Erdbeben 1 ... Guten Morgen?

von gustav_11  


Menschen sind glücklicherweise
kaum zu Schaden gekommen

Was ist das. Ein dumpfes Rumpeln und alles scheint sich irgendwie auseinander zu bewegen … ein Erdbeben und was für eins. In großen Wellen hebt sich der Boden auf und ab, die Lampen schaukeln an ihren langen Kabeln wild hin und her, die Stehlampe neben meinem Bett eiert zunächst auf der Stelle, bevor sie beinahe anmutig auf mich drauf fällt, das halbleere Wasserglas neben meinem Bett schwappt über und meine Brille verschwindet unauffindbar unter meinem Bett.

Zugegeben, es gibt definitiv angenehmere Arten geweckt zu werden, aber keines davon schafft es, einen in so kurzer Zeit topfit und alarmbereit zu stimmen.

Schwankend stehe ich in meinem Zimmer und versuche durch die Tür nach draußen zu kommen. Allerdings scheint die starke Bewegung der Wände den Türrahmen verzogen zu haben und ich bekomme sie nicht auf. Also torkele ich zur großen Fenstertür, die Augen zugekniffen, damit ich im Falle eines Bruches keine Glassplitter ins Auge bekomme. Angekommen im Innenhof kauere ich mich kniend auf den Boden und beobachte besorgt, wie feiner Staub von der Dachkante rieselt. Die Hunde sind völlig panisch und versuchen sich unter meinem Hintern in Sicherheit zu bringen, was meine Stabilität nicht gerade erhöht.

Nach knapp einer Minute ist es vorbei. Ein letztes Rütteln, ein letztes Scheppern, dann ist kurze Stille. Daraufhin setzen die verspäteten Schreie der Nachbarn und meiner Mitbewohner ein, die Autoalarmanlagen springen fast gleichzeitig an und in der Ferne sind die ersten Sirenen zu hören. Ein ohrenbetäubender Lärm, der eine Viertelstunde anhält und dann nach und nach wieder verebbt.

Direkt nach dem Erdbebenende versammelt sich die gesamte WG vor dem Fernseher, auf dem Schoß Laptops und Smartphones und eine Flut an Nachrichten wird abgeschickt, an Freunde, Familie und Kollegen. Gespannt verfolgen wir die Meldungen im Fernsehen und schnell kommen die ersten Informationen. Epizentrum war in Samaras auf der Halbinsel Nicoya in Guanacaste. Das Beben war im ganzen Land zu spüren und eine Tsunamiwarnung für die gesamte Pazifikküste wird rausgegeben. Die Stärke wird mit 5.8 auf der Richter-Skala bewertet, allerdings schraubt sich dieser Wert innerhalb von Minuten in die Höhe, hält sein Maximum bei 7.9 sinkt dann wieder auf 6.7 und verharrt derzeit bei 7.6.


Unordung fast überall

Die Meldungen von Costa Ricas größten Nachrichtensender sind extrem fahrig und unsicher. Der Nachrichtensprecher spricht von einem „unglaublich krassen“ Erdbeben. Direkt nach der Eilmeldung wird eine Hotline geöffnet, auf der besorgte Bürger Live ihre Beobachtungen und Sorgen zum Besten geben können und eine riesige Masse an Erlebnissen wird zum besten gegeben, die meisten davon lediglich Geschichten, wie irgendwelche Gläser aus dem Schrank gefallen oder sie mit andern Personen auf der Straße zusammengestoßen sind.

Nach und nach werden kurze Videos von Überwachungskameras gezeigt, auf denen man lediglich einige Farbschlieren erkennen kann und immer wieder kommentarlos der Amplitudenausschlag der Richter-Skala, mit dem Laien nur wenig anfangen können. Dazu kommt eine Flut an Fotos von zerstörten Häusern und Supermärkten. Facebook scheint die für den Nachrichtensender die verlässlichste Quelle zu sein und hunderte von Kommentaren werden eingeblendet und vorgelesen.

Ich habe den Eindruck, dass auch die kleinsten Ereignisse zur riesen Katastrophe aufgebauscht werden, zum Beispiel werden bereits eine halbe Stunde nach Erdbebenende über 30 Leute vermisst gemeldet, da man sie nicht über die ohnehin ausgelasteten Handynetze erreichen kann.

Eine Stunde ist jetzt vorbei, das Erdbeben scheint nun endgültig den Wert 7.6 auf der Richter-Skala zu haben, die Tsunamiwarnung wurde zurückgenommen, aber es wird vor Nachbeben bis zur Stärke 7 gewarnt. Das ganze Land wird heute nicht mehr zur Normalität zurückkehren. Supermärkte, Banken und öffentliche Plätze bleiben bis auf weiteres geschlossen und es gilt abzuwarten, ob noch was passiert.

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