Küchenstories

von 18 sinan  

Ich lebe zur Zeit im Casa Ridgway, das Hostel, dass zum "Centro de los Amigos para la Paz", der Organisation, die ich unterstütze, gehört. Und hier ist zur Zeit mal richtig Leben.

Wir haben gerade drei geflüchtete Familien samt 4, 5 Kindern und dazu noch ein geflüchtetes Pärchen, diese stammen meines Wissens aus Nicaragua und ich glaube Honduras. Außerdem wohnt hier noch ein Geflüchteter aus Ghana.

Wie ihr euch vorstellen könnt eine bunte Mischung und gerade die Kinder bereiten mir große Freude, sei es der einjährige Junge der fröhlich vor sich her brabbelt, die durch das Hostel tobenden Jungs oder das kleine Mädchen, was mich wohl irgendwie interessant findet und mich so während ich kochte mindestens 5, 6 mal mit einem "Hola" begrüßte, sich dann aber doch nicht zu mehr traute.

Generell scheint es eine Attraktion zu sein, mich beim kochen zu sehen. So bemerkte ich einen etwa 9 jährigen Junge, wie er immer mal wieder um die Ecke lunzt während ich am Kochen bin, um zu schauen was ich da so mache. Oder werde von einem jungen Mann gefragt, was ich denn da koche, und ob mir das meine Mama beigebracht hätte und dass mein Essen ja sehr gesund wäre, was ich bei frittierter Yuca und roter Bete ja leider doch anzweifeln muss. Aber so zeigte mir eine junge Dame wie man am besten Plantano Verde (grüne, unreife Kochbanane) schält und schneidet, was doch erstaunlich viel schwerer ist als eine Maduro (reife, gelbe Kochbanane) zu schälen.

Total interessant fanden sie dann als ich, der Alemán, mir selbst Tortillas vorbereitete. Und ich muss sagen für meinen zweiten Versuch sind die finde ich wirklich ordentlich geworden, wobei sie natürlich gegen die Tortillas einer Dame, die es heute zum Frühstück gab nicht mithalten können.

Jedenfalls waren die beiden Damen gerade am Küchengroßputz, dass bedeutet auch die Metallplaten des Herdes samt den Brenntöpfen mal ordentlich abzuspülen, als ich gestern Abend meine Tortillas vorbereitete. Sie fragten mich ob ich den Herd brauche, worauf ich meinte, dass ich Zeit habe und mein Hunger noch nicht so groß wäre und ich später essen werde. Die Zwei meinten dann ich solle doch die 2 frisch gemachten Tortillas von ihnen essen, sie seien beim Abendessen übrig geblieben. Ich nahm das Angebot dankend an. Seitdem witzeln die Zwei immer mit mir, dass sie mir einen Berg Tortillas machen und auch heute Morgen die Frühstückstortillas gab es mit einer Beilage bestehend aus Witzeleien.

Dann aß ich mein Abendessen bestehende aus Gemüsereis vom Vortag und den Tortillas, stellte dann mein Geschirr und die Dose, in der ich den Teig für die Tortillas vorbereitet hatte zusammen und wartete darauf, dass die Frauen fertig werden mir ihrer Putzaktion, damit ich mein Geschirr spülen konnte.

Als ich dann sah, wie eine der Beiden mit meinem gestapelten Geschirr Richtung Spüle lief - und mir wurde erst im Nachhinein klar, dass es so gewirkt haben musste - sprang ich wohl mit "geschocktem" Gesichtsaufdruck auf, weil es mir so unangenehm war erst die Tortillas geschenkt zu bekommen und dass es dann eventuell noch so wirkt, als ob ich den zwei Damen einfach mein Geschirr "abgeladen" habe. Und sagte den beiden, dass ich mein Geschirr selbstspülen könne. Die Zwei lachten und sagten ich solle mich setzen, dass sei kein Problem.

Mit etwas schlechtem Gewissen setzte ich mich wieder. Kurz darauf hörte ich es aus der Küche scherzen. Die Essenz des Scherzes war wohl, dass es witzig sei, dass ich "MEIN" Geschirr spülen wollte. Danach war dann auch mein schlechtes Gewissen schnell verflogen.

So ist in Costa Rica normalerweise die Küche eben doch das Revier der Frauen. Und dies ist hier selbstverständlich. Oft werden männliche helfende Hände dabei eher als störend und nicht hilfreich empfunden. So muss man(n) sich tatsächlich bemühen wenigstens beim Abwasch helfen zu dürfen.

Das folgende ergänzte ich einige Tage, nachdem obiges geschrieben war: Mein Interesse am Kochen trägt schon Früchte, so wurde mir bei den Vorbereitungen zur Fiesta im CAP (Blogbeitrag folgt) tatsächlich angeboten, ob ich helfen möchte Empanadas zu machen. Und so konnte ich mir tatsächlich einige Tage später typisch costaricanische Empanadas de Queso selbst machen, worauf ich ehrlich gesagt schon ein wenig stolz bin.

So versuche ich als gutes Beispiel, wenigstens den Gästen des CAPs (denn die Mitarbeiter sind ja doch alle sehr emanzipiert) zu zeigen, dass Männer genauso hinter dem Herd stehen können wie Frauen.

BlogNo:03

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