Getrenntes Zusammenleben

von gustav_11  

Der Mensch ist ein Rudeltier. Schon unsere frühen Vorfahren waren gezwungen, sich zu Gemeinschaften zusammenzuschließen, um sich besser vor Fressfeinden und eventuell lebensbedrohlichen Witterungsbedingungen schützen zu können. Aus diesem Zusammenschluss heraus entstand das soziale Leben, dass wir heute kennen.

Auch das Indianerdorf Las Vegas ist so eine Gemeinschaft, die eher gezwungenermaßen zusammen lebt. Vor etwa 30 Jahren wurden die Indianer in das bereits bestehende Dorf Las Vegas zwangsumgesiedelt. Die vorherigen Besitzer wurden gegen Auszahlung dazu gedrängt ihre Häuser und Höfe zu verlassen, um Platz zu machen für die neue Gemeinde.

Den Gemeinschaftssinn, denn die Indianer vor ihrer Umsiedlung vielleicht noch hatten, muss im Laufe der Jahre verloren gegangen sein und heute lebt man zwar zusammen in einem Tal, doch das Zusammenleben beschränkt sich auf gelegentliche Fußballspiele, zu denen sich einige Gemeindemitglieder zusammenfinden. Nun könnte man sagen, dass das bei uns auch nicht anders ist. Wie gut kennt man noch seine Nachbarn und wie viel hat man mit ihnen denn noch zu tun? Der Unterschied ist, wir sind nur selten auf die Unterstützung unseres Nächsten angewiesen. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und angesichts der Möglichkeiten, die sich vor uns auftun, haben wir nur selten das Bedürfnis für etwas gemeinsam einzustehen.

Die Indianer hingegen haben diesen Bedarf noch. Unbeachtet von der Regierung und vergessen von der Restbevölkerung lebt diese Wahlminderheit in ihren Territorien, die ihnen vormals von der Regierung „gutgeschrieben“ wurden. Hier fristen sie meist ein eher armseliges Dasein und versuchen sich und ihre in der Regel sehr großen Familien mit dem, was sie selbst auf ihren Feldern anbauen, durchzubringen. Eine tiefe Kluft herrscht zwischen der älteren und der jüngeren Generation, sie sind sich uneins über die Zukunft. Während die Alten versuchen, dass zu bewahren, was von ihrer Kultur übrig ist, streben die Jüngeren eher nach der Technologie und den anderen Errungenschaften der westlichen Welt. Dieses Auseinanderdriften verstärkt den Prozess der Entfremdung und immer mehr der Älteren haben das Dorf verlassen und sind in die umliegenden Berge gezogen, um den Kontakt auf ein Minimum zu beschränken.

Die im Dorf verbliebenen versuchen weiter ihren Traum nach Wohlstand zu erfüllen, wobei die wenigsten erfolgreich sind. Bei ihrem „Streben nach Glück“ (wenn man das so nennen will) lassen sie die Schwierigkeiten, die direkt vor der eigenen Tür warten außer Acht und richten ihren Blick auf Sehnsüchte in weiter Ferne.

Ein alarmierendes Beispiel dafür ist die Trinkwasserversorgung im Dorf. Nur etwa die Hälfte der Hütten verfügt über einen Wasseranschluss und die Sauberkeit des Trinkwassers ist besonders in der Trockenzeit ein Problem, Es gibt eine enorm hohe Krankheitsrate unter den Kindern. Die alten Wasserleitungen müssten repariert und ein neues Aquädukt gebaut werden, um diese Situation zu verbessern. Dank dem unermüdlichen Einsatz einiger weniger in der Gemeinde haben sie es geschafft, einen Verein zu gründen, um legal Unterstützung und Hilfsgelder für dieses und ähnliche Projekte zu erhalten, doch die Durchführung scheitert nicht an den Mitteln.

Kaum einer der Indianer ist bereit, seine Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung zu stellen und sei es, um die eigene Trinkwasserversorgung zu verbessern. Jeder verlangt eine gewisse Bezahlung für seine Dienste und ist nicht bereit, in Zusammenarbeit mit allen anderen das Problem in Angriff zu nehmen.

Es wäre nur ein geringer Aufwand für den Einzelnen, wenn alle mithelfen würden, doch wo kein Wille ist, da ist auch kein Weg.

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