Wasser

von manali_12  

Wasser ist ein Thema, mit dem man in Costa Rica unvermeidlich immer wieder in Kontakt kommt. (Siehe auch: Sauberes Trinkwasser? oder Keine Selbstverständlichkeit: Sauberes Wasser.) Wenn ich meinen bisherigen Aufenthalt in Costa Rica unter diesem Aspekt zusammenfassen müsste – mir fielen spontan so einige Stichpunkte ein, die ich zu Anekdoten und Geschichten, zu gesundheitlichen oder politischen Diskussionen ausbauen könnte:

  • ein Ausflug zum Fluss in Chachagua mit der gesamten, damals noch recht großen Freiwilligengruppe ganz zu Beginn des Jahres, währenddessen wir unerwartet in einen dieser hier so typischen Regengüsse gerieten, in dem mehr als ein Mobiltelefon sein Leben verlor – und die Erkenntnis, dieses eben besser immer in einer Plastiktüte zu transportieren.
  • Mein Erstaunen als in einem eben dieser Regengüsse meine Flipflops vorm Haus eines Freundes verschwanden – einen fand ich nach Ende des Regens, als das Grundstück nicht mehr aussah wie ein überschwemmtes Reisfeld, um drei Ecken des Hauses geschwommen wieder. Dem anderen musste ich noch etwa 30m weiter entlang den vielleicht 30cm tief ausgehobenen und ebenso breiten verwinkelten Abflusskanälchen, die hier jeder gezwungenermaßen um sein Haus oder Grundstück zieht, und im Idealfall im Eingangsbereich mit einer mehr oder weniger improvisierten Brücke oder einem Steg versieht, bis zu einer Senke am Rande des Fußballplatzes folgen, in der sich so allerhand Müll sammelte, der hier wohl regelmäßig angeschwemmt wird.
  • Viele, viele Häuser in denen das Abflussrohr einfach ein paar (Zenti)Meter hinter oder neben dem Haus in einer schaumigen Pfütze voller Müll endet, die gelegentlich trocknet, und gelegentlich überflutet ist.
  • Die Dengue-Vorsorge-Kontrolleure, die gelegentlich überall vorbeischauen und Behälter suchen, in denen in abgestandenem Wasser eventuell Moskitolarven heranwachsen könnten.
  • Meine Ungeübtheit darin, Kleidung im Fluss zu waschen, wie es bei meinen Besuchen im indigenen Territorium die Regel ist – die Kinder haben es mir beigebracht – und im gleichen Atemzug zu erwähnen, immer wieder mein Entsetzen darüber, wieviel Waschpulver und Chlor hier, innerhalb eines meines Erachtens noch halbwegs intakten Ökosystems in, den Fluss geschüttet wird.
  • Meine Bedenken, mir beim „Genuss“ des Trinkwassers in Las Vegas, das an schlechten Tagen mit Laubstückchen und Sediment verziert serviert wird, und sich an guten zumindest optisch kaum von dem unterscheidet, was die Leser_innen vor Augen haben, wenn sie an „Trinkwasser“ denken, irgendeine schlimme Magen-Darm-Krankheit zuzuziehen, und gleichzeitig meine Angst vor den Wurmkuren, rezeptfrei aus der Apotheke, und wie einer Vielzahl der hier zugelassenen Medikamente ohne langfristigen Studien zu Risiken und Nebenwirkungen veröffentlicht, nach denen ich vertrauensvoll Arzt, Apotheker oder den Beipackzettel zu befragen gewohnt bin. Hier: Fehlanzeige. Pillen und Tabletten werden in der benötigten Menge ausgeschnitten und selbstverständlich ohne Packung und Gebrauchsanweisung verkauft.
  • Meine Bemühungen ebendiese Trinkwasserversorgung für Las Vegas durch sanften, freundlichen, aber konsequenten Druck beim staatlichen Wasserversorger Acueductos y Acantarrillados (AyA) zu verbessern, indem ein neues Aquädukt gebaut wird. Der Stillstand dieser Bemühungen im Moment, in dem eine Verfassungsbeschwerde für das gesamte Gebiet Punta Burica inklusive des indigenen Territoriums Conte Burica, in dem Las Vegas liegt, den staatlichen Wasserversorger dazu zwingt, wesentlich weitreichendere Wasserversorgungs-Neubauten zu planen.
  • Mein fünftägiger Krankenhausaufenthalt im schimmligen Achtzehnbettschlafsaal des Krankenhauses von Golfito - wegen einer infektiösen Entzündung im Knie, die ich mir während der Besichtigung einer Quelle zum Zweck des Aquäduktbaus zugezogen hatte – immerhin mit Fliegenfenstervergittertem Ausblick aus Meer – aber ohne das Recht, den Schlafsaal auch nur eine Minute zu verlassen.
  • Natürlich auch gelegentlich Ausflüge an Pazifikstrände an arbeitsfreien Wochenenden und Ausflüge an Atlantikstrände in einer Ferienwoche... Badeausflüge ans Flussufer im Sommer.
  • Immer wieder die Ratschläge von Einheimischen, hier oder dort nicht baden zu gehen, weil es zu gefährlich sei, teilweise Unverständnis bei Betrachten des Ortes, aber immer Respekt, denn selbstverständlich kann, wer sein ganzes Leben hier verbracht hat, die Gefahren, die das Wasser bergen kann, besser einschätzen als ich.
  • Und zuletzt, und auch das zum Thema Gefahren, die große unbekannte „cabeza de agua“, ein plötzlicher Anstieg im Wasserniveau eines Flusses oder Bachs, vor der immer wieder gewarnt wird, vor der alle so viel Angst haben. Gesehen habe ich immer noch keine, aber gemeinsam mit einer Reihe von weiteren unglücklichen Umständen hat eine von ihnen einen der Einwohner von Las Vegas getötet. - Mehr dazu im nächsten Blog.
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