Wie aus Nichts ein kleines Festival wird: IniciARTE 2013 – Eine Initiative für Kunst und Kultur in San Ramón de Río Claro.

von manali_12  

Hier in Costa Rica gibt es außerhalb der Metropole San José in den Dörfern und Städten oft wenig kulturelles Angebot. So ist es auch hier in Río Claro. Ein paar Freunde von mir möchten das ändern. Das heißt, von null anzufangen, etwas aufzubauen. Eines Abends vor etwa sechs Wochen, an dem wir gemütlich zusammensaßen, nahm die Idee ihre erste Gestalt an, als ich von Deutschland erzählte, davon, dass ich von dort hier am meisten die Kultur vermisse, die Kunst, Live-Musik in Bars, in denen man gemütlich zusammensitzen kann, Ausstellungen, Filmvorführungen, Diskussionen, etc.

Wir entwarfen die Idee, einen Konzertabend unter freiem Vollmondhimmel, auf dem Platz vor dem Gemeindehaus San Ramóns, mit Bands und Musikern aus dem Dorf und den umliegenden Orten, zu veranstalten, natürlich kostenlos, denn sonst würde kaum wer kommen. Und dann spannen wir, im Laufe der nächsten Tage, den Gedanken weiter, bis das Veranstaltungsprogramm zuletzt einen ganzen Tag füllte und nicht mehr nur in einem Konzert für die Jugendlichen, sondern einer Vielzahl weiterer Aktivitäten vor allem für Kinder bestand, die wir, ohne große Vorerfahrung organisierten und koordinierten:

Morgens sammelten wir mit der lokalen Kinderumweltgruppe Müll im Dorf, aus dem sie anschließend Mosaike zusammenlegten. Dass dafür der Müll noch einmal angefasst werden musste, ekelte die Kinder am Anfang, dennoch entstanden in kurzer Zeit schöne Bilder dabei, mit ebenso schönen Botschaften: Ein Kind beim recyceln, der Fluss voller Fische und ein Baum voller Früchte, aus Müll zusammengelegt. Dass der Müll noch einmal in die Hand genommen werden musste – das war ein Teil der Idee, zu einem bewussteren Umgang mit den Abfällen beizutragen, und wurde von einem kleinen aufklärenden Gespräch über Recycling begleitet. Für ihre Teilnahme beim Müllsammeln und die Gestaltung der Müllmosaike wurde jede Kindergruppe mit einem Baumsetzling belohnt, für den sie gemeinsam einen Platz finden sollen, an dem sie ihn einpflanzen und großziehen möchten.

Am Nachmittag traten eine Tanz- und eine Theatergruppe aus Schulen aus der Umgebung auf, später gab es auch noch Clowns und Spiele, an denen auch das Publikum teilnahm.

Anschließend führten wir einen Film vor – die Kinder, die teilweise schon seit dem frühen Morgen an den Aktivitäten teilnahmen, lagen teilweise ziemlich erschöpft auf Decken auf dem Boden und schienen fast einzuschlafen. Das Popcorn, das wir spontan besorgten und gegen Mitte des Films an die Kinder verschenkten, weckte ihre Energien erneut.

Einige Kinder blieben bis in den Abend, als die Konzerte mit jungen Bands und Musikern aus dem Dorf und aus der Gegend veranstaltet wurde – zwar kam wenig Publikum, dafür nahmen die, die da waren, intensiv am Konzert teil – wer Lust und Laune hatte, sprang auf die Bühne und spielte spontan eines oder ein paar Stücke mit den anderen Musikern. Es gab viel Raum zum Tanzen – aber auch Kritik: Anwohner fingen gegen 20h an, das Dach des Gemeindehauses mit Steinen zu bewerfen und riefen die Polizei; die verschwand allerdings schnell und freundlich gestimmt wieder, nachdem sie in einem kurzen Gespräch mit uns die Idee des Konzerts gehört und unsere Veranstaltungsgenehmigung gesehen hatte. Erst als sie wieder weg waren, kam ich auf die Idee, dass wir uns eigentlich über die Intoleranz der Steine werfenden Anwohner hätten beschweren können. Die wöchentlich stattfindenden Gottesdienste der nahegelegenen Kirche machen zur gleichen Uhrzeit Lärm in einer ähnlichen Lautstärke, und das sogar regelmäßig.

Um 20.30h beendeten wir das Konzert wie geplant, und ziemlich müde verschlossen wir gegen 21h die Türen des Gemeindehauses: ich war morgens um 4h aufgestanden, um die Soundanlage per Taxi aus der nächstgelegenen Stadt zum Gemeindehaus zu transportieren. Zum Glück konnten wir sie zunächst einmal bei mir zuhause deponieren und gründlich ausgeschlafen am folgenden Nachmittag zurückgeben.

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