Comunidades declaran: Chachagua libre de Represas

von chris_11  

Eine Woche vor dem weltweiten Tag des Wassers am 22. März, trafen sich in meinem Einsatzort Chachagua Menschen, denen die Wichtigkeit des Wassers bewusst ist. Mehrere Hundert belagerten Ufer, Felsen und die schmale Brücke, die das Dorf nach Norden hin mit La Fortuna verbindet. Es war bewölkt und die Feuchtigkeit stieg angenehm kühl vom Strom herauf. Ich streckte die Füße ins Wasser.

Der Grund warum wir am Fluß waren, ist ein Staudammprojekt, welches dem Fluss Chachagüita das durch den Klimawandel bereits knapper gewordene Wasser zu nehmen droht (siehe meinen Beitrag: Mit dem Wind durch alle Wetter). Die Wetterscheide, welche die Kordillieren bilden, an die sich die Gemeinde schmiegt, haben nicht mehr ganz soviel Wasser abzufangen, als noch vor zehn Jahren. Ein breiter Bach zieht sich durch das felsige Flussbett. Doch er ist wichtig, liefert Trinkwasser, Fische, Erholung – und ganz nebenbei erhält er ein ganzes, riesiges Ökosystem. Und damit ist er allemal wichtiger, als die Profite des Stromversorgers ‚Institut für Kommunikation und Energie‘ ICE.

Das Argument zum Bau der Anlage ist typisch und immer gleich – Entwicklung. Doch Entwicklung scheint ein dehnbarer Begriff geworden zu sein, wenn er sich auch auf die Geldbörsen der dickbäuchigen Firmenchefs diesseits und jenseits der Grenzen dieses Landes bezieht. Tatsächlich ist es so, dass in Costa Rica mehr als genug Strom für den eigenen Bedarf produziert wird und bereits große Überschüsse in Nachbarländer – vor allem nach Nicaragua – verkauft werden.

Und welche „Entwicklung“ brächte der zusätzliche Überschuss für die Comunidad? Nehmen wir mal an, der Strom wäre tatsächlich vorgesehen, die Gemeinde mit zusätzlichem Strom zu versorgen – zusätzlich, denn es ist ja bereits genug Strom vorhanden. Sollte diese Elektrizität dazu dienen, dass jeder Haushalt zwei weitere Kühlschränke und 3 weitere Fernseher, ein paar Ventilatoren und Klimaanlagen betreiben kann? Oder ist geplant eine Industrie hier aufzubauen, welche den Strom benötigte, ihre Produkte wieder teuer ins Ausland verkauft und ihren Arbeitern Minimallöhne ausgibt, die natürlichen Ressourcen verschlingt und nichts als Verschmutzung übrig lässt – ganz abgesehen von dem ausgetrockneten Fluss, dessen Wasser später woanders hin geleitet wird? Wenn man einem Dorf schon seinen Fluss nimmt, sollte man meinen, es spränge auch etwas für die Menschen dabei heraus.

Die Menschen hier haben oft genug gesehen, wie sich die ach so grünen Wasserkraftanlagen auf die Gemeinden und die Umgebung auswirken. Wie Flüsse austrocknen, Arten sterben, Badeorte verschwinden. So zum einen im südlich gelegenen Peñas Blancas, wenige Kilometer entfernt, genauso wie das Riesenstaudammprojekt am Arenal, nahe des Nachbarortes La Fortuna. Alleine aus Prinzip gilt es daher gegen das Projekt anzukämpfen, es nicht dazu kommen zu lassen, dass jeder Fluss hier zu hydroelektrischen Zwecken in Beton und Röhren gefasst wird. Doch vor allem, wenn es schließlich, wie so oft nur um die Profite einiger weniger geht.

Tatsächlich ist das Projekt vorerst gestoppt. Dennoch finden sich heute Fernsehsender, Schulen und Universitäten ein, um das „Nein“ der Gemeinde zu unterstützen und kundzutun.

Nach einigen Stunden auf einem Felsen, einem von der Schule gesponserten Mittagessen und einem Fernsehinterview am Nachmittag ziehe auch ich mit meinem Schild langsam ab, mit als letzter der Demonstrierenden.

















BlogNo:

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...