Die Finca von Don Felix

von chris_11  

Meine Tage in El Saíno de Pital, San Carlos, sind gezählt. Der zweite und erstmal letzte Freiwillige von Pro REGENWALD hier zieht weiter. Nach über vier Monaten in der kleinen Gemeinde, halte ich es für angebracht, noch einmal etwas zu meinem Gastgeber Don Felix und seiner Finca zum besten zu geben...

Die Finca von Don Felix sind eigentlich zwei. Ein Manzana – was in dem Fall etwas weniger als ein Hektar ist – liegt in Castelmare, und auf dem Grundstück hatte Felix früher auch mit seiner Familie gewohnt, bevor sie für die Kinder nach Saíno gezogen sind, weil sie so immer 9km mit dem Pferd zu Schule dorthin reiten mussten.

Die andere Finca ist nochmal etwa 2 km von Castelmare entfernt und ist etwas mehr als 8 Hektar groß. Dort hatte er früher auch organisch Ananas angebaut. Auf dieser Finca gab es eine Quelle und einen Bach, die ein bisschen Wasser führten, und um diesen standen noch Restbestände des Primärwaldes als Schutz für den Bach. Auf der Finca verteilt gab es auch hier und da noch ein paar alte Urwaldriesen zum „Erosionsschutz“ und als Schattenspender für die Pferde, die man hier zudem hielt.

Dass sich diese Finca in kurzer Zeit in einen Wald verwandelte, fing damit an, dass die Familie des Don wild keimenden Jungbäume zunehmend tolerierte und pflegte. Als dann als Reaktion auf ein KfW Projekt die Bauern – so Don Felix - rundum ihr Land an Holzfirmen verkauften oder selbst Gmelina, Teak, Eukalyptus und zwei nativen Baumsorten in Monokulturen zu pflanzen begannen und damit die gesammten restlichen Waldbestände den Plantagen wichen, hat Don Felix und seine Familie angefangen, Bäume groß zu ziehen und nach und nach einen Wald anzulegen, mit vielen verschiedenen Spezies, den er nachhaltig bewirtschaftete um den Menschen und Firmen zu zeigen, dass man auch ohne große Schäden zu verursachen den Wald nutzen und sogar die Biodiversität fördern kann. So hat er jetzt 333 identifizierte und 40 nicht identifizierte Baumarten auf seinen Parzellen, jede Menge Orchideen und Bromelien, Heilpflanzen und Essbares. Mit Hauptziel ist es ja schließlich doch noch, die Familie damit so gut wie möglich zu ernähren. So hat man auch einen Haufen Obstbäume mit reingebracht und es gibt verschiedenste Bananen, Bohnen und Knollengewächse, die zur Ernährung und früher auch durchaus zum Verkauf und zum Nebenerwerb dienten. In den letzten Jahrzehnten hat er hauptsächlich damit und mit dem Verkauf von Setzlingen und Samen Geld verdient. Heute, nach 29 Jahren will er anfangen das erste Holz aus seinem Wald zu holen. Damit will er das Haus seiner Tochter und das eigene Aufstocken, aber es soll danach auch Geld damit verdient werden, wobei er davon ausgeht, das nachhaltig produziertes und gesundes Holz wie das seine doppelt bis dreimal soviel Marktwert besitzt wie das Holz einer Plantage.

Er geht dabei so vor, dass er pro Jahr pro Hektar 3 Bäume rausholt. Dafür pflanzt er jedes Jahr immerhin bis zu 60 Neue dazu, je nachdem wieviel Platz es gibt. Einige dieser Bäume sollen seiner Meinung nach sogar einen Wert von 6000$ besitzen. Von seinen acht bzw. neun Hektarn will er so 25 Bäume im Jahr ernten. Dazu zieht er die Stämme mit einem Ochsen aus dem Wald, oder verarbeitet sie gleich vor Ort zu Brettern, um so wenig wie möglich Schaden anzurichten. Bei der Ernte bevorzugt er zudem Bäume die vom Sturm gebrochen wurden oder sich anderweitig anbieten.

Mit zirka 600 Setzlingen will er demnächst seit langem mal wieder auf einen Markt in Augas Zarcas fahren, wo er diese zu verkaufen gedenkt, wobei er mir erzählt hat, dass er teilweise schon 6$ pro Setzling geboten bekommen hat.

Neben all dem beherbergt der Bosque en Restauración, also der Restaurierte Wald auch eine Vielzahl von Pfeilgiftfröschen, Vögeln, Insekten und anderen Tieren, wie auch Brüll- und Kapuzineraffen, die aber über die Schutzwälder entlang der Flüsse auch in andere Sekundärwälder gelangen.

Auf Fragen nach der Wirtschaftlichkeit seiner Finca, wies er mich darauf hin, dass es bei dem Konzept zur Restaurierung des Waldes nicht um eine Alternative Wirtschaftsform geht, sondern vielmehr um eine Alternative Lebensform von Campesinos für Campesinos. Noch ernährt der Wald die Familie nur zum Teil, kann sie aber nicht tragen. Die Finca könnte sie so weder tatsächlich ganz ernähren, noch finanziell die Familie mit Kindern und Enkeln über Wasser halten. Hier fließt alles in eine "Familienkasse" aus der auch alles gezahlt wird. So die Einnahmen die der Don mit seiner Finca macht, wie aber auch das Geld, das die Kinder verdienen. Davon werden dann Lebenshaltungskosten aller und zum Beispiel auch die Autos der Kinder gezahlt - so hat er mir das zumindest erklärt. Die Finca trägt einen Teil zu diesem Leben bei. So muss auch nur Geld für die Arbeitskräfte abgegeben werden, wenn man dieses Jahr die beiden Häuser in Saino und in Pital aufstocken will, weil die Materialien einfach vorhanden sind. Mit dem nachhaltig geplantem Verkauf des Holzes, soll jedoch durchaus auch eine Geldquelle für die Familie erschlossen werden.

Ob Don Felix jedoch die Genehmigung bekommt, Bäume in seinem eigenem Wald zu Fällen, ist gerade noch dessen Hauptsorge. MINAE, das Ministerium für Umwelt und Energie, welches die Erlaubnis für Holzeinschlag und Vertrieb vergibt, legt nämlich selbst großes Interesse darauf, dieses Holz selbst zu vermarkten. Auf ein solches Geschäft lässt sich ein Don jedoch nicht ein, der selbst über seine Ware entscheiden will. So geht der Kampf David gegen Goliath weiter.

Doch das Leben des Don Felix kennt viele Fronten, und so ist sein Konzept zur Restaurierung des Tropischen Waldes seine Bibel, die er bei jeder Gelegenheit auf den Tisch schlägt. Für das gestoppten Minenvorhaben in Crucitas ist die campesinofreundliche und biodiversitätsfördernde Alternative bereits in Diskussion, unsere Artenliste mit ihren mindestens 333 Argumenten den Rücken stärkend. Solange wir nicht aufgeben, haben wir nicht verloren. Auch wenn ich jetzt weiterziehe, das „Felix-Manifesto“ und mein Beitrag begleiten mich mit nach Chachagua, meine nächste Haltestelle. Mal sehen wie es dort Wurzeln schlägt.

Bis zum nächsten mal & wünscht uns Glück oder lasst uns etwas materielleres zukommen ;) wird beides stets gebraucht!

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1 Kommentar

Kommentar von: Prof.Rodolfo Sanabria Barquero [Besucher]

Vorwärts Don Felix, in ihrem Kampf, ihre Arbeit ist wichtig für die Menschheit, ich gratuliere.


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