Alles lärmt und rast ... dann plötzlich

von 17 anna  

Irgendwann im laufe dieses Jahres habe ich gelernt, alleine mit meinen Gedanken zu sein. Ich war es zwar gewohnt alleine zu sein, genoss es sogar, doch immer gab es Reize die stetig auf mich einflossen und meinen Kopf erfüllten. Und wenn mal Stille war, wirklich Stille, ertrug ich es dann nicht mehr.

Die Zivilisation, die Globalisierung, die rasende und rufende Welt versorgt uns in Deutschland mit tausenden, Millionen von Impulsen. Mein Kopf, mein Wesen, gewöhnte sich dran, wie an die Nahrung die ich täglich zu mir nehme. Doch wenn ich durchgehend, ohne Pause etwas essen würde, auch wenn es kleine Happen sind, wäre mir unwohl und dann würden Schmerzen folgen. Würde diese Zufuhr allerdings unterbrochen, würde mein Körper nach so langer Gewöhnung auch Protest schreien.

Mit dem Bewusstsein ist es nicht anders. Wenn das Gehirn immerzu Reize verarbeiten muss (und dass muss es ja sowieso, nur lassen sich die meisten ins Unbewusste herausfiltern; nimmst gerade den Stoffes deiner Kleidung auf der Haut war?), Reize welche so voll mit Sensationen und Farben sind dass sie auch beim bewussten Ignorieren als Rauschen im Hinterkopf da sind. Wie anstrengend muss das fürs Gehirn sein, wie schwer dieses hohe Tempo Tag für Tag durchzuhalten. Doch nichts anderes tun wir und so wundert es mich nicht, dass wir so gestresst sind. So unruhig.

Ich rede von dem Fernsehen, der ständig überall läuft, der Lärm der Straßen, Werbung, Musik, Internet.. Ja, das typische was man verdammt, wenn man über exzessive Zivilisation spricht. Doch ich meine auch die Zeiten wo ich im Bus oder in der Bahn saß und es leise war... Und ich nichts mit mir anzufangen wusste. Einfach so dasitzen konnte ich nicht, immer musste ich beschäftigt sein. Ich hörte Musik, las, schrieb mit Freunden, telefonierte. Denn einfach Ruhe in sich selbst finden, ist in unserer Gesellschaft nichts erstrebenswertes, kein Wert der vermittelt wird und nichts was die Schule uns beibringt. Jetzt denke ich , Nichtstun ist eine Kunst. Nicht prokrastinieren, sondern wirklich einfach mal nichts tun. Und es aushalten dass dich nichts ablenkt, dass du keine Ausrede hast, um nicht deine ganze Aufmerksamkeit dir und deinen Gedanken zuzuwenden. Alles in Maßen natürlich.

Als ich herkam änderte sich das radikal. Nicht nur aus freiem Willen wohlgemerkt. Natürlich, es war meine Entscheidung herzukommen und ich wollte Abstand von Stadt und Schnelligkeit gewinnen und in den Wald, doch ab einem gewissen Zeitpunkt hatte ich nicht mehr viele Möglichkeiten mich abzulenken. Denn ich zog in die Berge, nach Nivribödta, in eine kleine Indigene Gemeinde. Ohne Straße, Elektrizität und Signal. Halleluhja. Und so gingen meine Akku leer, der Lesestoff war aus und Unerhaltungen auf Dauer anstrengend, denn meine Sprachkenntnisse waren zu Anfang beschaulich. Dann war es still. Nur ich. Es war nicht leicht für mich mit dieser neuen Erfahrung. Ich fühlte mich wie auf Entzug. Informationsentzug. Wurde erstmal unruhiger, statt ausgeglichen. Doch zum Glück war ich von Wald umgeben. Was sind bessere Beispiele dafür, einfach nur zu sein, als Pflanzen? Ich lernte nichts zu tun, nur zu Atmen.

Natürlich suchte ich mir viele andere Beschäftigungen und als ich mich etwas eingelebt hatte und die Arbeit im Projekt begann, wurde es turbulent. Das war ebenfalls zum Glück denn alles ist nur in Maaßen gesund. Doch nun verspüre ich nicht mehr den Zwang immer, immer, immer etwas zu machen.

BlogNo:13

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