Erfolgsmeldung: Bau des Wasserkraftwerk „El Diquis“ gestoppt!

von 18 janosch  

Costa Rica ist als eines der fortschrittlichsten Länder in Sachen Umweltschutz in Zentralamerika. Der für das Land benötigte Strom wird nahezu ganz nur aus erneuerbaren Energien gedeckt. Gerade in den letzten Jahren werden die Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien weiter ausgebaut.

Das staatliche Unternehmen für Energieversorgung und Telekommunikation (ICE) nutzt vor allem Windkraftwerke, Geothermie an den zahlreichen Vulkanen, Photovoltaikanlagen und Wasserkraftwerke. So kann der Bedarf an Elektrizität CO2-neutral produziert werden. Sogar die Strompreise nehmen zunehmend ab, da teure Importe von Rohstoffen überflüssig werden. Es scheint so, als würden Mensch und Natur profitieren.

In meinem Dorf, Rey Curre, sieht man das anders. Vor mehr als 30 Jahren plante das ICE das Staudammprojekt „Boruca“, benannt nach dem gleichnamigen indigenen Volk, das hier ansässig ist. Teil dieses Projektes war nicht nur ein Staudamm zur Erzeugung von Elektrizität, sondern auch ein Aluminiumwerk. Viele Indigene sollten dafür umgesiedelt werden. Die ersten Stimmen gegen dieses Projekt gingen von Frauen aus dem Volk der Boruca aus. Was als Frauenbewegung begann, entwickelte sich schnell zu einer großen Protestbewegung gegen die Pläne des ICE. Die Proteste waren erfolgreich und das Projekt wurde abgeblasen.

Doch der Sieg war nur vorübergehend. 2011 kündigte das staatliche Unternehmen das Projekt „El Diquis“ an. Das 2 Mrd. US-Dollar teure Großprojekt ist der Nachfolger des Talsperren-Projekts Boruca. Die Neuheit: Der Ort wurde in das westlich anliegende Territorium der Terraba verlegt. So wäre nun nicht der Rio Grande Terraba der Boruca, sondern der Rio General der Terraba betroffen. „Diquis“ ist ein Begriff in der Sprache der Terraba und bedeutet „Großer Fluss“.

Es sollte mit einer Leistung von 650 Megawatt das leistungsstärkste Wasserkraftwerk in Zentralamerika werden und mehr als eine Millionen Verbraucher versorgen. Bei knapp 5 Millionen Einwohner ein beachtlicher Beitrag. Allerdings werden für das Projekt rund 7360 Hektar Land benötigt. Der Bau geht mit Überschwemmungen und Umsiedelungen einher. Im Territorium der Terraba wären 915 Hektar betroffen. Es wird ebenfalls mit 3500 Arbeitsplätzen beworben. Doch wie bei dem Volk der Boruca formiert sich hier ebenfalls schnell Protest. Organisationen der Indigenen übten Druck auf das ICE aus. Gemeinsam mit einigen auch ausländischen Menschenrechtsorganisationen dauerte der Kampf sieben Jahre an.

Eine wichtige Kritik ist, dass Costa Rica versagt hat die Indigenen zu respektieren und ihr Recht unter anderem auf rechtzeitige Information und Partizipation nach internationalen Gepflogenheiten zu respektieren. Und auch dieser Protest hatte Erfolg: Ende Oktober 2018 kündigte das ICE an, das Projekt zu beenden. Aufatmen in der Protestbewegung.

Somit konnte das zweite Wasserwerk, das indigenes Gebiet betroffen hätte, erfolgreich gestoppt werden. Allerdings wurden bereits Stimmen in meinem persönlichen Arbeitsumfeld laut. Man dürfe nicht nachlässig werden und müsse weiterhin aufmerksam beobachten, was ICE plant.

BlogNo:03

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