Reunión a la Tica

von gustav_11  

Im Rahmen meiner Arbeit hier in San José habe ich bereits an einer Unmenge von Versammlungen, Reden, Foren und Ferias teilgenommen. Diese zahlreichen Treffen zeugen vom regen Interesse der Costa-Ricaner an umweltpolitischen Fragen ... dachte ich. Schon nach den ersten Treffen stellte sich heraus, dass es fast immer die gleichen 100 Leute sind, die teilnehmen und immer die gleichen Geschichten erzählen.

Auch die Ergebnisse nach diesen Treffen sind eher nicht existend.

Der Ablauf ist fast immer der gleiche: Es gibt einen schön strukturierten und gut durchdachten Ablaufsplan, der allen angemeldeten Teilnehmern 1-2 Tage vorher per Mail zugeschickt wird und theoretisch einen geordneten Ablauf garantieren soll. Doch schon beim Erscheinen der ersten Teilnehmer wird klar, dass sie zwar die Mail bekommen haben, aber niemand sich die Mühe gemacht hat sie aufmerksam zu lesen, so dass allen der Ablaufplan nochmal erklärt werden muss.

Dann beginnt die Versammlung in der Regel mit einer Vorstellungsrunde, bei der jeder ein zwei Sätze über sich und sein Anliegen sagen soll. Allerdings wird diese Gelegenheit oft schon genutzt, um die zum Teil sehr ähnlichen Fälle einzeln und in sehr ausführlicher Art und Weise darzulegen, obwohl dazu laut Ablaufplan später extra ein Themenschwerpunkt vermerkt ist.

Normalerweise wird die Vorstellungsrunde nie komplett beendet, da einzelne Teilnehmer einen grossteil der Zeit in Anspruch nehmen, um ihren Fall darzustellen und eine grosse Menge erst verspätet eintrudelt und somit einen geordneten Beginn unmöglich macht.

Hat man es dann endlich geschafft mit dem ersten Thema zu beginnen und der erste Redner das Wort ergriffen ergiesst sich ein nicht enden wollender Schwall an Leidensgeschichten und Schimpftiraden über die Regierung, die Grossindustriellen, die Reichen, die Mafia und den Kapitalismus.

Versucht der oder die Diskussionsleiter/in diesen Redeschwall zu stoppen und auf das eigentliche Thema zurück zu kommen, um nach Lösungsvorschlägen zu suchen wird lautstark protestiert und der Redner verlässt mitunter beleidigt den Raum, um wenig später, immer noch wütend zurück zu kommen und seine Tirade fortzusetzen.

Während dieser Reden ist nur ein kleiner Teil der Anwesenden auch tatsächlich bei der Sache, der Grossteil verhält sich ähnlich wie pubertierende Schulkinder. Warum auch zuhören, wenn man seinem Sitznachbarn die Geschichten von letzter Woche erzählen, über Facebook mit seinen Freunden chatten, mit dem Handy telefonieren, oder sich an dem momentan unbewachten Buffet den Bauch vollschlagen kann.

All diese Aktivitäten schwellen zu einem Geräuschpegel an, der die eigentliche Diskussion oft untergehen lässt. (Mit dem Einführen eines "Gesprächwürfels" konnte ich das zeitweiese reduzieren, aber der Effekt hält nicht lange an).

Nach etwa 4 Stunden haben 2-3 der 30 Personen ihren lange und tragische Geschichte erzählt (oft untermalt von Bildern und Filmen) und für die eigentliche Diskussion, die eigentlich laut Plan Hauptbestandteil des Treffens sein sollte werden noch schnell 30 Minuten eingeschobenl. Dann gilt es, den nächsten Termin und Ort auszumachen, für das nächste Treffen, wobei an dieser Diskussion nur noch ein Viertel der Personen teilnimmt, während der Rest seine Sachen packt, schwätzt oder die Reste vom Buffet vernichtet.

Am Ende vom Tag bleiben viele Geschichten und jede Menge Eindrücke der verschiedenen Vereine und nur wenig Substanzielles. Dennoch sind diese Treffen enorm wichtig, da sie helfen die Menschen mit ähnlichen Problemen näher zu bringen und allen signalisieren, dass sie nicht allein sind.

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1 Kommentar

Kommentar von: simone [Besucher]

oh, es ist also fast wie bei uns ;-)


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