Die Sache mit dem Wasser

von 18 emily  

Wasser, die Grundlage von Leben. Es wird in jedem Bereich des Lebens benötigt und ist trotzdem kostbares Gut. Aber in den Tropen doch nicht, oder? Da regnet es doch immer und total viel, da sollte man sich um Wassermangel doch eigentlich keine Sorgen machen.

Über eine Sache habe ich mich schon von Anfang an gefreut in Costa Rica: Man kann das Wasser aus der Leitung trinken. Das erspart das Schleppen und Kaufen von abgefülltem Wasser, welches meistens in Plastikflaschen zu erwerben ist. Im Badezimmer waren dafür aber zwei andere Sachen eine Umstellung: Die Toiletten würden verstopfen, wenn man das Toilettenpapier hineinwerfen würde. Deshalb gibt es überall einen Mülleimer neben der Toilette, wo das Papier entsorgt werden muss. Die andere Umstellung war in der Dusche: Es gibt kein warmes Wasser. Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. in dem Hostel in San José) ist es sehr unüblich warmes Wasser zu haben. Der Küchenabwasch und auch das Waschen von Kleidung erfolgt somit mit kaltem Wasser.

Für das Trinkwasser hat jeder Haushalt mit Garten einen Tank, meistens ein großer Plastiktank auf Stelzen. Anfangs wusste ich nicht wofür diese genutzt werden, weil wir unser Wasser immer direkt aus einer Hauptleitung beziehen. Mit der Zeit wird es hier in unserer Gegend aber immer trockener. Die Regenzeit verabschiedet sich langsam und die Natur bereitet sich auf ein halbes Jahr Trockenzeit vor. Auch unsere neu angelegten und bepflanzten Beete sollen wir von nun an sage und schreibe zwei Mal am Tag gießen.

Und so kam es, dass wir am späten Nachmittag kein Wasser mehr hatten. Naja gut, das kann ja mal vorkommen, so ein Wasserausfall, dachten wir uns. Als das Wasser aber jeden Abend gegen 17 Uhr auf sich warten ließ und ausfiel wurde uns aber klar, dass dies jetzt zur Normalität wird. Übergangsweise haben wir in großen Töpfen in der Küche Wasser gesammelt, um es abends dann zu nutzen. Der abendliche Gang auf die Toilette führte uns dann aber in das Unterholz der Finca Fedeaguas, was bei Dunkelheit nicht unbedingt der Weg ist, den man mit Flipflops und kurzen Hosen gehen sollte.

Von den Costaricanern hier in FEDEAGUA haben wir dann aber erfahren, dass man genau aus diesem Grund Wassertanks im Garten hat und wir unsere einfach noch säubern müssten, um sie dann zu nutzen. Diese Tanks füllen sich dann immer tagsüber wieder auf, wenn es noch Wasser gibt. Ziemlich schnell wurde klar, dass wir die Tanks in naher Zukunft reinigen sollten, um die Töpfe in der Küche wieder aus dem Weg schaffen zu können.

Mit dem Mitarbeiter Fedeaguas machte ich mich, bewaffnet mit Besen und Chlorreiniger, dann auf den Weg zu einem der zwei Tanks. Hier gibt es anstatt von Plastiktanks ältere, gemauerte Tanks. Der erste liegt aber trotzdem auch auf einem stelzenartigen Konstrukt erhöht. Nach einem abenteuerlichen Aufstieg, über eine wacklige Leiter, die nur bis zur Hälfte der Höhe reicht, stand ich in ca. 3 Metern Höhe. Oben haben die Tanks dann quadratische Löcher, die mit schweren Zementdeckeln und einem Werbeplakat als Dichtung verschlossen sind. Weil wir die Tanks auch an den Innenwänden säubern wollten stieg ich ohne Gummistiefel, aber mit durchgeschwitzten Füßen, in den Tank hinein. Nach dieser ersten Vorsäuberung bestand der Vorarbeiter dann aber darauf das Chlorreinigungsmittel für eine zweite, richtige Säuberung in den Tank zu geben. Um meine Füße zu retten bin ich schnell wieder raus aus dem Tank und verwandelte das Innere des Tankes in eine nach Schwimmbad riechende Chemiekeule. Nach weiterem Schrubben wurde dieses Wasser dann auch abgelassen. Darauf, wohin man Wasser ablässt und wo Abwasser in Costa Rica landet, werde ich später noch eingehen.

Der zweite Tank steht glücklicher Weise nicht auf Stelzen, was eine weitere Kletteraktion ersparte. Dieser aber war fast voll mit Wasser, was wir für unsere Reinigung ablassen mussten. Weil ich völlig verschwitzt und fertig war von der Arbeit, bevor wir die Reinigung gestartet haben, wünschte ich mir bei dem Anblick des großen Wasserbeckens nichts sehnlicher, als ein Bad im kühlen Nass zu nehmen. Nachdem ich diesem Wunsch äußerte, erntete ich ein wohlwollendes Grinsen des Vorarbeiters und er sagte mir, ich solle mir keinen Zwang antun und reingehen. Nach kurzer Überlegung, ob ich wirklich in ein dunkles Wasserloch mit einer kleinen Luke nach oben steigen wollte, zog ich meine Gummistiefel mitsamt den Socken wieder aus, kühlte mich ab und reinigte meine Arbeitsklamotten gleich noch vor.

Dass es gerade der Trinkwassertank war, in den ich meinen verschwitzten Körper tauchte, schien keinen zu interessieren. Nachdem auch Maurice ein Bad genommen hatte war das Wasser langsam abgelaufen und es kamen eine Menge Spinnen zum Vorschein, die entweder an der Decke lebten, oder tot im Wasser schwammen.

Zuletzt möchte ich noch den Umgang mit Abwasser anreißen. Nach meiner kurzen Zeit in Costa Rica habe ich noch nicht alles darüber erfahren, manches ist aber auffällig und sichtbar. So zum Beispiel die Abwasserrohre, die vom Waschbecken in der Küche durch die dünne Hauswand nach draußen führen. Dort führen sie dann 50cm weiter das Spülwasser, mitsamt nicht abbaubarem Spülmittel versteht sich, in den Garten. Wenn also mal Essensreste in die Spüle fallen ist ein verstopftes Rohr bei weitem nicht so eine Schwierigkeit, wie in Deutschland. Man geht einfach nach draußen und steckt ein paar Mal einen Draht in das Rohr, bis es wieder frei ist.

Auch bei der Dusche, 4 Meter an der Hauswand weiter, verhält sich das nicht anders. Und auch bei der Waschmaschine kann man das verdreckte Wasser im Boden versickern sehen. Nachdem man die Maschine einmal mit kaltem Wasser, der Wäsche und Waschmittel (im Falle der Wäsche unseres Vorarbeiters wird hier noch ein Schuss Chlor hinzugefügt) befüllt hat rotiert sich am Boden der Maschine der Boden, wodurch die Wäsche ein wenig durchmischt wird.

Wenn das Rotationsverfahren abgeschlossen ist, wird ein Schalter umgelegt und der Ablassschlauch in die Tür gelegt. Dann fließt dieses mit Chemikalien versehene Wasser fröhlich in den Erdboden. Lediglich die Toilette hat eine Rohrleitung, deren Verlauf nicht weiter verfolgbar ist. Davon, dass dieses Abwasser aber oft in Flüssen und somit im Meer landen, hört man hier aber sehr oft.

BlogNo:03

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