Un Baile - ein Tanz

von gustav_11  

Anlässlich eines Treffens am Rio Savegre wurde die gesamte Belegschaft des Umweltforums, bei dem ich assistierte, zu einem Tanzabend der Gemeinde eingeladen. In meinem Kopf schwebten Bilder von Salsa tanzenden Pärchen, von Frauen mit wehenden Haaren und in schreiend bunten Kleidern und Männern in schwarzen Sakkos, zurückgegeelten Haaren und einer roten Blume am Revers und von einer Life-band, die mit Leidenschaft und viel Percussions diese so ganz eigene Musik spielt. Wie grausam doch die Wirklichkeit sein kann!

Schon von weitem dröhnten mir, leider viel zu vertraute, Bässe entgegen und beim Näherkommen erkannte ich mit Entsetzen die schlechteste Clubmusik, die in Deutschland schon vor 5 Jahren nirgendwo mehr gespielt wurde. Der Bass brachte die ganze Gegend zum Beben, aber anders als gewöhnlich regte das nicht zum Tanzen an, sondern erzeugte eher ein unangenehmes, schwummriges Gefühl in der Magengegend. Begleitet wurde der Beat von willkürlich durch den Raum zuckenden Fluppen und anderen Laserlichtern, die sich so gar nicht mit der Rhythmik vereinbaren ließen. Das Ganze in einer Lautstärke, die mir noch, abgeschirmt von 2 Wänden und mehreren 100 Metern Distanz, in den Ohren schmerzten. Das Ganze war situiert in der Gemeindehalle des Dorfes, vorne dran ein großer Fußball- und Parkplatz. Hier tummelten sich diejenigen Menschen, die genau wie ich entschieden hatten, dass 5 Dollar (!) zu viel für ein solches Spektakel seien.

Allerdings beschränkte sich das Publikum außerhalb (und auch innerhalb, wie ich durch die weitgeöffnete Tür erkennen konnte) der Halle keinesfalls auf die, von mir aus Deutschland bekannten üblichen Jugendlichen, die sich mit ihrem, für ihr Alter zu hochprozentigen Alkohol in dunkle Ecken drückten, sondern auch um kleine Kinder und Säuglinge, die zwischen den laut grölenden Betrunken zwischen Scherben auf dem Boden spielten. Die Eltern im Alter zwischen 15-20 Jahren vergnügten sich derweil auf ihre Weise, in dem sie spontan einen Wet-T-Shirt-Wettbewerb ausriefen und jedem eine Bierdusche verpassten, der wagemutig genug war ihren Weg zu kreuzen.

Abgeschreckt von diesem Verhalten begab ich mich in eine Ecke, wo einige Erwachsene in ruhiger Konversation zusammensaßen, wie mir schien. Doch schon beim Annähern erkannte ich den unverkennbaren Geruch von Marihuana und auch die tiefschürfenden Gespräche erschöpften sich im Vergleich der verschiedenen Schuhgrößen und dem weiterreichen des Glimmstängels. Auch die kleinsten in der Runde, Kinder im Alter von vielleicht 8 Jahren durften sich bedienen, da sie, so die nebensitzende Mutter, dann später besser schlafen würden.

Ich bin absolut kein Abstinenzler (das weiß jeder der mich kennt), aber wenn es daran geht selbst die Kleinsten unter Drogen zu setzen, nur um seine eigene Nachtruhe zu verbessern hört es auf! Meine Ausführungen über die gesundheitlichen Schäden dieses Verhaltens wurden von der stark narkotisierten Gruppe als lächerlicher Aberglaube abgetan und selbst die Begleiterin meiner Partnerorganisation warf mir nur ein müdes Grinsen zu, um dann die Augen zu schließen und schnarchend auf die Schulter ihres Sitznachbarn zu fallen, während das Kind auf ihrem Schoß durch die unwillkürliche Bewegung auf den Boden geschmissen wird.

Traurig ist es so etwas zu beobachten. Ein Ergebnis der frühen Elternschaft, aber vor allem des Einschleppens der westlichen Feierkultur, die sich eben nicht auf gleichaltrige in ganzer Welt übertragen lässt, vor allem wenn diese schon Kinder haben.

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