Weihnachten im Indigenengebiet

von 18 jurek  

Vom Advent habe ich nichts gemerkt, außer dass in meinem Kopf, einem eigenen Jahresrythmus folgend, Weihnachtslieder aufgetaucht sind. Der Stimmung folgend habe ich die dann gelegentlich gesungen. Zusätzlich habe ich auch Plätzchen gebacken. Ohne Ofen und Butter schmecken sie zwar deutlich anders, aber trotzdem lecker, was die ganze Familie auch so sieht.

Von meiner Familie in Deutschland habe ich auch Zutaten dafür und außerdem noch Strohsterne und ein Weihnachtsgeschenk mitbekommen. Ansonsten war der größte Unterschied zu der Zeit vor dem Advent, dass es Sommer wird, das heißt, dass es weniger bis gar nicht regnet und die Sonne heißer scheint.

Am Heiligabend selbst habe ich dann nochmal Plätzchen gebacken (oder gebraten), bevor ich mich dann fertig gemacht habe, um mit meiner Familie zur Oma (mütterlicherseits) zu gehen. Dann habe ich drei Stunden gewartet. Es wurde beschlossen nicht um 12 sondern erst um drei los zu gehen. Um drei sind wir dann losgezogen, mit Übernachtungssachen und dem Plan bei Oma Weihnachten zu feiern. Irgendwann wurde mir auf dem Weg mitgeteilt, dass wir nach der nächsten Kurve da sind. Jemand anderes hat dann den Scherz gemacht, dass wir nach der nächsten Kurve noch eine Stunde laufen müssen. Naja, nach der nächsten Kurve waren wir vor dem Haus von der Oma. Aber die kam uns mit Töchtern und Enkeln entgegen. Wir sind dann wohl oder übel mit ihr mit. Der Weg hat deutlich mehr als die gescherzte Stunde gebraucht.

So gegen acht sind wir dann bei schönem Sternenlicht am Ziel angekommen. Eine vor relativ kurzem gechappte Fläche am Hang. Unten ist ein Wellblechdach aufgebaut, oben sind zwei Tische, einer davon zum Abwaschen, Hängematten und Feuerstellen. Hier ist der Rest der Gesellschaft verteilt. Insgesamt waren wir ca. 20-30 Leute. Ich habe mich dann erst mal zu den anderen Jugendlichen gesetzt, mich unterhalten (einen kannte ich schon) und die Sterne und den Mondaufgang angeschaut. Recht häufig saß einer oder zwei der Jungs (meine beiden achtjährigen Brüder und ein anderer) auf meinem Schoß.

Mir wurde gesagt, dass man an der Stelle Netz hat, überprüfen konnte ich das nicht, weil mein Handy keinen Strom hatte. Irgendwann wurde mir dann ein Kaffee gebracht.

Der Achtzehnjährige hatte sich der Böller angenommen, die Großmutter gekauft und mitgebracht hat, wobei die leuchtenden Raketen für Mitternacht aufgehoben wurden. Irgendwann wurde mir langweilig und ich habe mein Weihnachtsgeschenk ausgepackt und mit meiner Taschenlampe angefangen zu lesen. Nachdem ich um halb zwölf geholt wurde, um die Raketen anzuschauen saß ich dann wieder bei den anderen und habe gewartet.

Fünf vor zwölf wurde mir dann ein Teller mit Essen (Reis mit gebratenem Schweinefleisch) gebracht. Dann habe ich essend dem Feuerwerk vor dem Vollmond zugeschaut. Nachdem alle gegessen hatten habe ich dann mit einem meiner Brüder Plätzchen verteilt. Später habe ich wieder angefangen zu lesen. So gegen halb drei habe ich mich dann auf eine Decke auf dem Boden schlafengelegt.

Am nächsten Morgen habe ich dann auf dem Boden liegend, noch im Halbschlaf den Sonnenaufgang beobachtet. Danach habe ich mich in die Sonne gesetzt und die Landschaft beobachtet. Es war wunderschön zu sehen, wie die steigende Sonne die Nebel auflöst und langsam auch die Täler erreicht.

Während ich weitergelesen habe wurde mir Kaffee und Frühstück gebracht. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass mein Vater am packen ist und ich habe meine Sachen auch zusammengesucht. Ungefähr eine Stunde später sind wir auch gegangen, wobei sich das weggehen sehr herausgezogen hat.

Zusätzlich zu meiner Familie kam auch noch eine ca. achtjährige Tante mit. Nach eineinhalb Stunden gemütlichen Gehens kamen wir dann zu Hause an. Unterwegs hatten wir noch eingekauft und waren an zwei Häusern vorbeigekommen, wobei eines davon wahrscheinlich leer war und dort das Radio lief und die Kinder haben im Fluss gebadet.

Kurz nachdem wir zuhause ankamen kam auch eine andere Familie, sie blieben eine Weile und hatten uns etwas von dem traditionellen Festessen mitgebracht. Ansonsten war es ein mehr oder weniger normaler müder Tag.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Weihnachten heute (am zweiten Feiertag) schon vorbei ist. Auch weil heute Morgen einer aus dem Dorf gestorben ist. Er lag schon länger mit Krebs im Sterben und hat sich jetzt nach einem letzten Weihnachten verabschiedet.

Ich habe beschlossen mich in die Schule zu setzten, dort mein Handy zu laden, am Computer zu schreiben, Musik zu hören und die Einsamkeit nach einem schönen anderem Weihnachten zu genießen.

BlogNo:04

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