Der Kauf deines Lebens

von carla_11  

Kapitalismus. Konsumgesellschaft. Stehen wir auch nicht alle dahinter, so sind wir in Deutschland zumeist doch Teil davon. Sind in gewisser Weise auch dazu gezwungen, findet sich doch ein Großteil der Dinge, die zum Leben unabdingbar sind, schon längst nicht mehr vor der Haustür, sondern im Supermarkt um die Ecke, in den Kaufhäusern und Einkaufsmeilen. Das Geld bestimmt den Wert - von Sachen ebenso wie von Menschen. Kaufen und kaufen und kaufen. Wer diesen Lebensstil lebt, gehört dazu, denn so soll es sein. Sagen die, die Geld haben. Sagen die Weltwirtschaftsmächte.

Die deutsche Gesellschaft ist geprägt vom Karrieredenken. Jede Lücke im Lebenslauf bedarf einer Erklärung, denn leben ist nur dann genehm, wenn es einen Nutzen mit sich bringt. Genießen, sich Zeit nehmen, einfach mal nichts tun, für sich sein, nachdenken, träumen? Faulheit. Alles muss einem Sinn entsprechen und einen Zweck haben. Und so arbeiten die Menschen und arbeiten, hasten und eilen und viele von ihnen verlernen zu leben.

Geldlos leben ist heutzutage beinahe überall unmöglich, doch sollten wir verstehen, dass es nur Gebilde ohne Inhalt errichtet, fragil und leicht umzuwehen. Sorglos, unbeschwert, glücklich macht es nicht, ist wie eine Droge, wie ein kurzer, vergänglicher Rausch. Unsere Tragmauern sollten wir aus anderem erbauen. Wir sollten lernen, von Momo und den grauen Herren, von Brechts ruhendem Fischermann. Parabeln, deren Bedeutung wir einst verstanden haben, aber dessen Worte wir nun allzu oft mit unserem Handeln verhöhnen.

Es ist wichtig zu tun, was einen glücklich macht. Nicht auf irgendwann zu warten. Auf die Rente, aufs Alter. Das Leben bis dahin aufzuschieben. Denn man weiß nie, was passiert. Und der Weg sollte das Ziel sein.

Das geht nicht immer. Das geht nicht immer in Deutschland und das geht nicht immer in Costa Rica. Auf dem Land, bei den Bauern herrscht noch ein gewisser Grad der Unabhängigkeit. Sie produzieren Großteile ihrer Nahrungsmittel selbst und sind nicht in der Weise auf gekaufte Güter angewiesen wie die Menschen der Städte, können selbstbestimmter arbeiten und selbstbestimmter leben. Doch ist das für viele der Töchter und Söhne nicht das Leben, das sie sich erhoffen. Sie wollen mehr, sich bilden, studieren, raus aus der Abgeschiedenheit. Für andere bleibt kein Land mehr, nur Perspektivlosigkeit. Ohne Schulabschluss und ohne Arbeit. Früh werden die Mädchen Mütter, die Jungen Väter. Es ist als wären sie gefangen.

Um Polizist zu werden, reicht der Abschluss der Grundschule und doch schaffen viele die Prüfung nicht. Heuern auf einer der vielen Plantagen an, um sich dort für einen Hungerlohn langsam und allmählich vergiften zu lassen.

Haben wir nicht noch eine Wahl? Eine Wahl zu leben? Warum nutzen wir sie nicht?

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