Warten auf Guido

von gustav_11  

Naja so habe ich mal ausnahmsweise den Bus benannt, auf den ich gerade 3 Stunden warten muss. „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ und in meinem Fall besteht der Wurm daraus, dass ich mit dem ersten Bus vom Dorf in die nächste größere Stadt gefahren bin, um dort dann den nächsten nach San José zu bekommen. Leider erfordert dieser Anschluss genau diese Wartezeit von 3 Stunden, in der ich es mir auf den kalten Steinbänken, neben Müllhaufen und laufenden Busmotoren gemütlich mache.

Es ist aufgrund der eher Unstrukturierten „Fahrpläne“ in Costa Rica keine Seltenheit, dass man auf seine Anschlussmöglichkeiten längere Zeit warten muss und so mancher hat dieses Gebiet zu seinem Arbeitsfeld auserkoren.

Während ich zunächst versuche irgendwie eine halbwegs bequeme Position auf der 40 Zentimeter breiten Steinbank zu finden, um ein kleines Nickerchen zu machen setzen sich rechts und links aufdringlich nahe zwei Männer hin. Der eine beachtet mich zunächst nicht währen der andere so nah an mich heranrückt, dass er schon beinahe auf meinem Schoß sitzt und mich mit seinem sehr starken Geruch nach ungewaschener Haut umnebelt. Mit einem kräftigen Schulterklopfen sichert er sich meine Aufmerksamkeit, um dann in einen 5minütigen Schwall über Gott und die Welt auszubrechen, an dessen Ende die Frage nach einer Zigarette steht. Als ich diese verneine verschwindet der Mann in Sekundenschnelle auf die Straße, um den nächsten anzusprechen.

Erleichtert nach frischer Luft schnappend meine ich jetzt meine Ruhe zum Nickerchen zu finden, doch als ich gerade meine Augen schließe spuckt der Mann auf meiner anderen Seite aus und trifft damit un-/absichtlich (?) zielsicher mein Bein. Nach dem ich ihn vorsichtig auf sein Missgeschick aufmerksam gemacht habe und nach einem Taschentuch zum Abwischen frage bekomme ich nur einen unverständlichen Blick und Schuldzuweisungen, ich hätte mein Bein absichtlich dahin gestellt und warum wir jungen Leute denn schon so früh am Morgen andere belästigen müssten und überhaupt wir heutzutage überhaupt keinen Respekt mehr hätten und es früher niemand gewagt hätte jemand älteren so „schnöde“ von der Seite anzuquatschen und sofort. Eine kurze Atempause ausnutzend gebe ich nur kurz den Kommentar ab, dass er es war, der auf mein Bein gespuckt hat und ich ihn deshalb höflich nur um ein Taschentuch gebeten hätte und ich darin keinerlei Respektlosigkeit meinerseits erkennen kann.

In Erwartung einer weiteren Schimpftirade verabschiede ich mich mit ausgesuchter Höflichkeit, um mir bei einer nahgelegenen Soda eine Serviette zum Saubermachen zu holen. Wie ich dort aber erfahren muss bekomme ich das ersehnte Stückchen Papier nur, wenn ich etwas kaufe. Also entscheide ich mich für 2 Empanadas als Frühstück und erhalte endlich einen Fetzen Papier, um mir den Schleim vom Bein zu wischen. Langsam kehre ich zu meiner Steinbank zurück, nach dem ich mich vorher vergewissert habe, dass der spuckende Mann verschwunden ist und mache mich über meine Empanadas her. Diese entpuppen sich als fettige Teigtaschen mit knochigem Inhalt, an denen noch etwas Fleisch hängt.

Mit Magenkrämpfen versuche ich dann die verbleibende Stunde hinter mich zu bringen, in dem ich mich frierend auf die Bank lege und die Musik so laut aufdrehe, dass ich das schreiende Kind und die dauerhupenden Busfahrer nicht mehr ganz so laut hören muss. Ich habe mich noch nie so darüber gefreut in meinen Bus zu steigen, um die nächsten 3 Stunden hineingefaltet in meinem Sitz die Heimfahrt zu „genießen“.

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