En la montana – in den Bergen von Guanacaste

von marcus_11  

Das Essen war sehr reichhaltig (arroz, frijoles, tortilla, queso, tun), besonders in Anbetracht der einfachen Verhältnisse hier: Der Wohnraum besteht aus zwei Räumen. Der erste ist rechteckig, etwa 20 qm, mit einem Esstisch im Eck neben der Eingangstür, einem Schaukelstuhl, einer Couch und gegenüber zwei verranzten Sesseln, wovon ich einen gerade ‚besitze’ sowie einem Fernseher, der natürlich nebenher läuft, obwohl man so gut wie nichts sieht, da der Empfang so schlecht ist.

Unser Versuch, die Antenne zu richten, hat sie erst zu Fall gebracht und die anschließende Reinstallation hat nur wenig verbessert: das Bild besteht immer noch fast ausschließlich aus nervös flackernden Streifen, die nur undeutlich Farben und Formen erahnen lassen. Der Sohn unserer Gastgeber ist gerade gekommen und fragte mich eben, ob es Internet-Signal gebe. Das überrascht mich völlig, doch die Frage war durchaus ernst gemeint und er bekräftigt dies indem er mir versichert, oben an der plaza geben es Internet-Empfang. Technik ist den Leuten hier in Costa Rica anscheinend sehr wichtig! Interessant, mal zu sehen, wie die einfachen Bauern hier leben; das ganze Wochenende werden wir dafür in den Bergen sein. Heute Morgen wie immer um 6 Uhr geweckt und Sachen gepackt, sind wir nach dem Frühstück nach Nicoya gefahren. An der Busstation mache ich die Bekanntschaft mit Alejandro und bin erstaunt und erfreut, wie gut wir uns unterhalten können, zumal dies die beste Art ist, um die lange Wartezeit zu überbrücken. Als schließlich der Bus kommt, probieren wir eine neue Methode aus, indem wir durch die großen Türen an der Heckseite einsteigen. Die Fahrt geht zunächst ruhig auf ebener Straße, doch plötzlich biegt der Bus unerwartet nach links in einen eher unscheinbaren Weg ein und von da an wird’s holpriger, umgeben von Wald und zunehmend immer steiler. Dies ist etwas anstrengend und der enge Sitzplatz beeinträchtigt die Fahrt zusätzlich, doch die erstaunliche Natur um uns herum entschädigt in hohem Maße für die Strapazen. Als wir schon sehr weit gefahren und eine beachtliche Höhe erreicht haben, hält der Bus an einem Haltepunkt plötzlich länger, steigt auch aus, begrüßt und herzt seine Familie, wenig später steigt er wieder ein und fährt weiter. Nachdem wir den höchsten Punkt erreicht haben, wie mir scheint, und schon wieder bergab fahren, kommen wir nach kurzer Zeit an unser Ziel und werden dort freundlich von einer Handvoll Männern begrüßt, die wohl auf uns gewartet haben. Das nehme ich jedoch nur nebenbei wahr, denn ich bin einfach nur total beeindruckt von der wahrlich atemberaubenden Aussicht auf eine wunderschöne grüne Landschaften in reichen Farben und Formen und einem satten Sonnenlicht – echt traumhaft! Einer der Männer erkennt meine Begeisterung und zeigt mir (Aussichts-)Türme ‚torres’ am Horizont der grünen Hügelkette. Unglaublich beeindruckende Landschaft! Danach zeigt er mir noch kurz das Zentrum der comunidad: iglesia, escuela de la esperanza, und municipalidad, wo kurz darauf die Versammlung stattfindet: Willian und neun agricultores/campesinos. Sehr interessant und ich verstehe erstaunlich viel davon und werde sogar offiziell vorgestellt als Marco Domingo del Sol. Die Leute sind sehr freundlich und interessiert und ich bekomme immer wieder viel Aufmerksamkeit, auch weil Willian dazwischen mit sichtlichem Vergnügen seine Scherze mit den ‚Alemanes’ einstreut und damit die Runde und auch mich auflockert. Die Gruppendynamik unter den versammelten Leuten der comunidad ist sehr interessant zu beobachten – ganz verschiede Typen und Reaktionen, auch eine gewisse Hierarchie, wenn auch nicht sehr offensichtlich. Nach der Versammlung gehen wir mit einem der anscheinend wichtigeren Leute zu ihm nach Hause – wenige hundert Meter bergab und doch schon auf der anderen Seite eines relativ eng eingeschnittenen Tales. Auf dem Weg genieße ich weiterhin die beeindruckende Aussicht und die schöne Natur und bekomme sehr viel erklärt, von Justo. Er zeigt mir verschiedene Bäume und nennt mir Namen, die ich mir leider nicht merken kann; weist mich auf den ‚reforestales’- Bereich hin und schließlich auf die Affen hoch in den Bäumen: so genannte Kongos, komplett in schwarz – im Gegensatz zu den capuchin monkeys, die ich bisher gesehen habe. Deren Namen nennt er mir auch – irgendwas mit blanco... An seinem Grundstück angekommen, erwähnt er seine beiden Papaya-Bäume: einer mit gelbem und einer mit rotem Fruchtfleisch (pulpita amarilla z roja). In dem Moment kommen uns seine zwei Hunde entgegen. Im Garten/Hof laufen einige Hühner umher. Das Wasser kommt frisch und sauber aus den Bergen. Hier ist die Welt noch in Ordnung, so scheint es und die Menschen scheinen mit relativ wenig Besitz und Komfort ziemlich zufrieden zu sein. Dennoch bin ich einmal mehr erstaunt, dass ich in diesen einfachen Lebensverhältnissen einen Fernseher und CD-Player mittendrin stehen sehe; und der Fernseher auch eine gewisse Wichtigkeit innezuhaben scheint. Nebenan in der Küche wird noch mit Holzofen gekocht; daneben gibt es jedoch auch zwei Elektrokochplatten, benutzt vor allem für den Kaffeekocher; außerdem entdecke ich gerade noch eine Mikrowelle. Ich frage nach der Elektrizität und dem Strompreis: 4000 col pro Monat. Das ist ok, nicht besonders viel, wenn ich bedenke, dass der Bus heute schon über 1000 col gekostet hat. Genau soviel Geld besitze ich noch und damit wohl gerade noch genug, um zurück nach Nicoya zu kommen. Morgen jedoch werden wir erstmal in die nächste comunidad laufen – etwa vier Kilometer zu Fuß durch den Dschungel. Das wird sicher anstrengend, aber dennoch: ich freu mich drauf. Wohl zum ersten Mal in der Zeit hier (außer am ersten Tag bei Wilmar) freu ich mich wirklich in Erwartung auf den nächsten Tag.

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