dem Feld liegen und konnten sie einige Tage später dreschen. Dazu häuften wir die Pflanzen auf einer großen Plane auf und schlugen mit langen Stöckern so lange auf sie ein, bis die Schoten aufplatzten und die tiefroten Bohnen heraus rieselten. Die trockenen Bohnen konnten wir dann nach Hause transportieren, dort nochmal durchtrocknen lassen und schließlich verpacken und lagern.

Die Arbeit auf dem Bohnenfeld ist kein Zuckerschlecken, bereits das Einsammeln der Pflanzen in der prallen Sonne ist unglaublich anstrengend und das Dreschen setzt dem Ganzen die Krone auf. Zu Beginn wurde ich als schwächliche Weiße in den Schatten gesetzt, wo ich den ganzen Tag lang die Schoten von den Pflanzen pflücken durfte, die mir von den anderen Leuten von dem Feld gebracht wurden. So fühlte ich mich allerdings nicht ganz ernst genommen und nach wenigen Tagen fragte ich, warum ich denn nicht die Arbeit machen darf, die jeder macht. Hochgezogene Augenbrauen und ein verwundertes „Wenn du das wirklich möchtest“ waren die Antwort und am nächsten Tag bekam ich eine Machete in die Hand gedrückt und durfte mitarbeiten. Wenig später verfluchte ich mich innerlich für meine Nachfrage, aber es gab kein Zurück mehr. So zog ich auch beim Dreschen mit und bemerkte einige Tage später, dass ich mir wohl eine Menge Respekt erarbeitet hatte.

Mittlerweile ist die Geschichte, wie Jana nach dem großen Messer fragt und bei der Bohnenernte mitarbeitete das Erste, was Doña Luisa über mich erzählt, wenn sie mich jemandem vorstellt. Meist kommt dann ein erstauntes „wirklich?“ und ein anerkennender Blick als Antwort. Es stimmt, was uns in der Vorbereitung auf unseren Freiwilligendienst eingebläut wurde: Respekt muss man sich hier erarbeiten. Und das geht scheinbar besonders gut auf einem Bohnenfeld.

BlogNo:09

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...