Jeder Tropfen zählt - die Wasserkrise im Obispo

von miriam_12  

Täglich bis zu 38 Grad, aber kein Wasser zum Duschen: so sieht dieser Tage die Realität auf der Finca von Fedeagua aus. Warum? Im letzten Jahr hat es viel zu wenig geregnet und inzwischen befinden wir uns am Ende der Trockenzeit.

"Trockenzeit heißt nur, dass es etwas weniger regnet als sonst", sagten sie über Costa Rica. Das mag stimmen – in den meisten Teilen. In Guanacaste jedoch bedeutet das Wort Trockenzeit, dass es monatelang nicht regnet. Ein leichter Sprühregen ist das höchste der Gefühle, einer der kurzen, extrem seltenen Schauer das Gesprächsthema Nummer eins.

Das hat natürlich seine positiven und negativen Auswirkungen. Brücken können erneuert werden, weil die zu überquerenden Flüsse ohnehin kein Wasser führen, in anderen kann man nur jetzt baden, weil es sonst zu gefährlich wäre. Ackerbau ohne ein Bewässerungssystem (wie zum Beispiel auf der Finca von Wilmar) – ist kaum möglich. Der Boden wird hart und trocken, teilweise rissig. Einige Baumarten werfen ihre Blätter ab und jedes Abbrennen von Feldern, Müll, etc. kann leicht zum Waldbrand werden. In manchen Nächten sieht man gleich mehrere Stellen auf einem einzigen Hügel lodern. Und wie ich in Pozo de Agua beobachten konnte, kümmern sich die Menschen oft gar nicht großartig um Feuer – erst nach Stunden wurde die Feuerwehr gerufen.

Bei uns im sogenannten Obispo de la Mansión ist die Wasserknappheit ganz real. Denn: wir teilen und mit 36 anderen Familien einen Brunnen. Jeden Morgen zwischen halb sechs und sechs kommt das Wasser. Im Winter merkt man davon gar nichts, aber jetzt im Sommer wird die kurze Zeit des Wasserdrucks von allen Familien genutzt – so vergeht sie natürlich noch schneller. Inzwischen sind es teilweise nur noch fünf Minuten, in denen der Druck aus den Leitungen hoch ist und der Tank für den Tag befüllt wird. An einigen Tagen kam gar nichts an.

Vor einem Monat haben wir nach hohem Wasserverbrauch eine halbe Woche lang jeden Mittag einen leeren Tank gehabt – zum Glück hat die Herberge samt Duschen einen Extra-Tank. Dieser ist aber inzwischen auch leer und wird durch den fehlenden Wasserdruck gerade auch nicht wieder befüllt. Als ich vor einer knappen Woche für einige Tage nach Cartago gefahren bin, war die Wassersituation schlecht. Inzwischen ist sie noch schlechter – wir haben gerade genug Wasser zum Trinken und Kochen und um die Baumschule und einige andere Pflanzen am Leben zu halten. Gerade hat der Schwiegervater meines Mitbewohners William mit dem Pick-up zwei Wasserkanister gebracht - um ein bisschen Wäsche und uns selbst zu waschen. In den letzten Tagen als ich nicht da war, haben William und mein Mitfreiwilliger Conny bei den Nachbarn Wasser holen müssen, um überhaupt etwas zu haben.

Doch es gibt einen Lichtblick: nachdem die Finanzierung gelöst werden konnte, werden wir noch im Laufe dieser Woche, vielleicht schon morgen, den Brunnen von Fedeagua reparieren können, was schon seit längerem geplant und nun noch wesentlich dringender ist. Da auch neue Wasserleitungen gelegt werden müssten, wird erst einmal nach wie vor wenig Wasser aus den Leitungen kommen. Aber für die kurze Übergangszeit bis zum Anschluss des Brunnens an die Leitungen lässt es sich auch problemlos mit Wasser aus Eimern leben. Ich bin nur froh, bald wieder eine Wasserversorgung zu haben, bei der ich nicht jeden Morgen zittern muss, ob und wie viel Wasser kommt.

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