Spezies Mensch, ein soziales Tier

von 17 anna  

Sich einzufügen, akzeptiert zu werden, Sympathie hervorzurufen ist Grundvorraussetzung um in einer Dorfgemeinde -oder auch irgendwo anders- Projekte durchführen zu können. Und jetzt versuch einer mal auf Knopfdruck symphatisch zu sein.

Es ist eine Wissenschaft für sich zu verstehen, was in welchem Kulturkreis als symphatisch gilt, welche Normen es gibt, wie komuniziert wird und was ein No-Go ist. Das alles muss Freiwilligenfrischling schnell und intuitiv lernen. Wünschenswerterweise ohne seine eigene Persönlichkeit zu verbiegen.

In Costa Rica zum Beispiel wird sehr indirekt komuniziert. Etwas woran ich zum ersten mal seit einigen Monaten wieder denke, denn nun ist es kein Problem mehr für mich, doch am Anfang... was habe ich mir da (erstaunlicherweise oft zurecht) den Kopf zerbrochen wieso der Gesichtsausdruck dieses Mal wohl einen Stich neutraler gewesen war als beim letzten mal. Doch nun kommt mir die Komunikation ganz gewöhnlich vor- und selbst wenn nicht, ist es mir inzwischen oft einfach nicht mehr so wichtig. Dann ist meine Gastmama halt verärgert, sie beruhigt sich schon wieder.

Hinzukommt, dass die Ngöbe mit Unbekannten recht scheu sind. Dann werden nicht aus Unfreundlichkeit einsilbige Antworten gegeben, sondern weil noch nicht sicher ist, was man für einen Menschen vor sich hat. Das hat Gespräche und Annäherung erstmal schwer gemacht.

Auch kannte ich es ganz anders, denn zuerst war ich eine Zeit lang in der Brunca- Gemeinde Rey Curre (eine andere Indigene Gruppierung). Kaum 200 Kilometer entfernt- und doch ein absolut anderer Menschenschlag. Sofort plaudernd und scherzend, breit lachend und einbeziehend. Doch sobald man jemanden auch nur den Rücken zu dreht, ist man Objekt dieser Plaudereien und Scherze. Nun, dennoch erleichtert es die Anfänge, auch wenn man vorsichtiger sein muss.

Deswegen war ich etwas verunsichert als ich auf die Zurückhaltung hier traf. Doch heute ist davon keine Spur mehr zu sehen. Ich werde lachend begrüßt und auch mal getrizt. Mir werden immer wieder größere Kleinigkeiten geschenkt und ich werde nach Hause eingeladen. Es ist wirklich schön teilweise so normal behandelt zu werden.

Doch Freunde würde ich sie nicht nennen. Nicht weil ich ihnen dafür nicht genug Zuneigung entgegen bringen würde, das tue ich auf jeden Fall. Sondern, weil ich etwas anderes darunter verstehe. Und nach meiner Definition habe ich hier keine Freunde. Es ist schwierig, denn ich habe keinen Kontakt zu annähernd gleichaltrigen und wenn doch, fällt mir vor allem auf was für himmelweite Unterschiede zwischen uns bestehen.

Außerdem könnte ich hier mit niemanden auf vertrauliche Weise reden, denn ich muss immer daran denken, dass ich meinem Projekt ja keineswegs mit dem Gesagten schaden darf. Es ist nicht so dass ich in Costa Rica keine Freunde gefunden habe, nein, ich habe, wen ich auf Reisen war, einige Menschen getroffen die ich so bezeichnen würde. aber halt nicht hier im Dorf. Und das lässt mich einsam fühlen. Ich hätte früher nie gedacht, wie wichtig das für einen Menschen wirklich ist. Nicht nur mit jemanden zu telefonieren oder zu schreiben, sondern jemanden da, neben sich zu haben, den man einen Freund nennt.

BlogNo:12

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...