Grenzen ohne Grenzen

von gustav_11  

Seit dem Mauerfall und Dank des Schengener Abkommen und der sich immer weiter ausdehnenden Europäischen Union sind den meisten Deutschen lange Warteschlangen und strenge Gepäckkontrollen an Grenzübergängen fremd. Heute überquert man die Grenzposten im Auto, mit einem leicht verminderten Tempo, registriert beiläufig das Willkommensschild des jeweiligen Landes und ärgert sich schon mal über die ungewohnten Straßenschilder und die überflüssigen Tempobeschränkungen auf ausländischen Autobahnen.

Ganz anders präsentieren sich die Grenzübergänge in Costa Rica. Dieses Land hat zwar nur zwei Nachbarländer (Nicaragua im Norden und Panama im Süden), liegt allerdings auf dem Weg der Drogenschmuggler von Kolumbien in die USA. Dementsprechend „streng“ und vor allem zeitaufwendig fallen die Grenzkontrollen aus, die einem schon mal bis zu 6 Stunden kosten können. Man wundert sich, dass trotz dieses immensen Zeitaufwandes und dem unglaublichen Aufgebot an Beamten, Polizisten, Militär und Hunden der Schmuggel so verbreitet, ja noch nicht einmal groß gebremst zu sein scheint.

Zum Überqueren der Grenze muss man immer seinen Reisepass, sein Reiseticket, eine Zollerklärung und etwas Geld zur Hand haben. Ausgerüstet mit diesen Gegenständen stelle ich mich also in die vorgesehene Schlange für den einzigen(!) Schalter, um dann anschließend 1 Stunde zu warten bis die 10 Leute vor mir ihre Ausreisegenehmigung erhalten haben, die aus einem simplen Stempel und der krakeligen Unterschrift des jeweiligen Beamten besteht, für die man dann auch noch gleich mehrere Dollar hinblättern darf. Je nach Hautfarbe und Nationalität werden dem Reisenden „kritische“ Fragen vor genuschelt, die es dann richtig zu beantworten gilt.

Hat man diese erste Hürde überwunden geht es weiter zu der ersten Gepäckkontrolle. Mühsam schleppt man seine unhandlich gepackten Tüten, Taschen und Rucksäcke in den vorgesehenen Raum, nur um dann zu erfahren dass zurzeit kein „zuständiger“ Beamter zur Verfügung steht und man sich eine weitere Stunde auf den Steinboden kauern kann. Nach Ablauf der Stunde bequemt sich dann ein Polizist, der schon seit geraumer Zeit rauchend und quatschend in der Ecke stand dazu seinen Hund an die Leine zu nehmen, alle zu bitten den Raum zu verlassen, um dann einmal mit dem Hund an der Leine die Kofferreihen abzulaufen, wobei er das Tier, wenn es mal länger an einer Tasche schnüffelt ungerührt weiterzerrt. Jetzt dürfen wir unsere Taschen wieder abholen und bekommen die Information, dass wir Costa Rica nun verlassen haben und die Erlaubnis haben den Kilometer bis zum Grenzposten Panamas zu laufen, während unser Bus im Schritttempo nebenher fährt und nicht daran denkt, uns die Möglichkeit der Mitfahrt zu gewähren, sondern der Busfahrer uns nur immer wieder zuruft, wenn mal wieder etwas aus unseren zahlreichen Taschen gefallen ist.

Am zweiten Grenzposten angekommen stellt man sich wieder in eine Schlange, in der man sich Unterwegs die für die Einreise erforderlichen Papiere von Straßenhändlern kaufen muss. In dieser Schlange scheint es getrennte Regelungen zu geben. Der (vor-)lauteste und schnellste stellt sich einfach direkt an den Schalter und ignoriert die 50 Personen, die eigentlich vor ihm an der Reihe sind und Frauen werden bevorzugt vom schwer bewaffneten Wächter aus der Schlange aussortiert und nochmal abgetastet (wobei hierbei das Hauptmerk auf den eher intimen Körperzonen liegt, während andere völlig außer Acht gelassen werden).

Wieder erhält man nach einer immensen Wartezeit (die komplett im Stehen verbracht werden muss) und dem Entrichten der üblichen Bearbeitungskosten einen Stempel, eine Unterschrift und die Aufforderung sein Gepäck kontrollieren zu lassen. Nun verhält es sich aber so, dass wir bereits die Einreiseerlaubnis haben, deshalb umgehen wir als geschlossenen Busgruppe die zweite (ebenso wie die erste ablaufende) Gepäckkontrolle, um etwas Zeit zu sparen, indem wir einfach einen kleinen Bogen schlagen und auf die Frage der Grenzkontrolleure, ob wir denn schon kontrolliert wurden mit einem schlichten „Si, si!“ antworten. Angekommen am Bus freuen wir uns, unser Gepäck endlich von den Schultern zu nehmen und in die Laderäume verfrachten zu können, um dann erschöpft im viel zu kalt klimatisierten Bus in die Sitze zu fallen. Vor uns liegen jetzt nur noch weitere 10 Stunden Busfahrt…

BlogNo:

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...