Der Regenwald der Österreicher

von manali_12  

Nur wenige Kilometer entfernt von Río Claro arbeitet ein Bekannter meines Mitbewohners in der Tropenstation La Gamba. Das Projekt Regenwald der Österreicher zieht viele deutschsprachige Freiwillige an und ist hier in der Umgebung relativ bekannt. Wenn ich erzähle, dass ich einen Freiwilligendienst hier ableiste, werde ich öfters gefragt: Aus den USA, von der Kirche? Verneine ich beides und sage, dass ich deutsche bin, lautet die nächste Frage oft: Bei den Österreichern? Denn davon abgesehen gibt es hier in Río Claro wenige Projekte, die Freiwillige berherbergen.

Obwohl ich seit einem halben Jahr in Río Claro bin, konnte ich erst gestern die nur wenige Kilometer entfernte Tropenstation in La Gamba kennenlernen, in der Bäume aufwachsen, die später in Wiederaufforstungsprojekten gepflanzt werden.

Samen oder auch kleine Baumsetzlinge, die in naheliegenden Gebieten gesammelt oder teilweise auch von umliegenden Fincas geschenkt werden, werden großgezogen, bis man sie anschließend auf Landstücken, die wiederaufgeforstet werden sollen, pflanzt. Ziel des Projektes Regenwald der Österreicher ist es, durch den Kauf von Grundstücken, die anschließend in den seit 1991 bestehenden Nationalpark Piedras Blancas eingegliedert werden, den Esquinas-Regenwald im Süden Costa Ricas zu schützen (mehr Infos auf der Website www.regenwald.at. Dieser Landkauf wird überwiegend über Spenden, die zum Großteil aus Österreich gemacht werden, finanziert.

Die Baumaufzuchtstation in La Gamba wird dabei auch stark von Freiwilligen unterstützt, die sich um die Baumsetzlinge kümmern, und dient auch als Forschungs-, Lehr- und Weiterbildungsinstitution der Universität Wien. Baumsetzlinge gibt es hier in großen Massen. Die kleinsten Setzlinge stehen im Gewächshaus, das in Costa Rica anders als in Deutschland dazu dient, Pflänzchen vor zu heftiger Sonneneinstrahlung und zu starken Regenfällen zu schützen - und nicht vor Kälte oder Schnee.

Größere Bäumchen, stehen auf dem Gelände herum, gleichartige Baumsetzlinge nebeneinander, grob nach Alter, bzw. Zustand sortiert, und je nach Bedürfnissen mehr im Schatten - im Schatten der unausweichlichen Bananenstauden, eines Sternfruchtbaums, einer Guave - oder in der Sonne. Eine kleine Gruppe vereinzelter Bäume stehen in einem Kreis etwas abseits. Mein Bekannter nennt sie "desconocidos" - unbekannte Bäume, man kennt ihre Namen nicht, weiß nicht genau was sie sind.

Auch sie werden, bunt durchmischt mit den bekannten Bäumen mit bekannten Bedürfnissen und Eigenschaften auf den Grundstücken ausgesetzt, auf denen wieder aufgeforstet wird. Ich half an diesem Tag dabei mit, einige neue Bäume auf einer solchen Fläche unterzubringen. Noch sieht man hier zwar wenige Bäume und viel Gras und Unkraut, aber schon in wenigen Jahren werden die kleinen Baumsetzlinge zu Bäumen herangewachsen sein, und ein hoffentlich naturnaher Wald wird sich entwickeln.

Solche Wiederaufforstungsprojekte allerdings können nur dann ihre volle Wirksamkeit im Klimaschutz entwickeln, wenn wir alle uns gleichzeitig aktiv gegen die Abholzung von (Ur-)wäldern einsetzen. Denn welchen Sinn ergibt es, dass an einer Stelle mühsam Bäume gepflanzt werden, während man anderenorts in rasender Geschwindigkeit bestehende Waldsysteme abholzt?

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