Ursprungsland: Costa Rica

von 19 jana  

Der beste Start in den Tag ist für viele Menschen eine Tasse dampfender Kaffee. Schwarz, mit Zucker oder mit Milch erfreut sich die Koffeinbombe weltweit großer Beliebtheit. So auch in Costa Rica: das Nationalgetränk wird im Übermaß morgens, mittags und abends von groß und klein konsumiert. Schließlich wachsen die Bohnen direkt vor der Haustür! Ich hocke in der prallen Sonne vor der nichtmal meterhohen Pflanze und versuche nur die roten und gelben Früchte zu pflücken. Immer wieder erwische ich auch grüne und einige nasse Exemplare rutschen mir aus der Hand auf die schwarze Erde. Ameisen krabbeln an meinen Fingern entlang und hinterlassen einen unangenehmen Schmerz. Ich stehe auf und hocke mich einen Meter weiter vor die nächste Pflanze. Mein Kreislauf schwankt, meine Knie knacken und mein Rücken ächzt. Ich scheue mich normalerweise nicht vor ein wenig körperlicher Arbeit in der Natur. Die Arbeit auf den Kaffeeplantagen hat meine Gasttante gerade jedoch sehr treffend mit dem Wort “feo", hässlich, beschrieben. Ein Großteil der Bewohner meines Dorfes pflücken um diese Jahreszeit Kaffee auf den unzähligen umliegenden Plantagen. So auch meine Gastfamilie, denn das Haus gilt abbezahlt zu werden. Was bei den vorherrschenden Löhnen eine halbe Ewigkeit dauern kann: für einen gefüllten 40 Liter Korb erhalten die Arbeiter 1500 Colones, knapp 3 Euro. Die Kaffeefrüchte sind so klein, dass ein Arbeiter an einem 8-Stunden-Arbeitstag auf 2 Körbe, also knapp 6 Euro, kommt. Wenn ich nach Deutschland zurück komme, kann ich mir für 5 Euro eine 1-kg-Packung Kaffee im Supermarkt kaufen. Als “arme Studentin” ist das ein gar nicht so günstiges Lebensmittel. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist dieser Preis jedoch unglaublich günstig und ungerechtfertigt. Er setzt sich zusammen aus Transportkosten in den Supermarkt, Importkosten nach Deutschland, Kaffeeverarbeitungskosten in Costa Rica und irgendwann am Ende der Kette dem Lohn der Kaffeepflücker. Kein Wunder, dass weniger als 1 Euro Stundenlohn Gang und Gebe sind! Ich kenne Menschen, die den Kaffeekonsum aufgrund dieser Umstände komplett in Frage stellen. Da dieser Anspruch jedoch auf die Menschheit gesehen sehr unrealistisch ist und die Kaffeebauern nicht zugrunde gehen sollen, plädiere ich für mehr Wertschätzung. Ich werde in Zukunft definitiv mehr Wert auf Kaffee aus Fairem Handel legen und jede Tasse mit noch mehr Genuss trinken. Vor allem natürlich bei der Kennzeichnung mit “Urspungsland: Costa Rica" – vielleicht profitiert sogar meine Gastfamilie eines Tages davon.
BlogNo:04

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