Abschiednehmen ist blöd

von 19 melaia  

Veränderung tut gut, aber gleichzeitig auch meistens richtig weh, egal auf welche Hinsicht im Leben.
Ich bin gerne Zuhause, bei meinen Freunden, beim Schwimmverein. Grundsätzlich in meiner gewohnten Umgebung. Hier verstehe ich die Abläufe, die Menschen. Hier verstehe ich mich.

Trotzdem hatte ich im letzten halben Jahr das verstärkte Gefühl jetzt muss was anderes kommen, etwas neues. Nach dem Abitur bin ich erstmal in ein Loch gefallen, bei dem ich nichts sinnvolles mit mir anzufangen wusste.

Auch aus diesem Grund habe ich mich für einen Freiwilligendienst beworben. Dennoch habe ich im letzten halben Jahr nie so richtig wahrgenommen, was es bedeutet, sich auf ein Jahr an der anderen Seite der Welt einzustellen, was alles dazu gehört.

Erst in der letzten Woche vor Abreise ging der Stress los, und zwar vor allem der Mentale. Was kommt in den Koffer, wie reduziere ich mich von meinen enormen Klamottenbergen in Deutschland, wie gelingt mir ein ruder Abschied von meinen Freunden und meiner Familie?
Mit all diesen Fragen, kamen teilweise heftige Streitereien mit meiner Familie zustande, die im Nachhinein wirklich unnötig erscheinen. Die Anspannung stieg. Ich hatte das Gefühl bei meinen Mitmenschen war sie höher als bei mir, teilweise dachte ich, ich muss ihnen jetzt alles recht machen damit, falls mir im Ausland was passiert, niemand ein schlechtes Gewissen hat.

Der Abschied von allen fiel mir schwer, gleichzeitig hatte ich aber das Gefühl nur für eine relativ kurze Zeit weg zu sein (dieses Gefühl habe ich immer noch), damit hat sich meine "Trauer" minimiert und ich bin/war fest entschlossen, diesen Schritt zu gehen.

Ich habe allen im voraus gesagt, dass ich nicht oft erreichbar sein werde, damit ich auch mal Distanz zu meinem Umfeld bekomme kann und auch Gefühls mäßig Costa Rica bin.

In dieser Woche voller Gefühlsschwankungen, habe ich besonders wahrgenommen, was für besondere und tolle Freunde/innen ich habe. Das hat mich emotional sehr ergriffen, da ich dies als sehr besonders wahrnehme und vorallem nicht selbstverständlich. Durch diese Erkenntnis ist es mir auch viel leichter gefallen, mich zu verabschieden.

Der runde Abschied, bei dem ich mich von jedem einzelnden intensiv verabschiedet habe, war unglaublich wichtig.
Ich bin mir sicher, auch wenn wir in diesem Jahr unterschiedlichste Dinge erleben, uns ganz eigen entwickeln werden, wir immer zu einander finden, wenn vielleicht auf eine andere Weise.

Freundschaften, Beziehungen die dieses Jahr überleben ohne dauerhaft zu kommunizieren, dauerhaft in Kontakt zu bleiben mit ganz verschiedenen Erfahrungen sind meiner Meinung nach echte und wahnsinnig wertvolle.

Und ein Jahr ist ja auch nicht für immer verstorben zu sein.

BlogNo:01

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