Etwas was bleibt und wächst..

von 17 anna  


Begutachtung der neuen Pflanzen.

In Nivribödta, dem Dorf in dem ich seit neun Monaten lebe, haben wir verschiedene Projekte mit den Dorfbewohnern entwickelt und so wie eine Mutter kein Lieblingkind haben sollt, so sollten einer Freiwilligen alle Projekte gleichviel bedeuten ..

.. doch ich muss zugeben, dass das Projekt des „Botanischen Gartens“ anfangs mein naturliebendes Herz höher schlagen ließ. Besonders schön ist es, wenn die Dorfbewohner sich mit dem Projekt identifiezieren und sich dafür verantwortlich fühlen, wenn es von ihnen selber kommt, deswegen schreibe ich hier die Beschreibung rein, wie sie die Idee selber entwickelt haben.

Ziele und Motivation

  • Verbesserung der finanziellen Situation der Dorfgemeinde
  • Das Schaffen von Nahrungssicherheit für die Bewohner
  • Stärkung der Gesundheit
  • Als Beispiel für zukünftige Generationen aufzutreten
  • Unabhängig sein
  • Sich für die eigene Versorgung und den eigenen Unterhalt verantwortlich zu zeichnen
  • Unsere Gemeinde gegen die Zerstörung der Umwelt zu schützen
  • Einen Vorteil aus traditionellen Medizinpflanzen zu ziehen
  • Die eigene Kultur weiterleben
  • Die Entwicklung der Gemeinde unterstützen

Das Projekt

Wir, eine Gruppe verschiedener Frauen und Männer, der Gemeinde von Las Vegas, haben uns entschieden, die Initiative zu ergreifen um die genannte Perspektive zu erreichen, indem wir ein Terrain der Gemeinde, welches als „Jardin Botanico“ bekannt ist kultivieren.

Das Projekt des Botanischen Gartens hat seine Anfänge im Jahr 2010. In dieser Zeit wurden verschiedenste Fruchtbäume und medizienischen Pflanzen gesäht, welche nun bereits ihre erste Früchte tragen. Nach diesen Erfahrungen mit den ersten Pflanzungen, findet die Gemeinschaft nun, dass eine Erweiterung des Projektes notwendig ist. Die Konsequenz war, dass die Gemeinde sich organisierte, einen Vorstand für den Botanischen Garten gründete und diese Ziele formulierte.




ann die Arbeit. Verschiedenste Mitglieder der Gemeinde trafen sich, um zu planen, sie chapten und säuberten das Terrain, bauten einen biologischen Kompost und einen Zaun um den Garten gegen [ dieses marodierende, allgegenwärtige -ich will nie wieder hören dass Pferde, Kühe, Schweine oder Hüner niedlich seien- ](*) Vieh zu schützen, sie organisierten und tauschten Samen und suchten nach Gelegenheiten um ihr Wissen über ökologische Landwirtschaft zu vergrößern. Im Zuge dessen wurden Studenten und Professoren der Universität eingeladen und Vorträge und Praxisübungen durchzuführen.

Die allgemeine Idee ist, Nahrungsmittel und Nutzpflanzen (wie zum Beispiel Medizinpflanzen und solche zur Gewinnung vom Brenn- und Bauholz und der Materialien für die Herstellung von Kunsthandwerk.) auf Ökologische Art und in Agroforestalsystemen anzupflanzen.

(*) = subjektiver, verbitterter Komentar der Freiwilligen, ausgelöst dadurch, dass besagte Lebewesen der einzige Grund für den Zeit – und Geld fressenden, aufwändigen und anstrengenden Bau eines Stacheldrahtzauns sind. (ansonsten geschrieben aus der Sicht der Partizipierenden, übersetzt aus dem Spanischen)


Diese Beschreibung ist ein wenig beschönigend jedoch nicht unwahr. Doch ehrlich gesagt hoffe ich, dass die Menschen sich diese Version der Entstehung des Gartens erzählen werden und sich dadurch motiviert sehen, dass sie es selber, nur durch den inneren Willen der Gemeinschaft und aus der Motivation heraus, etwas für das allgemeine Wohl zu schaffen entstanden ist. Denn dies wird den Menschen vor Augen führen dass soetwas möglich ist - leider haben sie teilweise selber keine allzu gute Meinung von sich und von einander.

Ich rede von Erwartungen welche die Außenwelt und sie selbst an sie (die Ngöbe im allgemeinen und die Bewohner von Nivribödta im speziellen) haben. Diese sollten möglichst positiv sein, schließlich gibt es unzählige Studien dazu wie die Erwartungen maßgeblich das Verhalten und die Entwicklung (von Gemeinden, Vorhaben, Personen) formen.

In diesem Fall ist die gröbste Abweichung der Beschreibung von der Realität, dass es so klingt als würde das Projekt von 2010 einfach nur vergrößert werden, doch tatsächlich war es so, dass der Botanische Garten von aller Welt (mit Ausnahme von meinem beindruckend engagierten Koordinator Marcos) vergessen und somit vernachlässigt wurde. Als ich ankam war das „Botanische Garten“ einfach nur ein undurchdringliches Gebiet voll verwachsenen urwäldischen Unterholzes. Das Projekt, welches sich zu dem was es heute ist, entwickeln sollte, haben Marcos und ich entworfen und dann hat während der Arbeit und durch die Ideen und Vorstellungen der Menschen an Konturen zugenommen und ist gewachsen.

Doch bei dem Gedanken daran was sich alles schon bewegt hat, geht mir das Herz auf. In diesen Punkten stimmt die Beschreibung nicht nur - sie untertreibt. Der kurze Satz spiegelt nicht im geringsten die Stunden und Tage an Arbeit, welche diese Frauen und Männer geleistet haben. Und das nicht nur für sich selbst, sondern damit alle ihre Mitmenschen Ernten, Erbauen sich heilen und ernähren können.

Die Vision der Gruppe ist es, im Botanischen Garten, Wege zu errichten, Schilder für alle Pflanzen herzustellen, Schuppen für die Lagerung von Werkzeugen und einen für die Aufbewahrung der Ernte zu errichten. Es soll ebenfalls eine Rancho zum Beisammensein und als Essensraum entstehen und sie wollen aus einfachen Naturmaterialien einen kleinen Spielplatz für Kinder bauen. Außerdem möchten sie auch ein Paar Bücher über ökologische Landwirtschaft und Agroforestalsystems beschaffen und auch selbst ein Buch über traditionelle Heilpflanzen und ihre Nutzung schreiben.

Für mich ist es wirklich schön, auch ein Projekt zu haben wo ich die Hände richtig in der Erde verbuddeln kann. Vor allem macht es mich glücklich zu sehen wie ab und zu jemand aus dem Dorf vorbeikommt, einfach nur um nachzuschauen wie es den jungen Pflänzchen geht und ob vielleicht etwas gesprossen ist. In diesem Moment wusste ich, das der Jardin Botanico bleibt. Dass das Projekt vielleicht auch ohne mich überleben wird.

BlogNo:10

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...