Der Callejón del arreo

von 19 lukas  

Was is das für ein Ding? Wo wohnt es? Kann man es essen? Oder sollte man es lieber schnell töten bevor es Eier legt?

Nach dieser wirklich verstörenden Einleitung komme ich mal zum Thema. Wie bereits geschrieben, ich wohne in Pozo de Agua und arbeite mit einer Kooperative zusammen. Diese Kooperative besteht aus Dorfbewohnern die ihre Lebensqualität verbessern wollen, denn in Pozo de Agua gibt es einen Haufen an Problemen. Zu nennen sind hier das Fehlen jeglicher guter Infrastruktur(asphaltierte Straßen), Müllentsorgung, Feuerwehr und Polizei. Kurzgesagt, die Regierung hat kein Interesse an der Entwicklung von ländlichen Gemeinden. Dabei gibt es in den ländlichen Zonen und Küstengegenden Costa Ricas viele interessante Projekte und Möglichkeiten zur Förderung der Entwicklung eines Dorfes und der gesamten Region.


Übersicht über den Callejon mit Längenangaben

Der Präsident von Fedeagua möchte anschließend schwimmen

eines der Projekte war der Bau eines Ranchos am Ufer der Lagune

Diese Männer werden mit einem Hungerlohn (15$ für 8 Stunden Arbeit) von lokalen Farmern ausgebeutet um Schilf in der Lagune zu schneiden.

Jedes Jahr im Januar kommen Tausende Zugvögel und Gänse aus Kanada und den vereinigten Staaten um in der Lagune von Pozo de Agua Rast zu machen.

Eine Luftaufnahme des Callejóns im Sommer

Der Callejón del arreo ist eines dieser Projekte, er soll ein Wasserreservoir von einem Kilometer Länge und 100 Metern Breite in der "Lagune" Pozo de Aguas ( in Anführungszeichen weil die Lagune wissenschaftlich gesehen keine ist da sie keinen natürlichen Ursprung hat) werden. Die Entstehung der Lagune geht auf zwei Ursachen zurück. Wie bereits beschrieben wird in Pozo de Agua fast jede freie Fläche für die Haltung von Vieh genutzt, außerdem ist unter der Oberfläche viel Wasser gespeichert.

Diese zwei Faktoren haben die Lagune erschaffen. Wie das? Schon immer war an der Stelle wo heute die Lagune ist viel Wasser und der Boden deshalb auch sehr sumpfig. Durch die intensive Viehzucht in der Provinz Guanacaste und besonders in Pozo de Agua wurde der Boden aber immer weiter in Anspruch genommen. Letztendlich sammelt sich der gesamte Regen, der während der Regenzeit fällt, in diesem Wasserloch. Dummerweise kann er nicht abfließen. Was passiert mit einer Wasserfläche in der sich immer mehr Wasser sammelt und es nicht abfließen kann? Das Wasser wird moderig und fängt an zu stinken. Das ist aber noch harmlos. Wasserlöcher sind generell ein Paradies für Mücken, doch besonders dieses Wasserloch, das eine Größe von zehn Hektar hat, bietet ideale Voraussetzungen für die professionelle Mückenzucht (kaum Fressfeinde, hüfthohes und lauwarmes Wasser zum Ablegen der Eier, kurzgesagt ein echtes Mückenparadies).

Doch diese Lagune ist nicht letzte Nacht entstanden, es gibt sie schon seit hunderten von Jahren und sie ist ein fester Teil der Folklore und Gewohnheiten des Dorfes geworden. Kurzes Beispiel, vor einigen Tagen habe ich mich mit einer Bekannten aus dem Dorf unterhalten, sie meinte eigentlich mag sie den Sommer, wegen dem guten Wetter, den Fiestas und den anderen Gedanken in den Köpfen der Menschen (más pura vida). Was ihr aber nicht gefällt, sind die Mücken. Diese Mückenplagen sind für die Menschen hier so natürlich wie das Wetter und sie sehen keine Möglichkeit etwas daran zu ändern (außer vielleicht mit Tankwagen voll mit Pestiziden). Zum Glück sehen Wilmar und Fedeagua das anders. Plagen sind niemals natürlich und deshalb haben Wilmar, Fedeagua und ein Wissenschaftler aus Kuba bereits in den neunziger Jahren ein Dokument erstellt, was unter anderem die Gründe für die regelmäßigen Plagen erklärt (ein zweites Dokument wurde im Juni 2017 erstellt, welches die Bedeutung des Callejóns für das Dorf und die Region herausstellt): Der Grund für die außergewöhnlichen Mückenplagen ist die intensive Viehzucht, sie hat alle Kanäle, durch die normalerweise das Wasser abfließen konnte, zerstört. Dazu kommt noch, dass über den Rio Tempisque 4 bis 5 mal im Sommer Wasser in das gesamte Gebiet gespült wird und wenn das Wasser verdunstet, legen die Mücken ihre Larven in dem verbliebene Wasser ab.

