Festungsbaumeister

von maurice_12  

Wer in eine costa-ricanische Stadt kommt merkt schnell das hier alles etwas anders aussieht als in Europa. Die Häuser sind meistens nur ein- maximal zweistöckig. Wer das rasante Bevölkerungswachstum Costa Ricas kennt, kann sich denken, das diese ziemlich platzintensive Bauweise in Zukunft zu erheblichen Landverbrauch führen wird. Was dem Betrachter aber als erstes auffällt ist nicht dies, sondern die Sicherheitsvorkehrungen die die Gebäudebesitzer trafen.

Costa Rica ist das Land des Stacheldrahts. Wen sich hier jemand ein Stück Land kauft, dann kann man den neuen Eigentümern mit fast 100%iger Wahrscheinlichkeit bei einem Costa Ricanischen "Brauch" zuschauen. Erstmal überall dick Stacheldraht drum. Vollkommen egal ob daneben ein riesiger Abgrund ist oder ein Fluss durch den eh niemand kommen könnte. Es werden erst Pflöcke in die Erde geschlagen und dann gibt es erstmal ein paar Lagen Stacheldraht.

Die Hausbauweise funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip. Es müssen überall wenigstens meterhohe Mauern oder Gitter drumherum gebaut werden. Obendrauf kommt natürlich.... Stacheldraht. Die Fenster und Türen sind dann nochmal extra vergittert und oft sorgt auch noch eine Vergitterung vor dem Hauseingang bzw. der Terrasse für den ultimativen Dreifachschutz. Daneben gibt es dann natürlich oft noch einen oder zwei Hunde. Ab und an sieht man sogar Häuser deren Garten von oben eingezäunt ist, vermutlich gegen Luftangriffe oder Spiderman´s fiesen lateinamerikanische Zwillingsbruder, der zuvor das 5 Meter hohe Gitter und den Stacheldraht ueberwunden hat.

Eigentlich würden mir die kleinen costa-ricanischen Häuser mit ihren stets bunt bemalten Wänden sehr gut gefallen, wenn sie nicht durch sämtliche Sicherheitsmaßnahmen derart entstellt werden würden. Costa Rica ist eigentlich ein Land mit zumindest für mittelamerikanische Verhältnisse, eher geringer Kriminalitätsrate. Aber es ist natürlich auch nicht Deutschland, es gibt zum Teil schon in einigen Städten/Stadtteilen teils erheblich Kriminalität. Dennoch erscheinen mir derartig übertriebene Sicherheitsvorkehrungen nicht ganz einleuchtend.

Manchmal scheint die Sicherheit sogar vor dem Nutzen des Grundstücks zu gehen. In San José fand ich einen winzig kleinen Garten, der komplett eingezäunt war, von oben. Hier kann niemand mehr was damit anfangen, nicht einmal der Grundstücksbesitzer. Den Müll, der natürlich in fast schon typischer Tico-manier dort reingeworfen wird, wenn jemand vorbeigeht, bekommt da niemand jemals wieder raus. Dafür ist der "Garten" sicher, z.B. gegen Obdachlose und andere Eindringling. Nutzen tut er dafür niemand mehr und schön ist es auch nicht.

BlogNo:

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...