¡Ola Costa Rica!

von julius_12  

Nach der wahrscheinlich längsten Nacht meines Lebens, lande ich noch vor der Morgendämmerung nahe San José, in Costa Rica. Mit etwas mulmigen Gefühl quäle ich mich durch die Kontrollen am Flughafen. Ich gehe die Liste, die mir Hermann noch kurz vor Abflug gemailt hat noch einmal durch: Geld, Telefonkarte, Miguel anrufen, warten!

Mit vielen, vielen Colones (100.000), stehe ich plötzlich ohne Prepaid-Karte vor dem Flughafen und lehne geistesabwesend Angebote von Taxifahrern ab. In der Hoffnung nicht ohne Mitfahrgelegenheit und spärlichen Sprachkenntnissen am anderen Ende der Welt zu versauern, genieße ich den angenehm kühlen Sonnenaufgang.

Anders als erwartet, erspähe ich nach kurzer Zeit Miguel, meinen zukünftigen Mentor, in einem silbernen Geländewagen in das Parkhaus einbiegen. Ohne große Worte aber "sympathisiert" fahren wir in Richtung "Carara Ecological Corridor". Staunend genieße ich die Fahrt an diesem so jungen Tag, während mir Miguel die geologische Entstehungsgeschichte Mittelamerikas und die daraus resultierenden Besonderheiten der "Biosystems" erklärt. Ich habe nur ein halbes Ohr für ihn - die Augen beherrschen die Lauscher! Alles ist grüner als grün! Die Landschaft wechselt minütlich, eingefasst durch die Vulkane, die man in jeder Richtung sehen kann.

Miguel lässt sich nicht lumpen und lädt mich am wohl schönsten Frühstücksplatz auf der Strecke in eine "Soda" ein. Mit Panoramablick auf "Cerro Turrubares", die Erhebung, welche den immerfeuchten Regenwald in dieser Region begrenzt, genieße ich mein erstes mal "Gallo Pinto" mit Ei, Tortilla und Backbanane. Noch verträumt am Kaffee nippend, erspähe ich den ersten Tukan.

Die Reise geht weiter! Eine Tradition gebietet es, von einer "Ethnoregion" in die Andere zu Fuß zu gehen und so lässt mich Miguel aussteigen und die vor uns liegende Brücke über den Fluss, welcher eine solche Grenze darstellt, per pedes überwinden. Wie Wächter liegen bis zu vier Meter lange Alligatoren an den Ufern.

Nach mehreren kurzen Stops: Einkaufen, Pazifik schauen, Getriebe des Wagens fetten, findet der Jeep seinen Einsatz, den die Straße wird immer mehr zum Waldweg mit teils steilen und ausgesetzten Passagen. Der Wald wird immer dichter und es verfangen sich die Wolken in Ihm. Unglaublich wie viele Tiere man hier sieht und hört! Bald soll ich die Strecke selber fahren, eröffnet mir Miguel.

Nach ein paar Dörfchen kommen wir bei Giovanni an, die Sprachbarriere ist nur schwer zu überwinden. Zu viele Eindrücke!

Es gibt wieder Gallo Pinto mit Ei, doch durch die wechselnden Beilagen und frischen Koriander, wird es nicht langweilig. Ich bin voller Tatendrang, aber muss erst einmal abbremsen. Miguel muss nach einem "Power-Napp" zunächst das Organisatorische mit uns klären. Dabei wird die nächste Woche geplant, Geld rationiert und philosophiert. Ja, er ist ein Philosoph - dieser sanfte Riese! Überall sticht er heraus, wo hier doch alle so klein sind. Und jeder scheint ihn zu kennen, auch wenn er nicht Alle kennt, wie er zugibt.

Nachdem der Nachmittagsregen durch ist, geht es endlich los! Mit dem Jeep drei Bäche durchqueren und schon ist man an der "CEC-Station". Überall verrückte Vögel! Den Weg zu den Kakaobäumen haben Blattschneideameisen fest im Griff. Das ist also der Regenwald - Warm, feucht und obwohl wir auf einem Weg sind, bin ich froh meine Gummistiefel zu tragen.

Nun zur Station. Sie ist riesig und schön, aber es steckt kein Leben in Ihr. Schade! So viel Potential. Soll ich hier wirklich allein meine Nächte verbringen? Miguel muss los, dass schöne Auto hatten wir nur zur Probe. Der einzige Mensch, der Englisch kann lässt mich für eine Woche zurück. Au Backe! Und dann auch gleich noch die erste Schlange, mit einem Frosch im Maul, schlängelt sie davon. Ich glaube verstanden zu haben sie sei nicht gefährlich.

Zurück bei Giovanni setze ich mich an die Bücher, aber mein Kopf ist voll. "Heute lernst du keine Sprache mehr!": sage ich mir und gehe unter die Dusche. Das kalte Wasser lässt mich ankommen.

Es wird schnell dunkel und der Dschungel immer lauter. Frösche quaken in höchsten Tönen. Im Dorf bin ich heute wahrscheinlich Gesprächsthema Nummer Eins. Beim Abendbrot verstehe ich wieder gar nichts, nur den jungen Sohn.

Heute schlafe ich noch bei Giovanni's Familie.

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1 Kommentar

Kommentar von: FaniA [Besucher]

Heyyy Julius, das hört sich schon ganz schön spannend an, obwohl es ja jetzt erst richtig los geht! Den ersten Overload kann ich gut nachfühlen. Ich wünsche Dir alles Gute und grüß das erste Faultier, das Du siehst von mir;)


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