Guanacaste, das Bayern Costa Ricas

von 19 lukas  


Ich lebe jetzt seit fast zwei Wochen in Pozo de Agua, einem Dorf in Guanacaste das direkt an der Quelle des Rio tempisque, dem wichtigsten Fluss Costa Ricas liegt. Die Landschaft ist traumhaft schön, sie besteht aus der Sabaña, flachem Weideland das von Flüssen durchzogen und von Bergen begrenzt wird.

Guanacaste liegt in den ariden Tropen (Arid bedeutet, dass die Verdunstung jährlich größer ist als der Niederschlag). Es gibt so wie in Deutschland Winter und Sommer, doch der Winter beginnt im Mai und endet mit dem Oktober . Winter bedeutet hier Regenzeit und die Pflanzen können wachsen, im Sommer aber fällt kein Regen mehr und die Menschen müssen die Pflanzen gießen, damit sie nicht absterben (Trockenzeit ).

Die Menschen hier arbeiten hauptsächlich in der Viehzucht und Milchproduktion, weil die Region sehr gut für die Haltung von Vieh(hauptsächlich Rinder und Pferde) geeignet ist. Es gibt auch Landwirtschaft (Anbau von Gemüse und Obst), es wird aber bei weitem nicht so viel Fläche dafür genutzt wie für die Haltung von Vieh.










In Pozo de Agua leben ca 1000 Personen, doch das Dorf zieht sich an einer Straße entlang und so dauert eine Wanderung vom Ortseingang bis nach Puerto humo, 90 Minuten. Die wichtigsten Orte (Sehenswürdigkeiten) des Dorfes sind: die Lagune, der Plaza mit einer katholischen Kirche und zwei Kneipen und der Pozo ( ein Brunnen zu dem die Rinder immer geführt werden um zu trinken ).

Auch wenn es naheliegend ist, Pozo de agua hat seinen Namen nicht von dem Brunnen (Pozo), sondern von der Tatsache, dass sich seeehr viel Wasser im Boden befindet. Kurzes Beispiel: wenn es regnet heben sich die Fliesen im Haus meiner Gastoma an. Das Regenwasser vermischt sich mit dem Grundwasser und zusammen wird so viel Druck aufgebaut, dass sich die Fliesen anheben und verschieben. Den Namen Pozo de Agua kann man deshalb je nach Laune zwischen Wasserbrunnen und Wasserloch anpassen.

Trotzdem müssen sich die Menschen hier nicht im Boot fortbewegen, das Motorrad reicht. Fast jede Familie hat ein eigenes Motorrad und das braucht man hier auch wenn man nicht 90 Minuten vom einem zum anderen Ende des Dorfes wandern will. Andere Fortbewegungsmittel sind das Fahrrad, das Auto und das Pferd, doch letzteres ist im Dorf nicht sehr weit verbreitet, da der Unterhalt eines Pferdes während des Sommers genauso teuer ist wie der eines Autos. Doch auf den Fincas und in der Pampa (Sabaña) sieht man sehr oft Sabañeros, die mit ihren Pferden die Rinderherden über das Weideland treiben.

Diese Sabañeros sind die reinste Folklore und kommen nur in Guanacaste vor. Trotzdem stehen sie stellvertretend für Costa Rica und man kann in der Hauptstadt fast überall die Halstücher der Sabañeros als Andenken kaufen.

Dazu kommt noch, so wie es in Bayern das Jodeln gibt, gibt es hier den Grito guanacasteco, einen sehr schrillen und lauten Schrei der früher zur Kommunikation in den Bergen der Sabaña benutzt wurde und in sehr abgelegenen Gebieten (wie Pozo de Agua) immer noch benutzt wird.

Dazu kommen noch ein Haufen anderer Eigenheiten und Dinge, die das Bild Costa Ricas im Ausland prägen(längster Strand Costa Ricas, traditionelle Tänze und Musik, höchste Anzahl an Vulkanen, eigener merkwürdiger Akzent der Guanacaste Baum und natürlich der Pura Vida Lifestyle.

In dieser Aufzählung der Folklore in Guanacaste dürfen neben den traditionellen Liedern und den Sabañeros, natürlich nicht die "Fiestas de los torros" fehlen. Diese Feiern sind immer im November und Februar. Der Höhepunkt dieser Fiesta ist der Stierkampf (nicht die spanische Variante, bei der der Stier getötet wird, sondern der Kampf besteht darin, dass ein Montador versucht, einen Stier so lange wie möglich zu reiten und nicht herunterzufallen. Außerdem gibt es während der Fiesta noch ein Pferderennen, es werden Kälber gebrandmarkt und der Alkohol fließt in Strömen.

Diese Fiestas gibt es in fast allen Dörfern Guanacastes und auch Pozo de Agua hat eine eigene Arena. Die größten Fiestas (Santa Cruz, Liberia und Nicoya) werden sogar bei Fox sports ausgestrahlt. Wie bereits erwähnt, diese Fiestas sind typisch für Guanacaste und werden auch nur hier gefeiert.

Als Grenze zwischen den Guanacastecos (Bewohner von Guanacaste) und den Cartaginenses (Bewohner Rest Costa Ricas) gilt der Río Tempisque, an dessen Quelle Pozo de Agua liegt. Ich befinde mich also direkt am Herzen von Guanacaste.

Wegen dieser Menge an Folklore und Traditionen vergleiche ich sehr gerne Guanacaste mit Bayern, denn so wie die Lederhosen, Fachwerkhäuser und das Oktoberfest das Bild Deutschlands im Ausland prägen, so prägen auch die Kleidung und Kultur Guanacastes das Bild Costa Ricas.

In diesem Sinne
¡Pura Vida!

BlogNo:04

1 Kommentar

Kommentar von: Emily [Besucher]  

Hi Lukas, es ist unglaublich schön von Guanacaste zu hören! Diese Eigenheiten werden dir in dem kommenden Jahr wahrscheinlich noch viel mehr auffallen. Ich habe auch manchmal “das Bayern Costa Ricas” gesagt, auch, weil sich die Guanacastecos eigenständiger sehen, als die anderen Teile Costa Ricas. Dionicio hat gerne lange Erzählungen davon gesprochen, dass Guanacaste lange nicht zu CR gehört hat (und seiner Meinung nach vielleicht auch nicht sollte). Da man vielleicht auch ein bisschen eine Verbindung zu Bayern ziehen kann, wo man sich ja auch gerne mal abgrenzt. Den Pura Vida Lifestyle kannst aber sicher auch an anderer Stelle noch finden ;)


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