Schon wieder die Männer

von 17 jana  

Ich bin auf dem Weg nach Alto Conte. Zwei Stunden Wanderung durch die Berge und Wälder von Conteburica liegen hinter mir. Ich bin vollkommen fertig, verschwitzt und fast am Ziel. Ich höre das Auto, welches mir entgegenkommt bevor ich es sehe. Ein blauer Transporter.

Zwei Männer sitzen in der Fahrerkabine, fünf Weitere auf der Ladefläche. Keiner jünger als 30 Jahre alt, die Meisten wohl um die 50. In meinem Kopf bimmelt leise eine einsame Alarmglocke. Ich richte meinen Blick starr geradeaus und gehe zügig voran, aber natürlich hält das Auto neben mir. Wie sollte es auch anders sein.

"Musst du nach Caracol?", schallt es mir vom Fahrersitz entgegen.
"Nein." Offensichtlich nicht. Ich laufe schließlich gerade in die entgegengesetzte Richtung.
"Sicher nicht? Wenn du willst können wir dich mitnehmen."
"Nein danke. Ich bin auf dem Weg in die Schule." Ich deute vage auf das Dorf, welches vor mir liegt.
"Also wir fahren nach Caracol. Du kannst gerne mitfahren!"
Herrgott. "Nein, ich will nicht nach Caracol, ich muss zur Schule."
"Bist du Lehrerin?"
Ich verstehe den Mann auf dem Fahrersitz nicht direkt und muss mich herunterbeugen, um durch das Fenster in das Auto blicken zu können. Ein Fehler, wird mir klar, als ich bemerke wie der Beifahrer Stielaugen bekommt und mir in den Ausschnitt starrt.
"Nein, ich bin Freiwillige. Ich mache da Umweltbildung", antworte ich noch immer viel zu freundlich und richte mich wieder auf.
"Brauchst du einen Freund?" Das spanische Wort 'Novio' bezieht sich eindeutig auf eine Liebesbeziehung, anders als im Deutschen. Vollkommen perplex bringe ich nicht mehr als ein bestimmtes "Nein" hervor und setze schleunigst meinen Weg fort. Hinter mir entfernt sich das Auto unter dem Schallenden Gelächter der Männer.

Ein paar Schritte weiter realisiere ich die Unterhaltung, die sich gerade abgespielt hat erst wirklich. Plötzlich fallen mir allerlei Beleidigungen ein, die ich den Herren im Auto gerne an den Kopf werfen würde und ich spüre langsam -viel zu spät- die Wut in mir hochkochen. Ich wusste doch schon von Anfang an, welche Art von Unterhaltung das werden würde, habe die Blicke doch gesehen. Warum also bleibe ich immer noch freundlich, sage nett Hallo und lächle dabei auch noch? Aber andererseits würde ich vermutlich nur noch mehr Gelächter ernten, wenn ich beleidigend würde. Ich habe keine Ahnung, wie ich diesen Männern den Ekel oder die Verachtung begreiflich machen soll, die ich für sie empfinde. “Mangel an Respekt, und Mangel an Bildung, stellt meine Gastmama beim Abendessen schulterzuckend fest. Da kann man nichts machen.

Natürlich war diese Begegnung nicht die erste ihrer Art und sie wird auch nicht die letzte sein. Männer, die mir “Hey Baby!” hinterher rufen, während ihre Freundin hinter ihnen auf dem Motorrad sitzt. Ständiges Hinterhergerufe oder -gepfeife. Männer, die mich so lange unbeirrt anstarren, bis ich anfange sie mit meinem Handy zu fotografieren. Männer, die mir ungefragt anbieten, mich zu heiraten, damit ich die costaricanische Staatsbürgerschaft annehmen kann. Diese Liste ließe sich ewig weiterführen, genauso wie meine Gedanken/Erfahrung nur eine von vielen auf diesem Blog über den Machismo der Ticos ist. Selbst nach fast zehn Monaten im Land weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll.

BlogNo:10

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