El Sur, eine kleines Dorf im biologischen Korridor von ARBOFILIA, ist mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschnitten. Es gibt zwar eine Straße, oder vielleicht sollte man es eher Erdweg nennen, dorthin, jedoch ist diese in keinem sonderlich guten Zustand. Eine Busverbindung nach El Sur besteht seit ca. einem Jahr nicht mehr. Die Gründe dafür sind einfach und verständlich, es lohnt sich für das Busunternehmen finanziell nicht, den ca. 20 Einwohner großen Ort über die Schlaglochübersäte ständig bergauf und bergab gehende Straße mit der Kilometerweit entfernten nächsten Stadt zu verbinden.

Der Reparaturbedarf an dem eingesetzten Bus übertraf offenbar die Einnahmen aus den Fahrten. Kein Wunder die Straße verläuft zum Teil sogar durch Flussbette. Eigentlich könnte man nun meinen, dass El Sur nun durch das Fehlen von Fahrzeugen ein zwar schlecht angebundenes, aber dadurch auch idylisches Naturparadies ist. Der Regenwald grenzt, nicht zuletzt auch durch die Wiederaufforstungsarbeiten von ARBOFILIA, direkt an das Dorf und ein kleiner Fluss fließt mitten hindurch.

Ein schöner kleiner Ort. Jedoch nicht am Wochenende. Die holprigen Straßen, die das Busunternehmen zur Aufgabe gezwungen haben, ziehen eine ganz andere Art von Fahrzeugen und Fahrzeughaltern magisch an. Am Wochenende verwandelt sich das Dorf und der angrenzende Regenwald in eine Motor-Cross-Rennstrecke. Dutzende von Quads und Crossmaschienen rasen, teils ungebremst durch den Ort. Wenn die Crossfahrer um die Kurven sliden muss man sich gelegentlich in Sicherheit bringen.

Wochenends fallen sie rudelweise ein: Squad-
fahrer auf der Suche nach Abenteuer

Durch das massenhafte Auftreten von Crossfahrern verschlechtert sich das Wegenetz weiter, zahlen tut dafür niemand etwas. Wenigstens die kleine Bar im Ort verzeichnet dann ein bisschen Umsatz. Den Crossfahrern scheint der Regenwald, die Bachläufe etc. sehr gut zu gefallen, ob der Regenwald, die Tiere und die Pflanzen aber über die Abgase und die Lärmbelästung so glücklich sind, kann bezweifelt werden.

Zwar könnte man jetzt die schlechte Anbindung generell bemängeln, jedoch habe ich zum Thema Infrastruktur eine andere Meinung als viele andere Leute. Zwar vernetzt eine bessere Infrastruktur die Menschen besser, jedoch sorgt eine bessere Anbindung auch für erhebliche Umweltprobleme. In gut angebunden Gebieten siedeln sich wesentlich schneller Menschen an, es kommt zu Landverbrauch, Bäume können schneller gefällt und abtransportiert werden, Abgasbelastung, Müll usw. .

Schlechte Infrastruktur hat nicht nur Nachteile. Vor dem massenhaften Auftreten von Fahrzeugen schützt sie jedoch auch nicht immer, wie man leider am Beispiel El Sur sieht.