Die große Lüge vom kleinen Mädchen

von carla_11  

Im Jahr 1910 starb der der letzte König Talamancas Antonio Saldaña, als er gegen die einfallende United Fruit Company aufbegehrte, die ins karibische Tiefland Costa Ricas kam, um sich dort mit Bananenanbau reich zu machen. Die indigenen Bewohner wurden weit hinein in die Berge vertrieben, während ihr Land von nun an Heimat von tausenden und abertausenden, in Reih und Glied angeordneten, Bananenstauden sein sollte.

Wer nach Talamanca fährt muss heute beide Augen zudrücken, um nicht die, bis an den Horizont reichenden, Bananenplantagen zu sehen. Aus diesem riesigen Meer leuchtet grell das Himmelblau tausender mit Cloropyrifos behandelten Plastiktüten, die als Schutz der Bananen, um sie gewickelt sind. Wer weiß schon, dass Cloropyrifos ein Schädlingsbekämpfungsmittel ist und giftig. Und wer weiß schon, dass es verwendet wird. In Banane ist ja schließlich nur Banane drin. Man könnte meinen, da kann man nicht viel falsch machen.

Nachhaltigkeit steht ganz oben in der Unternehmensbeschreibung des allseits bekannten und allseits besuchten Supermarktunternehmen REWE. Grüne Produkte heißt es dann. Das „REWE Tropenprojekt, Gemeinsam aktiv für Natur, Umwelt und Menschen“:
„Ökologische und soziale Verantwortung werden bei REWE und Chiquita großgeschrieben. Beide Projektpartner setzen sich für das Thema Nachhaltigkeit ein. Seit dem Jahr 2009 bündeln REWE und Chiquita ihre Kompetenzen, um ein richtungsweisendes Tropenprojekt zur Erhaltung der Artenvielfalt in Panama umzusetzen.“
Als Ziele haben sie sich den „langfristigen Schutz und Erhaltung der Artenvielfalt in Feuchtgebieten“, die „Gewährleistung der nachhaltigen Nutzung und Wiederherstellung der Lebensräume und Populationen“, die „Förderung des Umweltbewusstseins der lokalen Bevölkerung“ und die „Verbesserung der Lebensumstände und der wirtschaftlichen Situation der Menschen in der Region“ gesetzt.

Die Nachfrage an Bananen ist groß, weltweit und auch dort, wo sie nicht wachsen. Und groß müssen sie selbst auch sein und gleichförmig und billig und gerade so, wie der Kunde sich eine perfekte Banane nuneinmal vorstellt. Und da die Natur zwar viele Wunder vollbringt, jedoch nicht immer nur perfekte Optiken schafft, müssen Chemikalien an dieser Stelle ein bisschen nachhelfen. Regelmäßig ziehen kleine Flugzeuge ihre Runden über den Plantagen und verteilen Zusatzpestizide. Die Chemikalien werden weit getragen, regnen auch auf das Fußballfeld daneben, auf dem Kinder ihre Spiele spielen. Die Universidad Nacional hat in der Nähe der Plantagen Proben von Flusswasser bis zu Körperflüssigkeiten genommen und immer war da das Gift. Die Krankheiten, Allergien, Ausschläge machen es sichtbar und spürbar. Doch ändern tut sich nichts.

Und Chiquita, das seinen Angestellten unmenschliche Arbeitsbedingungen bietet, behandelt auch weiterhin tagtäglich hunderte von Hektar mit zerstörenden Giften. Ohne rot zu werden. Die Bananen leuchten wie immer in ihrem perfekten Sonnengelb. „Sie wachsen natürlich, […] sie sind gesund“, erzählt eines der Promotionsvideos des Unternehmens, Tochter der einstigen United Fruit Company.

Inzwischen hat das Chiquita-Vorbild-Projekt die costa-ricanische Grenze überschritten und auch Talamanca erreicht. Doch während Chiquita an ihrer Seite weiter das Land vergiftet, organisiert sich mit der Unterstützung von Kioskos Socioambientales der Universidad de Costa Rica eine Gruppe von ökologischen Landwirten und ihrer Familien im kleinen Paraíso de Sixaola, um mit ihrem traditionellen Anbau eine Alternative aufzuzeigen.

Im Kampf für einen besseren Weg. Lasst uns aufhören, die Augen zuzudrücken.



Weiterführende Info: Make Fruit fair


Video: Vergiftetes Paradies

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