Campesino a Campesino

von marcus_11  

Ende Januar habe ich in 'Alles Agua, oder was?' bereits über die Arbeit von FEDEAGUA berichtet. Ebendiese Organisation, die durch die Initiative von zwei visionären Gründern auf den Weg gebracht wurde, zählt mittlerweile eine Mitgliedschaft von 4000 Personen und arbeitet mit 120 lokalen Organisationen zusammen.

Die momentan wichtigsten Themen und Projekte sind: Entwicklung und Förderung des Modells einer alternativen Entwicklung in Guanacaste mit Hilfe der ökologischen Landwirtschaft und mit besonderem Fokus auf der Permakultur; Stärkung lokaler Märkte; Nahrungsmittelsouveränität; kommunale Kontrolle der strategischen Ressourcen (Wasser, Strände, Land, Samen); Ausbildung und Stärkung einer demokratischen Bewegung sowie politische Initiativen für die Förderung einer alternativen Entwicklung bzw. deren Umsetzung in konkreten Gesetzen.

FEDEAGUA bietet Räume, Kenntnisse und Methoden für bäuerliche Gemeinden, Fischerdörfer und für andere Organisationen. Die Methoden sind dynamisch und offen, die Themen vielseitig und es gibt eine weitreichende Vernetzung mit viel Engagement einzelner Personen, Gruppen und Gemeinden. FEDEAGUA fördert die Einrichtung von ‚Centros Ecologicos’ in den ländlichen Gemeinden (comunidades) Guanacastes.

In meiner bisherigen Zeit als Freiwilliger in FEDEAGUA habe ich den Prozess der Fortbildungen für Bauern (campesinos) in ökologischer Landwirtschaft mit permakulturalem Fokus unterstützt, indem ich aktiv an den Versammlungen, Schulungen und ‚Workshops’ teilgenommen habe.

Die Förderung ökologischer Landwirtschaft mit permakulturalem Fokus:

Die Arbeit von FEDEAGUA während dem Jahr 2011 war darauf ausgerichtet, die ökologische Landwirtschaft mit permakulturalem Fokus zu fördern, bestehend aus den folgenden Aktivitäten:

  1. Man arbeitet in den Gemeinden Nicoya und Abangares, wo FEDEAGUA ein Abkommen mit der städtischen Verwaltung hat.
  2. In der Gemeinde Abangares begleitet man etwa 25 Kleinbauern, die vor allem Kaffee anbauen, aber vereinzelt auch Getreide, Früchte und Gemüse.
  3. In der Gemeinde Nicoya begleitet man etwa 30 Kleinbauern, die Früchte, Kaffee und Grundnahrungsmittel produzieren, Tiere halten, Medizinalpflanzen und Gemüse anbauen.
  4. Für diese bäuerlichen Familien organisiert FEDEAGUA Schulungen mit einer Methode namens “Campesino A Campesino”, die beinhaltet, dass jede Gemeinde unter den Bauern einen oder mehrere ‘Promotores’ auswählt; diese sind beauftragt, die jeweils besten Techniken für die ökologische Landwirtschaft zu fördern. Dafür führen sie Experimente in den fincas durch, sowie Austausch (intercambio) zwischen den am Projekt teilnehmenden campesinos und campesinas. Die promotores werden unterstützt von einem Techniker den sie “Facilitador” nennen; sein Name ist Willian.

FEDEAGUA versteht nachhaltige Landwirtschaft darin, Agroökosysteme mit minimaler Abhängigkeit von Agrochemikalien und geringem Energieaufwand zu schaffen: komplexe nachhaltige Bewirtschaftungssysteme, in denen die ökologischen Austauschprozesse und Synergien zwischen den biologischen Komponenten derart genutzt werden, damit die agroökologischen Systeme ihre eigene Fruchtbarkeit des Bodens zur Produktivität und zum Schutz der angebauten Pflanzen beisteuern

In gleicher Weise beinhaltet der permakulturale Fokus für FEDEAGUA folgende Prinzipien:

  1. Der Begriff Permakultur im wörtlichen Sinne bedeutet: permanente, also dauerhafte Agrar-Kultur (Anbau, Landwirtschaft). Die Permakultur ist die Art und Weise produktive Ökosysteme einzurichten und aufrecht zu erhalten, einschließlich der harmonischen Umgehensweise der Personen mit ihrer Umwelt und eine Antwort gebend auf deren materiellen und geistigen Bedürfnisse, auf nachhaltige Art und Weise.
  2. Die Permakultur ist eine Form, um der konventionellen Landwirtschaft die Stirn zu bieten, welche die Umwelt schädigt und zerstört. Gleichsam übernimmt die permakulturale Landwirtschaft und Viehzucht auch Gedanken der Philosophie indigener Völker: “ich bin Teil der Erde”, “dieser Baum ist mein Haus, dieser Berg meine Kirche”... “mit der Natur zu arbeiten ist mit unserem ganzen Leben zu arbeiten”.

Meine Arbeit besteht darin, zu helfen, die Kurse in den ‘comunities’ zu organisieren (Teilnehmerliste erstellen, kontaktieren), bei der Logistik für die Kurse zu helfen, Fotoalben von den Veranstaltungen zu erstellen sowie Willian bei der Erstellung von Berichten und Protokollen der Kurse zu unterstützen und an den Evaluationen der Kurse teilzunehmen.

Genauso lebe ich gelegentlich in ‚Pozo de Agua’ bei Wilmar und Suray, die in ihrem etwa zwei Hektar umfassenden Grundstück ein ‘Centro ecologico’ einrichten, weswegen ich einen Teil meiner Zeit damit verbringe, mit den beiden und Luiz Felipe in eben diesem ‚Ökozentrum’ arbeite. Wir arbeiten jeden Morgen in der finca: Pflanzen säen und bewässern, Terrassen erstellen, die Tiere versorgen (Ziegen, Schafe, Gänse, Fische und Hund), Pflanzensamen präparieren, etc. – besonders beeindruckend ist das großflächige Bewässerungssystem!

Ich bin sehr zufrieden mit dieser Erfahrung bei Wilmar und der Organisation FEDEAGUA, und habe schon viel gelernt in Theorie, Praxis und interkulturellem Austausch – nicht zuletzt auch die spanische Sprache mit einem leichten regionalen Einschlag: guanacasteco!




































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2 Kommentare

Kommentar von: Georg [Besucher]

Lieber Marcus,
das ist alles superinteressant! Ich lese Deine Berichte sehr gerne.

Weißt Du zufällig, ob/wo man Produkte der Bauern aus Deiner Gegend in Deutschland erwerben kann?

Viele Grüße aus Halle!

Kommentar von: Marcus (Autor) [Besucher]

Lieber Georg,
vielen Dank für dein nettes feedback, das freut mich!

Leider kann ich dir da momentan keine Auskunft geben bzw. glaube, dass die Produkte leider nur den regionalen bzw. nationalen Markt vorgesehen sind, aber ich werde mich da noch genauer kundtun und dir mitteilen, sobald ich was weiß.

Viele Grüße aus Guanacaste!


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