“¿Que piensas?” Magdalena, meine 57-jährige Mitbewohnerin aus Peru, hält den Buchstaben A aus Ästen der Yuca-Palme vor die Holzwand. Keine zwei Minuten später ist das Konstrukt mit Nägeln befestigt und Magdalena beginnt, mit einem Stift Wörter an die Wand zu schreiben. “A es mi letra favorita!”

Letra favorita: A

Ich habe keinen Lieblingsbuchstaben, lediglich Hassbuchstaben. Beim Stadt-Land-Fluss-Spiel nerven mich J, Q, V, X und Y. Beim Spanisch-Sprechen nerven mich H, J und R. Beim Zulu-Lernen (Sprache mit Klicklauten aus Südafrika) nerven mich C, Hl, Q und X. Den Spieß umzudrehen, ist mir nie in den Sinn gekommen.

Magdalena schreibt “-more", “-las"…. Zusammen mit dem Anfangsbuchstaben A ergeben sich Wörter mit wunderbarer Bedeutung: Liebe, Flügel. Mir schießt das Wort “Achtsamkeit" durch den Kopf und darf es sofort an die Wand schreiben. Achtsamkeit für die Natur, Achtsamkeit für die Menschen, Achtsamkeit für einen selbst. Dieses Wort beschreibt exakt den Lebensstil, den ich anstrebe.

A ist jetzt nicht plötzlich mein Lieblingsbuchstabe. Aber ich habe gemerkt, dass es sich durchaus lohnt, sich in einer freien Minute mal hinzusetzen und genauer über einen Buchstaben nachzudenken. Denn es gibt so viele wunderbare Wörter, die wir tagtäglich ohne drüber nachzudenken nutzen. Nicht nur die Natur, die Mitmenschen und wir selber haben mehr Achtsamkeit verdient, sondern auch die Sprache!