Von Blutdruck, Dengue und Syphilis: Brigada Estudiantil de Salud

von miriam_12  

Kaum aus dem Urlaub zurückgekommen, bekam ich einen Anruf: „Kannst du ab übermorgen eine Gruppe Medizinstudenten nach Sámara und Ostional begleiten und Fotos machen? Morgen ist eine Reunión, da erklär ich dir alles genauer.“ Medizinstudenten an den Strand zu begleiten klang gut, also sagte ich zu.

Die Medizinstudenten waren Costaricaner, die an der Escuela Latinoamérica de Medicina in Kuba studieren. Einige der zwölf jungen Erwachsenen hatten schon ihren Abschluss und mussten ihn nur noch in Costa Rica legalisieren, andere hatten ein bis fünf Jahre Studium schon hinter sich. Als Arzt praktizieren darf in Costa Rica noch keiner von ihnen, doch die meisten haben schon ein breites Wissen und viele Erfahrungen.

Gerade haben die Studenten Ferien und sind deshalb in Costa Rica. Die Idee der freiwilligen „Brigada Estudiantil de Salud“ ist es, ein bisschen von dem gelernten schon mal im eigenen Land für die Bevölkerung einsetzen zu können. Dabei geht es hauptsächlich um Prävention und darum, das Gesundheitsbewusstsein zu stärken.

Die Zielgebiete waren zwei Randgebiete des Touristenorts Sámara und das Dorf Ostional (Link). Dort gingen die Studenten Pärchenweise von Haus zu Haus um die Daten und das familiäre Krankheitsbild der Menschen zu erfragen, bei den älteren den Blutdruck zu messen und gegebenenfalls Empfehlungen zu geben. Außerdem konnten sich die Bewohner mit allen Fragen und Zweifeln die sie hatten, an die Studenten wenden. Ein weiterer Bestandteil des Gesprächs war eine Kurzinfo zur Dengueprävention. In den Gemeinden bei Sámara gab es jede Menge Leute, die in der letzten Zeit an Dengue erkrankt waren – in Guanacaste und vielen weiteren Teilen Costa Ricas gibt es lokale Epidemien.

Abends gab es Versammlungen mit allen Interessierten in den Dörfern. Es ging um die drei verbreitetsten Krankheiten: Bluthochdruck, Diabetes und Dengue. Im Fokus stand die Prävention der Krankheit, doch auch woran man sie erkennt und was man machen sollte, wenn man erkrankt ist oder Verdacht auf Erkrankung hat. Außerdem konnten wieder Fragen aller Art gestellt werden. Dabei kamen teilweise auch kuriose Fragen oder merkwürdige, nicht echt wirkende Geschichten zutage. So erfragte ein Herr, ob ihm die Studenten nicht einen Kontakt nach Kuba vermitteln könnten für eine Magenoperation und wie denn die Konditionen dort so wären. Eine Frau erzählte in den Hausbesuchen von einer Menge Krankheiten und Leiden, darunter eine achtfache Operation an der selben Stelle des Körpers.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der BES waren die Besuche in Schulen. Zwei colegios wurden besucht, drei Gesprächsrunden mit jeweils etwa 40 Schülern verschiedener Altersstufen gab es. Das Thema: Sexuell übertragbare Krankheiten. Von Schülerseite wurde dem erst mal mit peinlichem Schweigen und Gekicher begegnet, doch mit der Zeit schafften die drei Studenten es, die Mauer zu durchbrechen. Sie informierten über die verbreitetsten Krankheiten und über die Prävention. Da es in Costa Rica nicht einen Sexualkundeunterricht wie zum Beispiel in Deutschland gibt, ist das eine sehr wichtige Aktion gewesen. Nur eines hatte mich ein wenig irritiert: Es ist zwar richtig und wichtig zu erwähnen, dass die einzige komplett sichere Prävention die Abstinenz ist, doch diese – unter Jugendlichen! - als richtigen, dem Kondom vorzuziehenden Weg anzupreisen erscheint mir doch ziemlich unrealistisch. Doch dies kam nur bei der ersten der drei Gesprächsrunden vor, danach hatte ein anderer der Studenten das Thema mehr übernommen. Einige Schüler sind auch am Schluss noch mit privaten Fragen zu den Studenten gekommen.

Insgesamt finde ich diese Aktion sehr wichtig und gut und ich würde jederzeit gerne wieder eine BES begleiten. Das Verhalten von manchen der Studenten ist mir allerdings ziemlich schlecht in Erinnerung geblieben.

Es ist ja okay, ein Bier zu trinken – aber nicht um halb elf Uhr morgens, vor den Augen der Leute, die uns Essen und Unterkunft geben, vor den Augen der Bewohner, die gerade von anderen Studenten den Blutdruck gemessen bekommen.

Es ist auch okay, abends feiern zu gehen – aber nicht wenn man dann nach einer Stunde Schlaf die Hausbesuche so schnell wie möglich abschließen möchte und weder alle Daten noch den Blutdruck nimmt und erst recht nicht über Dengueprävention redet. Es ist auch okay, dass einen Dinge stören – aber nicht hinter dem Rücken des Organisatoren Wilmar (eines Mitstudenten, mit manchen sogar gut befreundet) schlecht über jenen zu reden.

Später habe ich mich mit eben jenem Wilmar unterhalten. Er hat schon mal an einer BES in Honduras teilgenommen. „Wir sind morgens um sechs aufgestanden, haben um 7 gefrühstückt und waren dann den ganzen Tag unterwegs, von Haus zu Haus, und abends haben wir die Daten zusammengetragen, manchmal bis zwei Uhr nachts.“, erzählte er mir. „Aber das war auch ein anderer Typ Leute, die da mitgemacht haben.“

Trotzdem, ich finde es schön, dass manche Studenten einige Tage ihres Montas Urlaub in der Heimat für so etwas bereitstellen.

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