Etwas Neues wagen

von 17 jana  


Recycling-Projekt, bei dem wir Blumentöpfe gestaltet haben.

Vor mehr als einem Jahr habe ich mich bewusst dazu entschieden, einen ökologischen Freiwilligendienst zu absolvieren. Ich kann nicht gut mit Kindern und soziale Arbeit liegt mir nicht, davon war ich überzeugt. Schließlich bin ich hier in Conteburica gelandet, Selbstversorgung und Umweltbildung sind die Hauptthemen meines Projektes. Umweltbildung und Ich - so war das nicht geplant.

Aber Ziel des Jahres ist es ja auch, etwas Neues zu wagen und ich beschloss, dem ganzen eine Chance zu geben. Während ich zu Beginn meiner Arbeit monatelang auf die Erlaubnis und ein Dokument des Gemeinderates warten musste, entwickelte ich sogar richtige Vorfreude auf meine neue Aufgabe und mit der Zeit sammelten sich immer neue Ideen in meinem Kopf.


"Meine" Kinder bleiben sogar nach der Schule freiwillig länger, um gemeinsam im Garten zu arbeiten.

Mit Schaufel und Spaten gings ganz flott.

Die Grundschule von Alto Conte.

Nachdem die Bürokratieschlacht endlich gewonnen war glaubte ich, die größte Hürde bereits genommen zu haben und in den folgenden Wochen bereitete ich gewissenhaft kleine „Unterrichtsstunden“ vor. Ich wollte spielerisch Begeisterung für die Natur wecken und natürlich auch etwas Wissen vermitteln, aber natürlich war das in der Praxis sehr viel schwieriger als erhofft. Im tristen Ambiente der Schule schaffte ich es nicht, die Begeisterung und das Interesse der Kinder zu wecken und alle Spiele endeten in heillosem Chaos. Ich probierte Verschiedenes aus und fragte unsere Koordinatorin nach Tipps. Schließlich versuchte ich mich am Verhalten der Lehrer hier zu orientieren, obwohl ich ja nie als Lehrerin auftreten wollte. Die Frustration wuchs und nach einigen Wochen wollte ich eigentlich nur noch aufgeben. Plötzlich wusste ich wieder sehr genau, warum ich nie mit Kindern arbeiten wollte.

Eines Tages dann, und ich weiß bis heute nicht so ganz warum, wurde alles plötzlich einfach. Eine meiner Ideen war es ursprünglich, einen Schulgarten zu gründen. Das hatte ich angesichts der Motivation der Kinder und starkem Werkzeugmangel allerdings schnell wieder verworfen. In einem Gespräch mit einem Mädchen der 6. Klasse erwähnte ich diese Idee und dann geschah, was ich nie für möglich gehalten hatte. Die Klasse wurde zusammen getrommelt und innerhalb von zehn Minuten organisierten die Mädels alle benötigten Materialien und versprachen in der folgenden Woche Samen mitzubringen.

Nach mehreren Wochen Arbeit nimmt der Garten nun langsam Gestalt an. Neben Obst und Gemüse sprießen auch einige Blumen und die Kinder sind mit Freude bei der Sache. Nebenbei haben wir noch kleinere Recycling-Projekte gestartet und beispielsweise alte Waschmittelkanister bemalt, Blumen hinein gepflanzt und diese in der Schule aufgehängt. Das anfängliche Misstrauen gegenüber „der Weißen“ ist verschwunden und neulich wurde ich sogar mit einem aufgeregtem „Jana, Jana schau mal, die Tomaten sind gesprossen!“ begrüßt.

Wenn ich heute sehe, wie die Kinder Verantwortung für den Garten übernehmen und sich um ihre Pflänzchen kümmern, könnte ich jedes Mal platzen vor stolz auf „meine Mädels und Jungs“. Mittlerweile wandere ich gerne jeden Mittwoch zwei Stunden pro Weg nach Alto Conte, das höchstgelegene Dorf des Territoriums, und ich bin froh, dass ich nicht aufgegeben habe, als nicht klappen wollte. Denn vielleicht stimmt es gar nicht, dass ich nicht mit Kindern umgehen kann, sondern mir fehlte einfach etwas Übung.







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