Also hat man neue Kanäle angelegt und siehe da, das Wasser konnte abfließen und die Plagen wurden schwächer. Da hört die Geschichte aber nicht auf. Wie gesagt es gibt die Lagune seit hunderten von Jahren und im laufe der Zeit wurde auch ein Weg durch dieses Sumpfland gebaut, der Callejón del arreo. Über diesen Callejón, der durch Steine befestigt wurde und so das ganze Jahr trocken war, konnten die Viehtreiber ihre Tiere von den Fincas auf die Felder treiben ohne sich die Füße nass zu machen. Heute existieren immer noch die Umrisse und Fundamente dieses Weges, doch der größte Teil ist verlassen oder in privater Hand. Die momentane Idee ist, diesen ehemaligen Weg zu erneuern und tieferzulegen damit sich dorthin das Wasser im Sommer zurückziehen und sammeln kann. Wieso das? War nicht das lauwarme und knietiefe Wasser ein Paradies für Mücken? Wieso sollte man das Wasser im Sommer überhaupt sammeln wollen? Und wie soll das Dorf von dem Projekt profitieren?

Ja, das lauwarme Wasser ist der Brutplatz für Mücken. Deswegen wollen wir(Wilmar, Fedeagua, der Codal von Pozo de Agua) einen teilweise bis zu zwei Meter tiefen Graben anlegen, um die Mückenlarven mit Fischen zu bekämpfen. Wir gehen davon aus, dass wir so zwar nicht mit allen Mücken fertig werden, aber so kann man zumindest ihre Anzahl reduzieren.

Aber das ist nur ein Grund für die Haltung von Fischen in der Lagune. Andere Gründe sind: Arbeitsplätze im Dorf schaffen, die Ernährung der Menschen umzustellen (niemand isst hier Fisch, außer Dosenthunfisch). Und zu guter letzt soll diese Fischzucht auch noch Teil des nachhaltigen Tourismus in Pozo de Agua werden. Bleibt noch eine Frage offen, wieso sollte man im Sommer Wasser sammeln wollen und verdunstet das nicht? Pozo de Agua liegt in den trockenen Tropen, das bedeutet im Sommer sterben die meisten Pflanzen ab und die Lagune trocknet immer wieder aus. Aber nicht die gesamte Lagune, eben dieser Callejón der eigentlich dafür gedacht war den Viehtreibern die Füße trocken zu halten, ist der Teil der Lagune der im Sommer nicht austrocknet.

Wie geht es in dem Projekt voran?
Die Säuberung und Wiederinstandsetzung des Callejóns ist bereits bezahlt und wird im Februar vonstatten gehen. Die neueste Idee ist es eine Finca, die direkt am Callejón liegt, zu kaufen um dort ebenfalls touristische Infrastruktur und Projekte mit nachhaltiger Landwirtschaft und Fischerei zu errichten. In diesem Moment arbeiten wir daran, Geld von den costaricanischen Behörden und anderen Organisationen abzudrücken, um diese acht Hektar große Finca zu kaufen.

Wir wissen, dass auch dieser Callejón die Mückenplagen nicht verhindern kann aber zumindest erschaffen wir so ein Ökosystem das Lebensraum für eine Vielzahl von mückenfressenden Tieren ist (Libellen, Fröschen und eben auch Fischen) und gleichzeitig bekommt das Dorf noch eine weitere Einnahmenquelle.

In diesem Sinne:
,, Vas a la laguna y mata cada día cien doscientos, mil sancuros y entonces tenemos una solución por la plaga"

Übersetzung:
,, Geh einfach in die Lagune und töte jeden Tag hundert, zweihundert, tausend Mücken und dann haben wir eine Lösung für die Plagen gefunden." Zitat Wilmar Matarrita als er gefragt wurde, was man gegen die Mücken tun kann.

BlogNo:07

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