Ein- und Abdrücke, die Spuren hinterlassen.

von manali_12  

Dienstagsabends im Vorbereitungsseminar schrieb ich in einen Fragebogen zu meinen persönlichen Zielen und Erwartungen für das Jahr in Costa Rica: Geduldiger werden. Gleich nach unserer Ankunft am Flughafen hatten wir ja bereits unsere erste Lektion in diesem Fach gelernt.

Eine zweite wirklich gute Gelegenheit dazu bot sich dann zwei Tage nach dem Fragebogenausfüllen, als wir Freiwilligen unsere Fingerabdrücke für die Beantragung der Aufenthaltsgenehmigung abgeben wollten. Dabei machten wir zum ersten Mal direkte Erfahrung mit Costa-ricanischem Informationschaos in Bestform:

Schon Dienstags hatten wir versucht, einen Termin bei der Migrationsbehörde auszumachen, aber keinen bekommen - wir sollten einfach ohne Termin vorbeikommen. Das versuchten wir mittwochs und fanden uns am Ende einer langen Schlange wartender Menschen wieder. Mit einer neuen Info, aber ohne Fingerabdrücke abgegeben zu haben, gingen wir bald wieder zurück: man müsste morgens ab 3 Uhr Schlange stehen, um eine Chance zu haben, dranzukommen hieß es nun. Es wurden drei Frühaufsteher gefunden, die diese Aufgabe an unserem letzten ganzen Tag in San José übernehmen sollten, und auch ich hatte mich bereit erklärt, den Kampf mit meiner Ungeduld aufzunehmen und das lange Warten mit zu übernehmen. Nach zu wenigen Stunden Schlaf gab es gleich nach Ankunft bei der Behörde die erste Verwirrung: Die Beamten wussten nichts mit unserem Anliegen anzufangen und schickten uns bald wieder weg. Schlange stehen sei für Menschen mit Studentenvisum nicht nötig, und Freiwillige seien auch Studenten, hieß es. Auch auf die Liste bräuchten wir nicht. Wir sollten einfach um 7 Uhr wiederkommen und könnten dann direkt Fingerabdrücke abgeben.

Wir Frühaufsteher wollten zwar nicht so recht daran glauben, dass das klappen würde, freuten uns aber, denn so hatten wir wenigstens die Chance, uns einen etwas gemütlicheren Ort zu suchen, um die kühle Morgendämmerung zu überstehen und konnten noch in einem Fastfoodrestaurant frühstücken, bevor wir uns um 7h zurück zur Behörde bewegten, um den Rest der Gruppe zu treffen.

Jetzt fing das Chaos aber erst richtig an. Nach einigen Minuten fiel uns auf, dass eine aus der Gruppe fehlte – weil sie als einzige in einem anderen Zimmer schlief, hatte keiner daran gedacht, sie zu wecken. In der Hoffnung, gleich dranzukommen, wurde sie eilig angerufen und fuhr kurz darauf mit den Taxi vor. Etwa gleichzeitig bekamen wir neue Desinformationen - man brauchte nun doch den telefonisch vereinbarten Termin und ein bestimmtes Formular. Eine halbe Stunde später hatten wir endlich ein paar Originale dieses Formulars in der Hand, einige Minuten später auch ausreichend Kopien für alle organisiert. Etwa 30 Minuten später wurden die Adressen der Einsatzstellen telefonisch durchgegeben und die Formulare konnten endlich ausgefüllt werden.

Während inzwischen eine andere Gruppe mit Studentenvisum vorgelassen worden war, konnten wir den Beamten immerhin die Zusage abgewinnen, dass wir unsere Fingerabdrücke noch an diesem Tag abgeben könnten. Wir müssten nur noch einen kurzen Moment warten.

Immerhin, etwas Positives hatte diese Information: im Gegensatz zu allen anderen Aussagen war sie verlässlich und sollte sich nicht mehr ändern. Sie blieb gleich. Stundenlang. Und uns blieb nichts anderes übrig, als geduldig zu sein und zu warten. Wir besorgten unterdessen weiteres Frühstück gegenüber, schliefen oder dösten an eine Mauer gelehnt, kauften uns auch Handys im Einkaufszentrum, aßen noch mehr, schliefen, warteten. Es sollte nur noch einen kurzen Moment dauern, hieß es immer wieder. Wenigstens froren wir inzwischen nicht mehr, denn es war 12 Uhr mittags vorbei und die Sonne stand fast senkrecht am Himmel.

Letztendlich ging es dann irgendwann ganz schnell – plötzlich wurden wir aufgerufen und ins Gebäude gelassen, wo wir uns in die nächste Warteschlange einreihten, diesmal immerhin mit Stühlen. Aber nach einem tatsächlich kurzen Moment wurden wir an der Schlange vorbei weitergelotst und nach einer weiteren Stunde hatten alle ihre Daten und Fingeradrücke abgegeben. Gegen 14 Uhr konnten wir endlich mit der Aktion abschließen.

Ich freue mich schon auf die nächsten Schritte des Visumsantrags!

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