Nochmals Musterland: pazifistische Costa Rica

von gustav_11  

Costa Rica ist eines der wenigen Länder weltweit, das (zumindest offiziell) auf militärische Stärke verzichtet und demnach keine Armee unterhält. Zuständig für die innere Sicherheit sind die Fuerzas Públicas, Costa Ricas riesiger Polizeiapparat, dem üble Gerüchte über Korruption und Inkompetenz nachgesagt werden. Nun ja „Selbst ist der Mann!“, wozu brauch man also offizielle Behörden, wenn es doch so einfach ist Haus und Familie selber zu schützen, vorausgesetzt man nennt eine Schusswaffe sein eigen.

Diese sind auf den Straßen so präsent, wie die unzähligen Straßenhunde. Ein verdächtige Ausbeulung unter dem Pullover, ein metallisches Glitzern in der Handtasche oder das offensichtlich zur Schau gestellte Maschinengewehr über der rechten Schulter offenbaren einem die „bürgerlichen“ Waffenbesitzer und beim Eintreten in den noch so kleinsten Läden wird man als erstes vom Sicherheitspersonal begrüßt, dass einem freundlich aber mit der rechten Hand am Halfter zunickt.

Das erwerben einer Schusswaffe stellt sich nach einigen Recherchen als beängstigend einfach heraus. Zunächst wird mir gesagt, dass ich nachweislich costa-ricanischer Staatsbürger sein muss und zunächst einen Waffenschein brauche, um mir eine Waffe zu kaufen, allerdings gibt sich der Verkäufer schon nach meiner kurzen Erklärung ich hätte die notwendigen Dokumente „vergessen“ zufrieden und zeigt mir die verschiedensten Exemplare seiner Auslage, die von Kleinkalibern bis zu halbautomatischen Gewehren reichen. Die Munition gibt es beim ersten Einkauf gratis dazu und bei meiner Nachfrage nach Sonderangeboten zeigt mir der freundliche Herr seine Restbestände vom letzten Jahr, unter denen ich ein Gewehr für lächerliche 50 000 Colones (etwa 75 Euro) entdecke.

Der Verkäufer drängt mir das Gewehr in die Hand und hält einen Vortrag über die Vorzüge einer Halbautomatik während er mich gleichzeitig in Richtung einer kleinen Schießanlage bugsiert, damit ich ein paar „Probeschüsse“ machen kann.

Schnell rudere ich zurück und meine, dass ich leider keine Zeit mehr dazu habe und ich jetzt weiter müsse, was den Verkäufer dazu bewegt mir „ausnahmsweise“ die Möglichkeit zu gewähren das gewünschte Objekt bei Barzahlung mit einem Aufschlag von 20 000 Colones (ca. 30 Euro) sofort mitzunehmen und auch auf die umständliche Überprüfung der normalerweise vorgeschriebenen Dokumente zu verzichten. Ich winke mit der Aussage, dass ich momentan nicht so viel Geld bei mir trage, aber gerne bei Gelegenheit auf das Angebot zurückkomme ab, um dann fluchtartig den Laden zu verlassen.

Ich bin geschockt von der Fahrlässigkeit des Verkäufers, der sich ohne mit der Wimper zu zucken als bestechlich präsentiert und nach eigenen Aussagen überwiegend ausländische Kunden hat, die von der Qualität seiner Ware begeistert sind.

Costa Rica gibt sich als ein friedliches Land und abgesehen von der üblichen Stadtkriminalität konnte ich auch noch nichts gegenteiliges bemerken, aber die ständige Präsenz von scharfen Waffen und die offensichtliche Begeisterung der Ticos dafür, lassen in mir die Alarmglocken läuten.

Wozu trägt man eine Waffe, wenn nicht mit der Intention, sie im Bedarfsfall auch zu benutzen? Und wer, wenn nicht der Waffenträger selber entscheidet letztendlich wann Bedarf ist und wann nicht?

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1 Kommentar

Kommentar von: Tom [Besucher]

Ich habe selten so einen Quatsch gelesen. Maschinengewehr über der rechten Schulter, sorry, habe ich in 10 Jahren hier in Costa Rica noch nicht gesehen.


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