(Un)Gewohnheit

von 17 marvin  

Es war ein Abend wie immer. Nach dem Abendessen saß man noch ein wenig zusammen um zu ratschen. Danach verabschiedete sich einer nach dem anderen gen eigene vier Wände. In diesen angekommen, habe ich angefangen meine abendliche Sporteinheit vorm Schlafengehen zu machen. Und dann passierte es mal wieder.

Das dritte Mal seit dem ich nun in Costa Rica bin, habe ich es am eigenen Körper gespürt, aber wieder einmal nicht direkt damit in Verbindung setzen können. Erst nachdem meine Gastschwester beiläufig meinte "Un temblor!, wurde mir bewusst was gerade eben geschah. Als das der Fall war, war das ganze Spektakel auch schon wieder vorbei. Dieses Erdbeben war das kürzeste von den Dreien, die ich bis jetzt gespürt hatte. Es hatte eine Stärke von 5.3 und das Epizentrum lag im Pazifik rund 81 km westlich von der Bucht Drake. Drake liegt auf der Halbinsel Osa und somit nicht ganz so weit entfernt von Curré (knappe 50 km Luftlinie).

Ich bin nun seit knapp einem halben Jahr in Costa Rica und habe, wie schon erwähnt, in dieser Zeit bereits drei Erdbeben wahrgenommen. In Deutschland ist mir dies in 26 Jahren zuvor glücklicherweise noch nie wiederfahren. Doch wieso ist das so? Ein Erdbeben hat seinen Ursprung in der Plattentektonik. Die Erdkruste besteht aus unterschiedlichen Erdplatten, die immer in Bewegung sind. Diese Kontinentalverschiebung führt dazu, dass Erdplatten sich aufeinander zu, auseinander oder aneinander vorbei bewegen. Dadurch bilden sich Kontaktzonen, wo Platten verhaken oder verkanten und sich so Energie aufstaut (Spannungen). Sobald diese Energie größer ist als die Festigkeit des Untergrundes entsteht ein Erdbeben, indem die Platten aneinander vorbei rutschen.

Die dabei entstehende plötzliche Bewegung lässt Gestein brechen, was wiederum die aufgestaute Energie in Form von Vibrationen (seismischen Wellen) freisetzt. Diese Vibrationen können dann gemessen und ab einer gewissen Stärke auch vom Menschen wahrgenommen werden (siehe Tabelle "Erdbebenstärke").


Erdplatten

Schaut man sich nun das Bild der Erdplatten an, wird sofort deutlich wieso gerade in Mittelamerika viel öfter ein Erdbeben enstehen kann als in Europa. Europa befindet sich auf einer einzigen Erdplatte, der Eurasischen Platte, die zwar Kontaktzonen mit mehreren anderen Platten aufweist aber sehr weit entfernt sind von bspw. Deutschland.

In Mittelamerika und Costa Rica schaut dies ein wenig anders aus. Mittelamerika befindet sich auf der Karbischen Platte, die von drei weiteren Erdplatten - der Cocos-Platte, der Pazifischen Platte und der Nazca-Platte - maßgeblich beeinflusst wird. Somit herrscht in dieser Region ein viel größeres Spannungsgebiet als bspw. in Deutschland!

Diese Spannungsverhältnisse lassen sich durch Fakten sehr leicht bestätigen:


Allein im April (Stand: 11.04.2018, 19:56 Uhr) wurden in Costa Rica bereits 46 Erdbeben mit einer Stärke von mehr als 2.0 gemessen, von denen auch vier von Menschen wahrgenommen wurden! In der jüngsten Vergangenheit gab es zudem noch einige größere Erdbeben. Dabei sollten zwei Erdbeben besonders hervorgehoben werden. Zum einen ein Erdbeben vom 08.01.2009 in der Nähe von Vera Blanca, nördlich von Alajuela, am Fuße des Vulkan Poás. Diesen Beben forderte 40 Menschenleben, obwohl es vergleichsweise schwach war mit einer Stärke von 6.1. Zum anderen sollte ein Erdbeben aus dem Jahr 2012 auf der Halbinsel Nicoya genannt werden, da dieses besonders stark war. Es hatte nämlich eine Stärke von 7.6! Glücklicherweise sind hierbei nur drei Menschen ums Leben gekommen.

Im Vergleich dazu gab es in Deutschland im gesamten Jahr 2018 nicht annähernd so viele Erdbeben mit einer Stärke von mehr als 2.0, nämlich gerade einmal 28. Von diesen 28 Erdbeben war auch kein einziges spürbar! Zudem liegt das letzte größere Erdbeben, das in Deutschland spürbar war und größere Schäden anrichtete, ganze 26 Jahren zurück. Es hatte eine Stärke von 5.9 und hatte sein Epizentrum in der Nähe von Roermond in den Niederlanden. Und ein Erdbeben mit einer Stärke von mehr als 6.0 wurde das letzte Mal im Jahre 1911 registriert. Dieses Beben hatte eine Stärke von 6.1 und das Epizentrum befand sich in der süddeutschen Stadt Albstadt-Ebingen.

Diese Fakten zeigen eindeutig, wieso es für die einen eine Gewohnheit und für die anderen eine Ungewohnheit ist, wenn die Erde wieder einmal wackelt und bebt! Mal schauen, wie oft ich noch das "Vergnügen" haben werde bis zum Ende meines Freiwilligendienstes!

Quellen:

  1. Daten Erdbeben Drake (08.04.2018): http://rsn.ucr.ac.cr/actividad-sismica/ultimos-sismos/10676-sismo-08-de-abrildel-2018-9-37-pm-mw-5-4
  2. Erklärung Erdbeben: http://www.ticopedia.de/berge-undvulkane/plattentektonik & http://www.ticopedia.de/berge-undvulkane/erdbeben
  3. Erklärung stärkere Erdbebenaktivitäten Mittelamerika: https://www.mdr.de/wissen/umwelt/erdbeben-warum-mexiko-100.html & https://m.tagesspiegel.de/wissen/hurrikane-und-erdbeben-zugleichaufgestaute-energie/20303768.html
  4. Auflistung Erdbeben Costa Rica: http://rsn.ucr.ac.cr/actividad-sismica/ultimos-sismos#
  5. Auflistung Erdbeben Deutschland: https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Erdbeben-Gefaehrdungsanalysen/Seismologie/Seismologie/Seis-Online/Liste_D_1Jahr/li_d_1jahr_node.html
  6. Auflistung größerer Erdbeben Costa Rica: http://www.ticopedia.de/berge-undvulkane/erdbeben
  7. Auflistung größerer Erdbeben Deutschland: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Erdbeben_in_Deutschland
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